Michael Winkler zur Weihnachtszeit

Albert , Sonntag, 16.12.2007, 13:41 (vor 6190 Tagen)

aus www.michaelwinkler.de
Tageskommentar
16. Dezember 2007

Ich wollte ursprünglich über eine völlig nutzlose Klimaschutzkonferenz auf Bali schreiben, die so unwichtig ist, daß die Kanzlerin ihren Umweltminister alleine und unbeaufsichtigt hinfliegen läßt. Eine Konferenz am anderen Ende der Welt, bei der sich alle einig sind, daß man weiter darüber reden sollte, aber die Verkündung dieser gutern Absicht vollauf genüge. Es ginge schließlich um die Wirtschaft...

Und dann ist ein Weihnachtsfilm dazwischen gekommen. Einer jener anderen Filme aus Hollywood, bei dem keine Ozeane voll Blut über die Leinwand schwappen, nicht geschossen und die halbe Welt hingemetzelt wird und nicht einmal etwas in die Luft fliegt. "Das Wunder von Manhattan" - der Film wird so oft wiederholt, Sie haben ihn bestimmt schon gesehen.

Wir haben heute, an diesem Sonntag, den dritten Advent. Es gibt keine neuen Börsen-, Gold- und Dollarkurse, die geschäftige Welt hält inne, schöpft Atem, um sich morgen aufs Neue in die Konsumorgie zu stürzen, zu der Weihnachten verkommen ist. Weihnachten? In den USA heißt das längst "Holyday Season", political correct, um ja keine religiöse Gruppe zu diskriminieren. Der 25. Dezember rückt immer näher, das Fest von Sol invictus, die Geburt des Mithras und des Horus, auf das die Kirche die Geburt von Jesus Christus gelegt hat. Das Yulfest...

Der Name, dem wir diesen Tag geben, ist nicht wichtig. Es ist der Geist des Friedens und der Besinnung, der diesen Tag erfüllen sollte, diese geweihte Nacht. Vor dem Konsumterror hieß dieser Zeitraum "die stille Zeit", in der die Natur zur Ruhe gekommen ist und mit ihr auch die Menschen. Eine Zeit der Erholung, um der Seele eine kleine Pause zu gönnen, vom immer weiter um sich greifenden Druck des Alltags.

Vielleicht finden Sie ja in den nächsten Tagen ein paar Minuten, um eine Kerze anzuzünden und ganz einfach deren warmes Licht auf sich wirken zu lassen. Diese kleine, schnell errichtete Oase des persönlichen Friedens ist wichtiger, als jede Konferenz im fernen Bali. Sie schadet auch der Umwelt weitaus weniger, als jede einzelne der Delegationen, die dorthin geflogen ist. Es ist bald Weihnachten... Sie haben sich ein paar Augenblicke der Ruhe verdient.