Wie ich in meinem Land die Atomindustrie zu Fall brachte – und wie Sie das bei sich auch schaffen koennen!
Die siebziger Jahre waren die Bluetezeit der Atomindustrie. Egal, ob gross oder klein, Supermacht oder Entwicklungsland, jeder Staat wollte so viel Atomkraftwerke wie moeglich bauen. Aber dann kamen fast alle diese Projekte scheinbar urploetzlich zu Stillstand. War es der Atomunfall in Harrisburg? Waren die Menschen einfach atommuede geworden? Beides war es nicht.
Ausser Frankreich gaben die meisten zivilisierten Laender nach 1977 ihre Atomprogramme auf oder schraenkten sie erheblich ein. Da war der Unfall in Harrisburg 1979 noch zwei Jahre entfernt, und die Katastrophe von Tschernobyl 1986 liess noch ueber acht Jahre auf sich warten.
Wieso aber gab dann einer der aggressivsten und skrupellosesten Industriezweige, der noch dazu wie kaum ein anderer die Unterstuetzung der jeweiligen Regierung genoss, scheinbar kampflos und fast ueber Nacht ein viele Billionen, ein tausende Milliarden schweres Vorhaben auf?
Die Geschichte zweier ungleicher Maechte
Es ging um einen Kampf zwischen der Atomkraft und der wissenschaftlichen Vernunft. Beide sind miteinander unvereinbar, wie wir gleich sehen werden. Um ihre Existenz zu rechtfertigen musste die Atomenergie so tun, als sei sie im Vergleich zu anderen natuerlichen und menschengemachten Gefahren sicher. Und so begab sie sich auf einen der laengsten Kreuzzuege, in dem je die Wissenschaft mit Fuessen getreten wurde, indem sie verschiedene Risikoquellen zu "quantifizieren" suchte und dann "berechnete", wie diese sich auf Menschenleben oder Gesundheit auswirkten. Waehrend ein Reaktor wie in Fukushima (wo ja gleich sechs versagt haben) oder in Harrisburg oder Kruemmel (oder egal wo auf der Welt) eine radioaktive Verseuchung verursachen koennte, wenn alles darin enthaltene radioaktive Material gleichmaessig verteilt wuerde (z.B. durch einen Marschflugkoerper mit konventioneller Bewaffnung), die hunderttausende Menschen sofort bzw. in wenigen Tagen oder Wochen toeten und Millionen waehrend einer Generation dahinraffen wuerde, tat die Atomindustrie so, als wuerden bestimmte Sicherheitsvorkehrungen dieses Risiko in solchem Umfang ausschliessen, dass dieser Fall hoechstens einmal in, sagen wir, einer Million Jahren auftreten koennte.
Nun, solange dieser Unfall nicht eintritt, kann man so etwas schwer widerlegen. Aber genauso gut koennten Sie allen ihren Freunden auf den Kopf zusagen, dass ein Lotto-Hoechstgewinn voellig unmoeglich sei und sie auffordern, Ihnen doch das Gegenteil zu beweisen. Hoechstwahrscheinlich wuerde es keiner schaffen, auch wenn er sein ganzes Leben lang regelmaessig Lotto spielte.
Mit diesem Trick arbeitet die Atomindustrie. Sie koennen diese Behauptungen zwar nicht beweisen, aber ihre "Sachverstaendigen" mit ihren Doktortiteln von denselben Fakultaeten, die auch die Finanzkrise nicht vorhersehen konnten, hoeren sich immer vertrauenserweckender an als Laien. Und wenn Sie nicht in der Atomindustrie arbeiten … nun, dann sind Sie auch kein Experte, Punktum.
Nun, alles, was Sie machen muessen, ist, diese Leute beim Wort nehmen.
