Bonobo-Blues. Lösungen für eine Zukunft ohne Not.
>> ...ist die Bonobo community nun alternativlos?
Diesen Kommentar finde ich ähnlich traurig und beschämend, wie die Frage: \"Willst Du wieder zurück auf die Bäume?\" - die mir das eine oder andere Mal in solchen Diskussionen begegnet. Was für ein Unfug.
Solche Diskussionen zeigen ja ganz eindeutig, daß kaum einer verstanden hat, was für Herausforderungen und Probleme die Menschheit hat.
Geld ist nicht das Problem. Gold ist nicht das Problem. Böse Banker oder machtgierige Herrscherfamilien sind nicht das Problem. Auch nicht Staaten.
Ja - was ist denn dann DAS Problem der Menschheit?
Ich will die oben angeschnittenen Phänomene nicht herunterspielen, jedes für sich ist ein Problem unter vielen. Aber eben nicht das dringlichste Problem.
Das dringlichste Problem der Menschheit und aller höheren Lebewesen ist der Niedergang des Bodenlebens.
Denn das Bodenleben ist verantwortlich für die Herstellung komplexer organischer Verbindungen, die jedes höhere Lebewesen für seine Gesundheit benötigt. Darüber hinaus wirkt das Bodenleben stabilisierend auf das Klima. Und nicht nur das Klima - auch die Kontinentalplatten werden durch das Bodenleben stabilisiert.
Das interessiert keinen, ich weiß. Warum auch?
Diese Frage ist leicht zu beantworten: Erstens wird es bald nicht mehr genug zu beißen geben. Und zweitens wird das, was wir zu essen bekommen, nicht mehr ausreichen, um halbwegs gesund zu bleiben. Drittens verursachen die Klimaschwankungen eine exponentiell ansteigende Erosion. Daraus folgt viertens immer heftigere Erdbeben und Vulkanausbrüche, inklusive Tsunamis und allen anderen Folgeerscheinungen.
Es ist folglich völlig egal, ob die Gesellschaftsform Kapitalismus, Kommunismus, eine Diktatur oder Monarchie sind. Es ist auch völlig egal, ob wir eine Golddeckung des Geldes haben, ob wir Fiat Money oder Engelgeld haben. Das hat auf das wesentliche Problem höchstens einen zeitlich aufschiebenden Einfluß.
Wie ich schon mehrfach geschrieben habe, wird dieses grundlegende Problem nur demjenigen bewußt, der sich mit der Ernährung vom eigenen Land versucht. Hier sieht es düster aus. Es ist nicht das Problem, daß dort zu wenig Energie in Form von Zucker oder Fett aus der Landschaft heraus genommen werden kann. Es ist vielmehr die Qualität der Nahrung. Hier fehlen essentielle Stoffe in der Nahrung - und zwar in großem Stil.
Essentielle Stoffe heißen so, weil sie von unserem Körper nicht erzeugt werden können und von außen zugeführt werden müssen. Das geht nicht nur uns so, sondern allen höheren Lebewesen. Von außen bedeutet im letzten Schritt, daß diese Stoffe im Boden hergestellt oder organisch gebunden und damit verfügbar gemacht werden. Das passiert nicht rein chemisch, sondern aufgrund von mikrobiellen Lebensprozessen bestimmter Mikroorganismen - die ein bestimmtes Milieu benötigen, das in den heutigen Böden aufgrund vielfacher Einflüsse durch den Menschen kaum noch besteht.
Die Folge ist eine Immunschwäche auf der ganzen Breite höheren Lebens. Vergleiche: http://www.imkerdemo.de/2011/05/immunschwache-im-naturhaushalt/
Diese Folge wurde bereits in den 50er Jahren von der Naturforscherin Annie Francé-Harrar in ihrem Werk: \"Die letzte Chance. Für eine Zukunft ohne Not.\" vorhergesagt. Ihr Werk ging das Lebenswerk von Raoul Heinrich Francé voraus, der bereits in den 1890er Jahren mit der Erforschung des Bodenlebens begann und die Entwicklungen vorausgesehen hat. Vergleiche auch: http://france-harrar.de/
Einige von den Francés unabhängige Autoren, vor allem Mediziner und Landwirte, sahen und sehen die gleichen Entwicklungen. Sie werden schon mindestens seit hundert Jahren diskutiert und beschrieben. Lady Eve Balfour oder Weston A. Price sind hier nur einige Beispiele von sehr vielen Autoren, die dazu geschrieben haben.
Wie bereits gesagt - wer die Auswirkungen der Entwicklungen an seinem eigenen Leib erfahren will, der gehe hin und ernähre sich aus seiner Umgebung. (Wenn ihr lange genug wartet, werdet ihr dieser Situation so oder so ausgesetzt sein. Früher oder später.)
