Schadet nix, die Geschichte nochmal...
...hervorzukramen:
"Zur Geschichte des Spekulationswahns
Man schrieb das Jahr 1711. England und Frankreich standen seit Jahren in einem Krieg gegeneinander, der beide Länder an den Rand des Ruins brachte. So verbreiteten sich in Frankreich auf dem Lande Bauernunruhen, und in den Städten kam es aufgrund von Teuerungen zu Revolten, weil die Steuern mit der Schuldenspirale durch den Krieg immer weiter anstiegen."
Jo, etwa so wie heute, nur ein paar Ländernamen austauschen.
"John Law war allen Legenden zum Trotz nichts weiter als ein Zocker, der seiner Leidenschaft durch einige monetaristische Abhandlungen ein wissenschaftliches Ansehen verleihen wollte. Die Arbeit im Kontor seines Vaters, eines Goldschmieds und Bankiers in Edinburgh, wurde ihm schnell lästig, so daß er sie nach dessen Tod 1688 sofort aufgab und fortan von seinem Erbe lebte. Er war damals gerade 17 Jahre alt. Die Ausbildung für seinen späteren "Beruf" als Bankier und Finanzberater der französischen Regierung verschaffte er sich in den Spielhöllen Europas. (...)
Er übernahm einen Staat, dessen Finanzen durch Krieg und Korruption so zerrüttet waren, daß der sofort einberufene Staatsrat angesichts von drei Milliarden Livres Schulden mit dem Gedanken spielte, den Staatsbankrott zu erklären. Weil dann aber die Banken und anderen Finanzinstitute leer ausgegangen wären, verwarf man diese Idee als unredlich und ruinös. Auch die anderen Vorschläge zur Verbesserung der finanziellen Lage des Staates endeten im totalen Fiasko. Durch Umprägung z.B. wurde die Währung um ein Fünftel abgewertet..."
... siehe Euro-Einführung
"..., was aber alle Handelsvereinbarungen mit dem Ausland durcheinanderbrachte. Als nächste Verzweiflungstat wurde ein Staatsgerichtshof eingerichtet, der sich mit den Folgen der Korruption von Kreditvermittlern und Steuerpächtern beschäftigen sollte. Auf diese Weise kamen zwar 180 Mio. Livres zusammen, davon wurden aber nur 80 Mio. für den Schuldendienst verwendet, 100 Mio. versickerten in den Taschen der Höflinge."
So ein Staatsgerichtshof wäre doch heuer auch sehr interessant.
"John Law schlug vor, zur Wiederherstellung des Vertrauens in die Finanzen eine Bank zu gründen, welche die Verwaltung der königlichen Einnahmen übernehmen und Banknoten herausgeben sollte, die einerseits durch die Steuereinnahmen und andererseits durch Grund und Boden gedeckt wären."
Hm, erinnert etwas an "FED und Konsorten" sowie an die "Bundesagentur für Finanzen GmbH".
"Gleichzeitig wurde eine Public-Relations- Kampagne in Gang gesetzt. Die Höflinge priesen ihn bei jeder Gelegenheit, und bald wurden große Dinge von ihm erwartet."
Joa, PR gibbet heutzutage auch genug. Da wird finanzgespritzt und gezinssenkt und geriestert, was das Zeug hält. Das schafft Vertrauen - und spült Geld in leere Kassen.
"Am 5. Mai 1716 erging ein königliches Edikt, das John Law zusammen mit seinem Bruder zur Gründung der Banque Generale bevollmächtigte, deren Banknoten auch zur Bezahlung von Steuern zugelassen wurden."
Soag i' ja, die FED.
"Und tatsächlich wurde die Nation vom Spekulationsfieber ergriffen, obwohl die ganze Operation nur auf Versprechungen und Vermutungen gegründet war...,"
Kennen wir auch.
"Der nächste Schritt, den Law und der Regent vollzogen, ist geradezu unglaublich: die Privatisierung der Staatsfinanzen. Auf die heutige Situation übertragen würde das bedeuten, daß unser Finanzminister das Recht, Steuern einzutreiben, sowie die Leitung der Bundesbank und den Außenhandel an z.B. die Deutsche Bank verkaufen würde."
Not macht halt erfinderisch.
"Diese Bank würde dann über eine riesige Geldmenge verfügen und mit den Staatsfinanzen herumspekulieren, wie das heute in den USA schon mit den Rentenfonds der Fall ist."