Sehen Sie, damals 1975 hatten wir in meinem Lande ein gutes Dutzende Atomkraftwerke in verschiedensten Groessen. Und in diesem Jahre 1975 sagte unsere Regierung "wir wollen mal sehen, wie schnell der Stromverbrauch waechst". Sie fanden heraus, dass die Wachstumsrate im Jahr ungefaehr 7% betrage, was eine Verdoppelung des Stromverbrauchs alle zehn Jahre bedeutet haette. Wenn man diese Leute fragte, "aber sehen Sie denn nicht, dass, wenn das immer so weitergeht, wir im Jahre 2100 jeder einen Atomreaktorblock von der Groesse, wie sie in Biblis stehen, im Vorgarten haben muessten?", dann haben sie darauf eine klare Aussage verweigert. Sie konnten nicht angeben, ab wann diese Kurve wieder flacher verlaufen solle, und sie gaben auch zu, dass das nicht lange gut gehen wuerde, aber sie behaupteten einfach, dass das in naechster Zukunft immer so weitergehen wuerde.
In einer Marktwirtschaft waere das je kein Problem gewesen – wer zu viel Kapazitaet aufbaut leidet spaeter unter Preisverfall und geht pleite. Um das zu vermeiden, wird er von vornherein klug planen und seine Investitionen nicht auf voellig unrealistische Annahmen stuetzen. Aber wenn der Staat mitmischt und grosszuegige Subventionen verteilt und Industriepolitik betreibt, sieht es anders aus. Billiger Strom war ein Staatsziel und das war's dann.
Dieses Land beschloss dann, dass es zu den bereits bestehenden ungefaehr einem Dutzend Atomkraftwerke (und ein paar bereits in Bau befindlichen) bis zum Jahre 2000 noch ungefaehr 150 (einhundertundfuenfzig!) weitere riesige Atomkraftwerke zu je 1.300 Megawatt Leistung brauchen wuerde.
Also suchten sie landauf, landab nach Bauplaetzen in der Naehe von Fluessen und Seen (wegen des Kuehlwassers) und begannen an Dutzenden Stellen, Grundstuecke aufzukaufen bzw. den Baugrund zu untersuchen.
Und dann wurde es 1977 und der oeffentliche Eroerterungstermin fuer ein Atomkraftwerk, das damals als das weltweit "modernste" galt, begann. Merken Sie sich das Wort "modernste", Sie werden ihm weiter unten nochmal begegnen.
Waehrend dieser oeffentlichen Eroerterung stellten wir im Wesentlichen zwei (Sorten von) Fragen:
a) Wie gross ist das Risiko des oben genannten Ablaufs mit Millionen Atom-Unfalltoten? Natuerlich lautet die Antwort immer: vernachlaessigbar ("Restrisiko")! Aber was heisst genau "vernachlaessigbar"? Ok, in Gottes Namen, antwortet die Gegenseite: Ein Unfall in mehr als einer Million Jahren! Weiter gefragt: Heisst das also, dass es, von heute ab gerechnet, erst in einer Million Jahre passiert? "Aber nein, das ist doch eine statistische Zahl aus einer Berechnung. Natuerlich koennte es auch viel frueher passieren und ab dann vielleicht ein Million Jahre nicht mehr." Also, hakten wir nach, wenn die Eintrittswahrscheinlichkeit nicht Null ist und es irgendwann passieren wird, kann es nicht auch gerade dann passieren, waehrend wir hier und hetzt darueber reden? An dieser Stelle werden die Atomkraftbefuerworter immer aergerlich, aber als Sachverstaendige in oeffentlicher Verhandlung sind sie natuerlich zur Wahrheit verpflichtet und daher geben sie widerwillig zu: "Ja, sicher, es koennte auch gerade jetzt passieren". Jetzt brauchen Sie nur noch zu fragen: Wenn dieser Unfall also hier und jetzt passierte und unser Land dadurch auf tausende Jahre unbewohnbar wuerde und hunderttausende Menschen dabei den Tod faenden und Millionen noch ueber Jahrzehnte spaeter an den Folgen sterben wuerden, wuerden Sie das dann immer noch als "billigen Strom" bezeichnen? Wuerden Sie –im Nachhinein!– immer noch von der sichersten Form der Stromerzeugung reden? Mehr muessen Sie nicht fragen.
b) Aber dann, um die Sache noch mehr zu verdeutlichen, und bevor diese Atomkraftexperten dann hinter verschlossenen Tueren wieder die Politiker und Beamten davon ueberzeugen koennen, wie unrealistisch und unwissenschaftlich eine solche Argumentationsweise eben doch sei, fragen Sie noch nach etwas Zweitem: Wie zuverlaessig ist denn eigentlich diese Berechnung dieser Eintrittswahrscheinlichkeit des groesstmoeglichen Unfalls "einmal in einer Million Jahren"? Bevor es jetzt kompliziert wird, betrachten wir ohne Umschweife die Antwort darauf. Alle diese Berechnungen fussen auf geschaetzten Versagens-Wahrscheinlichkeiten bestimmter Bauteile eines Atomkraftwerkes. So nehmen sie beispielsweise an, "die normale Kuehlung versagt alle x Jahre". Aber wenn sie versagt, gibt es ja noch die Notkuehlung (so zuverlaessig wie in Fukushima?). Und die Wahrscheinlichkeit, dass diese ausfaellt betraegt y. Damit nun beide gleichzeitig ausfallen und es zu einem schweren Unfall kommt, muss man x mit y multiplizieren und das Ergebnis ist, sagen wir, einmal in einer Million Jahre. Natuerlich sind diese Berechnungen umfangreicher und komplizierter, irgendwie muss man sein hohes Gehalt ja rechtfertigen. Aber wenn Sie dann hartnaeckig darauf bestehen, herauszufinden, wie Ihr Gegenueber zu diesen ganzen Zahlen gelangt ist, die in diese anscheinend so praezisen Berechnungen Eingang gefunden haben, dann merken Sie, dass all das auf reinen Schaetzungen beruht. Anders als in der Automobilindustrie, die bei jedem neuen Modell vorher Hunderte Crashtests durchfuehrt, wurde nie auch nur ein einziges groesseres Atomkraftwerk auf der gesamten Welt wirklich ernsthaft getestet! Das waere etwa so, also ob BMW oder Mercedes, VW oder Toyota Ihnen anbieten wuerden: "Wir haben da zwei Modelle, eines kostet nur ungefaehr die Haelfte, denn wir haben es nicht getestet, sondern wir haben die Sicherheit berechnet. Darum ist es billiger." Nun, mit welchem wuerden Sie Ihr Kind lieber in den Kindergarten fahren? Eben. Denn, wenn man zwei geschaetzte Zahlen miteinander multipliziert, kommt dennoch immer nur eine Schaetzung dabei heraus, auch wenn sie bis auf zehn Stellen hinter'm Komma "exakt" berechnet wurde! Was solche Schaetzungen und daraus abgeleitete Berechnungen taugen, sieht man an den Notstromgeneratoren in Fukushima, deren Luftansaugstutzen ungefaehr sechseinhalb Meter ueber dem Boden lagen. Der Tsunami tuermte das Wasser aber fast fuenfzehn Meter hoch auf. Wenn also geschaetzt wird, dann gibt es Schaetzfehler und eine Fehlermarge. Wie gross ist aber wohl dieser Fehler? Nun, es weiss natuerlich niemand genau, wie gross er ist, denn es sind ja eben nur grobe Schaetzungen, daher fragten wir diese Sachverstaendigen in der oeffentlichen Verhandlung: Meinen Sie nicht auch, dass nach Ihren Berechnungen dieser Unfall einmal in einer Million Jahren eintritt (was schon heute sein koennte), dass aber diese Schaetzung leider mit einer Unsicherheit von plus/minus zehn Millionen Jahren behaftet ist? Auch hierueber braucht man nicht weiter diskutieren – denn genauere Zahlen hat die Atomindustrie nicht, nur ihre Annahmen!
Das also war das Ende des bis dahin modernsten Atomkraftwerks der Welt – wenn aber das modernste und "sicherste" Atomkraftwerk der Welt schon nicht genehmigungsfaehig ist und man es nicht wagen konnte, es zu bauen, sollten dann nicht alle bestehenden und weniger "modernen" Atomkraftwerke nicht sofort abgeschaltet werden?
Also fassen wir zusammen:
Was Sie in Ihrem jeweiligen Lande machen muessen, um die Atomkraftwerke in Ihrem Land abzuschalten und damit das Ende Ihrer Atomindustrie einzulaeuten, ist nur dies:
Fragen Sie hartnaeckig, ob das schlimmstmoegliche Horrorszenario mit Hunderttausenden Toten hier und jetzt und heute passieren koennte und wenn ja, ob dann Atomenergie im Nachhinein noch vertretbar waere. Immerhin waere es beinahe um Japan geschehen gewesen.