Haben wir heute also auch schon bzw. wieder.
"Aber das konnte den Niedergang auch nicht mehr aufhalten. Zuerst regten sich die Insider. Den reichen Berufsspekulanten und Geldmaklern war seit längerem klar, daß die Kurse nicht unendlich steigen konnten. Das durfte man natürlich nicht laut sagen, weil sonst auch die "kleinen Leute" aufgehört hätten, Geld in dieses System zu stecken."
Gerüchteweise hört man wie hier erwähnt von derlei Aktionen. Aber wir wollen doch den John Law nicht an die Wand malen, oder?
"Nach außen hin verbreitete man Euphorie, heimlich tauschte man Banknoten gegen Hartgeld um und schaffte es zusammen mit Gold- und Silbergeschirr und Juwelen nach England und Holland."
Aber doch nicht heute! Dieses mal ist alles anders.
"Jetzt wurde das Hartgeld knapp, und Law reagierte panisch. Erst wurde es abgewertet, dann wurde die Auszahlung in Hartgeld stark eingeschränkt, und als das alles nichts half, weil die Transferierung der wertvollen Metalle ins Ausland dadurch nicht aufgehalten werden konnte, drehte Law durch und verbot das Hartgeld ganz, um damit den Kredit des Papiergeldes wiederherzustellen. Der Ankauf von Tafelsilber, Schmuck und Edelsteinen wurde auch verboten."
Oh, oh...
"Langsam dämmerte es auch den Dümmsten, daß das System nicht funktionierte. Niemand wollte mehr Papiergeld nehmen, andererseits war der Besitz von Hartgeld über 500 Livres verboten. Man muß sich nur wundern, daß damals keine Revolution ausbrach."
Ja, sieht man mal, so anders wie der Michel waren die Franzmänner damals auch nicht.
"Aber das half auch nichts mehr, es verlängerte nur den Untergangsprozeß. Man darf die Bekämpfung des Unheils eben nicht dessen Urhebern überlassen."
Bzw. nicht den Teufel mit dem Belzebub auskehren. Läuft auch alles derzeit.
"Die Volksseele begann zu kochen, das Parlament verweigerte die Umsetzung der Edikte, und als so politisch nichts mehr möglich war, entließ der Regent Law Ende Mai, dem er gleichzeitig alle Schuld an dem Desaster zuwies. Dann schloß er vorübergehend die Königliche Bank, und demonstrativ wurden große Mengen alter Banknoten vor dem Rathaus verbrannt."
Der berühmte Frosch, der langsam gekocht wird. Heuer kochts auch schon mächtig.
"Am 10. Juni 1720 wurde die Bank wiedereröffnet, damit das Papiergeld gegen Hartgeld umgetauscht werden konnte. Nun begann der Run auf die Bank; säckeweise wurden die Banknoten angeschleppt, aber der Wert war dermaßen abgesackt, daß man für einen ganzen Sack nur noch etwa 50 Livres erhielt. Die Volkswut war nur noch durch das Militär zu bremsen, und als es bei den Unruhen die ersten Toten gab,..."
Wie gut, daß es nun die neue EU-Verfassung gibt, wo solche schlimmen Aufstände militärisch niedergeschlagen werden dürfen. Denn zwischen "Innerer" und "Äußerer Sicherheit" gibts ja nun wahrlich keinen Unterschied mehr.
"Nichts konnte den Zusammenbruch des Riesenunternehmens aufhalten. Nur diejenigen, welche rechtzeitig verkauft hatten, waren reich geblieben. Die meisten allerdings verloren alles, was sie besaßen und hatten dazu noch beträchtliche Schulden gemacht."
Das Ende vom Lied. Bin schon auf die Geschichtsschreibung des 21. Jahrhunderts gespannt. Die John Laws von heute fangen ja bereits an, ihre Fluchttruhen zu füllen.
Grüße,
MI
gesamter Thread:
- Banker holen sich Gold -
wheely,
14.12.2007, 05:37
- Banker holen sich Gold - fridolin, 14.12.2007, 05:45
- Buy on rumors - Ecki1, 14.12.2007, 05:45
- Schadet nix, die Geschichte nochmal... -
MI,
14.12.2007, 06:44
- Die Geschichte nochmal. Hat mir gefallen, dafür hat sich der Tag am PC gelohnt - prinz_eisenherz, 14.12.2007, 07:08