Als naechstes fragen Sie, ob, auch wenn es noch so selten vorkommen koenne, wie denn diese "Seltenheit" eigentlich berechnet wurde, ob diese Berechnung auf soliden Messungen und Berechnungen (und welchen) oder auf Schaetzungen beruhe, oder ob all diese Sicherheitsabschaetzungen nicht vielmehr mit groesseren Unsicherheiten behaftet seien als sie ueberhaupt aussagen.
Vor der Katastrophe in Fukushima war es immer muehsam bis unmoeglich hiermit Gehoer zu finden, aber wenn Sie sich heute zusammentun, dann kann Sie niemand mehr ignorieren.
Falls immer noch jemand behauptet, Atomkraft sei die Loesung aller Menschheitsprobleme, auf die wir alle nur gewartet haben, dann gehoert er in die "Klapse" zu all den Moechtegern-Napoleons und –Neros. Und wenn es dort eng wird – lassen Sie die Neros frei herumlaufen, aber die Atomtechniker gehoeren lebenslang in Sicherungsverwahrung.
Oiso, pack' mas.
Hinweis: Dies ist die deutsche Fassung des englischen Artikels "How I brought down the Nuclear Industry in my Country – and how you can do it in yours …"
Deutscher Uebersichtsartikel hier: http://www.dasgelbeforum.de.org/forum_entry.php?id=208864
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Mit 40 DM pro Kopf begann die Marktwirtschaft, mit 400.000 Euro Schulden pro Kopf wird sie enden.
Atomkraft | in English
430.000 Menschen "Wir wissen nicht, ob es dauert Tage, Monate oder Jahrzehnte nach Hause gehen. Vielleicht nie."
Hi CM,
danke - das muss man unterstützen, wenn man das ausschließen will:
(nach dieser Quelle 430k Menschen die Ihr Heim verloren - angeblich zusammen mit Erdbeben- und Tsunamiegebieten. Auch große Produktionsstätten betroffen:)
"Es war ein Akt Gottes", sagte Yoshihiro Amano, ein Lebensmittelgeschäft Eigentümer, deren Haus ist 4 Meilen (6 km) aus den Reaktoren. "Es wird nicht helfen, etwas zu wütend. Aber wir sind besorgt. Wir wissen nicht, ob es dauert Tage, Monate oder Jahrzehnte nach Hause gehen. Vielleicht nie. Wir beginnen gerade zu können, vorausschauend zu denken, dass. "
People at Fukushima city's main evacuation centre waited in long lines for bowls of hot noodle soup. A truck delivered toilet paper and blankets. Many among the 1,400 people living in the crowded gymnasium came from communities near the nuclear plant and worry about radiation and weary of the daily routine of the displaced.
"It was an act of God," said Yoshihiro Amano, a grocery store owner whose house is 4 miles (6 kilometres) from the reactors. "It won't help anything to get angry. But we are worried. We don't know if it will takes days, months or decades to go home. Maybe never. We are just starting to be able to think ahead to that."
Three of Japan's marquee companies — Sony Corp., Toyota Motor Corp. and Honda Motor Co. — announced halts to production at plants in Japan. The reason is a shortage of parts — a result of so many ruined factories in the disaster area.
Fears about radiation are reaching well beyond those living near Fukushima and the 430,000 displaced by the earthquake and tsunami to encompass large segments of Japan. Traces of radiation are being found in vegetables and raw milk from a swath of farmland, forcing a government ban on sales from those areas."
aus: http://www.news1130.com/news/world/article/200752--japanese-official-says-storage-pool-...
Eric Talmadge,Mari Yamaguchi, The Associated Press
Verhältnisse um Neckarwestheim oder anderswo in Deutschland? Siehe: http://www.dasgelbeforum.de.org/forum_entry.php?id=209824 bzw.
www.im-zweifel-fuer-die-sicherheit.de
Viele allerbeste Grüße und Wünsche
azur
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ENJOY WEALTH
(Groß-Leucht-Reklame am Gebäude Lehmann-Brothers/NY)
Meide das Destruktive - suche das Konstruktive.
Jetzt oder nie, wir das Atom, oder das Atom uns ... Gute Nacht ... (oT)
- kein Text -
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Mit 40 DM pro Kopf begann die Marktwirtschaft, mit 400.000 Euro Schulden pro Kopf wird sie enden.
Atomkraft | in English
Einmal in einer Million Jahren...
Das Witzige ist doch: Selbst wenn diese absurde Propaganda-"Schätzung" der Atom-Lobby stimmen würde, dann ergäbe sich bei 150 geplanten AKWs eine ganz andere Wahrscheinlichkeit eines Super-Gaus, nämlich: 1.000.000/150 = rund alle 6500 Jahre. Da schaut die Welt schon anders aus, d.h. die Chance, dass eins dieser Kraftwerke noch heute in die Luft geht, beträgt immerhin 1:6500 Jahre - Von solchen Wahrscheinlichkeiten kann man beim Lotto-Spielen nur träumen und das sind, wie du als Fachmann ausführst, bloß Hausnummern, die von der Atom-Lobby möglichst hoch angesetzt wurden...in der Praxis sieht man ja ein anderes Ergebnis - seit Tschernobyl 25 Jahre.
Gruß
Phoenix5
Wie schalten wir die AKWs ab und zwar sofort?
CrisisMaven hat die Sache auf einen Punkt gebracht:
Fragen Sie hartnaeckig, ob das schlimmstmoegliche
Horrorszenario mit Hunderttausenden Toten hier und
jetzt und heute passieren koennte und wenn ja, ob dann
Atomenergie im Nachhinein noch vertretbar waere.
Diese Frage macht vielleicht Sinn bei Diskussionen. Mir reicht die Wirkung dieser Frage jedoch nicht aus. Meiner Ansicht nach wird durch diese und ähnliche Fragen das Denken gelenkt auf das Thema „Unfall“. Mit dieser Vorgabe geht die Atomlobby sofort ins Gespräch mit neuen „Sicherheits-blabla“ und lenkt ab vom „Abschalten“.
Das Problem ist jedoch nicht die Möglichkeit der „Hunderttausenden Toten“. Menschen sterben bei Autounfällen, im Krieg, im Krankenhaus, an Medikamenten usw. Obwohl dies längst bekannt ist sind weder Autos noch Krieg, Krankenhäuser oder Medikamente abgeschafft worden.
Das Hauptproblem der Atomtechnik ist nicht der mögliche Tod sondern der Zeithorizont. Was sagt einem einfachen Bürger die Angabe „Halbwertszeit von PU239 beträgt 24.110 Jahre“ wenn dieser doch maximal bis zum nächsten Sommerurlaub denken kann? Und was sagt einem Politiker, der maximal bis 4 oder 8 Jahre denken kann, diese astronomische Zahl?
Hunderttausende Tote, ja das ist beklagenswert, doch viel schlimmer ist ein auf Jahrzehntausende verstrahltes Land. Sauberes Land ist und bleibt unsere Lebensgrundlage.
Aktuell kann man erkennen, dass die Atomfirmen (siehe Klage Biblis) keinerlei Interesse am Volkswillen haben oder an Ethik bzw. Moral. Das Einzige was zählt ist Geld und Macht.
Also kann man sie am leichtesten mit ihrer eigenen Bilanz platt machen.
Meiner Ansicht nach gibt es nur eine einzige Forderung, die reicht, um alle AKWs sofort still zu legen: Die Betreiber müssen gezwungen werden die Kosten der Bewachung des (im „Normalbetrieb“ entstehenden) Atommülls für die 10 fache Zeit der PU239 Halbwertszeit im Voraus zu tragen. Allein die Lohnnebenkosten für einen Zeithorizont von 241.100 Jahren sprengt umgehend jede Bilanz. Es ist leicht jedem Menschen erklärbar, dass der Hersteller zahlen soll und nicht das Volk über ewige Zeiten. Weiterhin ist auch leicht erklärbar, dass ein (nicht mal vorhandenes) Endlager über diese Zeitspanne bewacht werden muss.
Man muss dazu nur das Atomgesetz Paragraph 9a entsprechend auslegen, gegebenfalls ergänzen oder umschreiben:
„Wer Anlagen, in denen mit Kernbrennstoffen umgegangen wird, errichtet, betreibt, sonst innehat, [...] hat dafür zu sorgen, dass anfallende radioaktive Reststoffe [...] entsprechend schadlos verwertet werden oder als radioaktive Abfälle geordnet beseitigt werden.
www.gesetze-im-internet.de/atg/__9a.html
Es muss gar nicht erst zu einem Unfall kommen. Über die Folgekosten des „Normalbetriebs“ kann der sofortige Ausstieg auch begründet werden.
Grüße
Konstantin
--
"Es ist noch nie ein Mensch an Altersstärke verstorben ..."
Viele Hunde sind des Hasen Tod ... aber dennoch meint die Atomindustrie sogar darauf eine Antwort zu haben ...
Meiner Ansicht nach gibt es nur eine einzige Forderung, die reicht, um alle AKWs sofort still zu legen: Die Betreiber müssen gezwungen werden die Kosten der Bewachung des (im „Normalbetrieb“ entstehenden) Atommülls für die 10-fache Zeit der PU-239 Halbwertszeit im Voraus zu tragen. Allein die Lohnnebenkosten für einen Zeithorizont von 241.100 Jahren sprengt umgehend jede Bilanz. Es ist leicht jedem Menschen erklärbar, dass der Hersteller zahlen soll und nicht das Volk über ewige Zeiten. Weiterhin ist auch leicht erklärbar, dass ein (nicht mal vorhandenes) Endlager über diese Zeitspanne bewacht werden muss.
Man muss dazu nur das Atomgesetz Paragraph 9a entsprechend auslegen, gegebenenfalls ergänzen oder umschreiben:
„Wer Anlagen, in denen mit Kernbrennstoffen umgegangen wird, errichtet, betreibt, sonst innehat, [...] hat dafür zu sorgen, dass anfallende radioaktive Reststoffe [...] entsprechend schadlos verwertet werden oder als radioaktive Abfälle geordnet beseitigt werden. www.gesetze-im-internet.de/atg/__9a.htmlEs muss gar nicht erst zu einem Unfall kommen. Über die Folgekosten des „Normalbetriebs“ kann der sofortige Ausstieg auch begründet werden.
Der Ansatz scheint auf den erst Blick bestechend.
Aber dennoch meint die Atomindustrie, sogar darauf eine Antwort zu haben und bislang haben sich Politik und Gerichte davon ueberzeugen lassen. Die ersten mit Bestechung, etwa durch spaetere Beraterposten oder auch direkt, die Richter, weil sie sich des roemisch-rechtlichen Spruches entsinnen "iudex non calculat".
Denn wenn Juristen und Betriebswirte sich mit wohlgesonnenen Technikern verbuenden, kommen ueber die Zinseszinsrechnung ganz unglaublich ueberzeugende Zahlen heraus:
Die Abzinsung zukuenftig faelliger Forderungen auf den heutigen Tag bedeutet, dass sie fuer Zahlungen, die erst in einer Million Jahre faellig werden, heute nur Bruchteile rueckstellen muessen (denn bei 3,5% Verzinsung verdoppelt sich der Kapitalbetrag alle zwanzig Jahre). Ich habe das mal in den siebziger Jahren ausgerechnet - es ist hoffnungslos, sie damit packen zu wollen, denn: wie alle wissen, ist die jeweilige Waehrung ja noch sicherer als alle Atomkraftwerke zusammen.
Jeder Mensch mit gesundem Menschenverstand weiss natuerlich, dass das nie funktioniert und die kommenden Generationen uebelst werden bluten muessen, weil das Geld in Portugal, Griechenland, Afghanistan und im Staatshaushalt bis dahin fuenfhundert mal oder oefter durch steuerliche und inflationaere Konfiskation verbrannt wurde!
Das heisst: Erst muesste im Parlament und bei Gericht gesunder und zudem unbestechlicher Menschenverstand einziehen.
Eine unrealistische Forderung ...
Dass deswegen im Uebrigen die Rueckstellungen gerade der AKW betreibenden Energieunternehmen wettbewerbsverzerrend hoch sind (vor allem wegen des kuerzeren Zeithorizonts des AKW-Rueckbaus zur "gruenen Wiese"), darauf war ich frueher schon eingegangen, siehe
"Die Rueckstellungen der Atomindustrie haben leider sehr reale Auswirkungen".
Beispielrechnung: Nehmen wir an, die Bewachung kostet im Jahr eine Milliarde Euro, dann muss, um das fuer in einer Million Jahre heute zu "finanzieren" (rueckzustellen/auf die hohe Kante legen - natuerlich ist das Kapital im Unternehmen investiert mit allen Risiken des Untergangs!) wie folgt gerechnet werden:
Fuer 2012 muss ich natuerlich eine Milliarde haben, fuer das Folgejahr, bei 3,5% Zinsen heute nur noch ca. knapp 35 Millionen weniger usw.
In einer Million Jahren werden aus eine Milliarde heute ja 35.000 tausend Milliarden oder 35 Billionen. Ich muss also, um in einer Million Jahren liquide zu sein, heute nur ca. 28.572 (!) Euro rueckstellen!
Es kommen zwar immer noch gewaltige Summen zusammen, hier hilft aber, dass man ja die Kosten schoenrechnet, da ja in ein paar hundert Jahren gar keine Bewachung mehr noetig ist - ist doch alles sicher im Salzstock. Ein rostfreies Warnschild genuegt!!! Diese Berechnungen sind natuerlich noch hanebuechener als die "Sicherheits"-Berechnungen, denn: Man hat ja noch nichtmal ein Verfahren zur Endlagerung entwickelt! Vom Testen ganz zu schweigen.
Meine Erfahrung ist: Denen ist nicht beizukommen, solange man ihre Rechenspiele mitmacht - in der Zukunft hat die Atomindustrie immer "recht".
Daher habe ich irgendwann nur noch mit dem groesstmoeglichen Unfall argumentiert, weil man dann jedes Mal sieht, wie im Publikum der Schweiss ausbricht ...
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Mit 40 DM pro Kopf begann die Marktwirtschaft, mit 400.000 Euro Schulden pro Kopf wird sie enden.
Atomkraft | in English
es zählt das was funktioniert
Wenn die Frage mit dem Unfall zur Einsicht führt, gut.
Mein Ansatz geht in die Richtung, wie Politik und Gerichte der Lobby beikommen können, wenn sie denn wollten.
Und wenn das Zinseszinsthema auf den Tisch kommt, ist doch gut. Dann kann man auch dazu noch Erwachsenenbildung machen: Woher kommen die Zinsen, wer arbeitet dafür? usw.
Und wenn die Politiker den Ausstieg nicht wollen, dann sollten sie umgehend angezeigt werden als Kriegsverbrecher und Hochverräter.
Gruß
Konstantin
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"Es ist noch nie ein Mensch an Altersstärke verstorben ..."
Absolut, deshalb habe ich ja getitelt: "Viele Hunde sind des Hasen Tod" (oT)
- kein Text -
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Mit 40 DM pro Kopf begann die Marktwirtschaft, mit 400.000 Euro Schulden pro Kopf wird sie enden.
Atomkraft | in English
Alternativen zur Atomkraft
Ich finde es wichtig ständig auf der Suche nach Alternativen Energien zu sein, die Atomkraft ersetzen können. Wenn wir jetzt sofort aussteigen würden, müssten wir unweigerlich zurück zur Braunkohle gehen, was irgendwie auch keiner will.
Deshalb muss langfristig geplant und geforscht werden, wie wir sonst noch Energie erzeugen können.
Hier hab ich ne Liste von Alternativen zur Atomkraft gefunden - Teils zwar noch etwas sehr futuristisch, aber worüber man heute noch lacht ist vielleicht schon die Energie der Zukunft.
Leider vergisst man aber viel zu schnell, was ein Unfall in einem Atomkraftwerk anstellen kann. Wer es schon vergessen hat, hier gibt es eine Doku über Tschernobyl.