Ich habe genug Erfahrung damit, mich aus der Landschaft zu ernähren. Die Probleme ergeben sich daraus, daß selbst der Naturhaushalt dieser Landschaft erkrankt ist - der Boden liefert nicht die Stoffe, die alle höheren Lebewesen benötigen. Zurzeit merken die Menschen das anhand steigender Krebsraten, Immunerkrankungen und vermehrt auftretender Seuchen. Die Landwirte und Nahrungsmittelproduzenten merken es schon eher, weil der Druck der Krankheiten auf die Kulturen aufgrund der Immunschwäche immer höher wird.
Fazit: Das uns alle in naher Zukunft betreffende Problem, wird das Problem der Ernährung sein. Quantitativ wie qualitativ.
Dieses Problem wird verschärft werden, durch den Wegfall/Einschränkungen unserer Energiequellen, wie Erdöl, Erdgas, usw. usf. Aber auch zum Beispiel Holz.
Zitat:
"Deshalb sagt das Deutsche Biomasse-Forschungszentrum voraus, dass im Jahr 2020 rund 35 Millionen Kubikmeter Holz auf dem deutschen Markt fehlen werden. Das entspricht beinahe der Holzmenge, die zu Beginn des Energieholzbooms im Jahr 2001 insgesamt geschlagen wurde.\"
aus: http://www.wissenschaft-online.de/artikel/1130656
Über die Scheinlösungen nebensächlicher Probleme
Die durch den Debitismus geschaffene oder zumindest geförderte Überproduktion von Gütern hat den Naturhaushalt und insbesondere den Boden heruntergewirtschaftet. Was der Naturhaushalt über Millionen von Jahren (!) aufgebaut hat, ist bald völlig aufgebraucht. Und die aufbauenden Prozesse sind zerstört. Wenn wir jetzt zu einer anderen Wirtschaftsform übergehen, sozusagen einen Debitismus, der keiner ist - nämlich Eigentum ohne die Möglichkeit der Verschuldung, Verpfändung und Beleihung, so wird uns das nicht viel nutzen.
Denn über kurz oder lang wird uns die Nahrung ausgehen. Wir werden - wie alle Lebewesen um uns herum - immer und immer schwächer. Aufgrund der Mangelernährung.
Manche fordern ein, den Machthabern dieser Welt den Kopf abzuschlagen. Nun gut - was passiert dann?
Monarchie: Auch wenn ich diese Möglichkeit für äußerst unwahrscheinlich halte - weil die Strukturen einer Klassengesellschaft einer Monarchie einfach fehlen - so hat die aktuelle Diskussion über einen "gewählten" Kaiser ja gezeigt, daß es durchaus noch Anhänger dieser Gesellschaftsform gibt. (Warum auch immer...)
Die Monarchie wird nun mit ihrer göttlichen Allwissenheit auf das Hauptproblem stoßen: Die Ernährung wird knapp und die Nahrungsqualität sinkt rapide. Da auch gleichzeitig die Energie in Form fossiler Brennstoffe ausgeht, bleibt so einer Monarchie nur übrig, die Leute hungern zu lassen. Einige wenige, werden sich dick und rund essen. So wie im Mittelalter und den folgenden Jahrhunderten immer wieder zu sehen. Hungern und gleichzeitig mit Muskelkraft auf dem Acker krücken - das geht nicht lange gut.
Die Monarchie wird unter diesen Problemen so enden, daß das Volk dem Kaiser mit dem nackten Arsche ins Gesicht springen wird - und letztendlich wird jener wieder enthauptet, so wie alle angeblichen Heilsbringer, die aber erfahrungsgemäß nur Un-heil brachten.
Was dann? Bonobo?
Kommunismus: Auch der Kommunismus - oder eine sozialistische Abart in Form einer EU-Regierung - wird so enden, wie die Monarchie. Die zentralistische Partei XY der Eu wird aber eher eine Planwirtschaft aufstellen, die zur Rationierung der Energieträger und zu einer auf einem 5-Jahresplan basierenden Nahrungsmittelproduktion führt. Diese wird voraussichtlich in Form einer Kolchose durchgeführt, mit schwerem Gerät und nach industrieller Art.
Selbst China ist an einem solchen Vorhaben in der jüngsten Vergangenheit gescheitert. Zu groß sind die Schäden, die bei einer solchen Vorgehensweise am Naturhaushalt und insbesondere dem Boden angerichtet werden. Unter einem solchem Regime, wird die Gentechnik Vortrieb erhalten - um das Nahrungsproblem (scheinbar) zu lösen. Siehe China.
Nun verstehen Genetiker nicht viel vom Naturhaushalt und deswegen halten sie es für machbar, die Gentechnik zur Nahrungsmittelproduktion einzusetzen und damit höhere Erträge zu erhalten. Das ist natürlich ein fürchterlicher Schwachsinn und Unverstand, wenn Du dir die Abhängigkeiten zwischen den Lebewesen untereinander ansiehst. Du müßtest fast alle Lebewesen im Boden gentechnisch verändern und alle Lebewesen über den Boden. Nicht nur daß das eine unmögliche Aufgabe angesichts der schieren Anzahl der Lebewesen darstellt - sie löst auch das grundlegende Problem nicht, was den Aufbau von höheren organischen Verbindungen betrifft, die eben Prozesse der Lebenstätigkeit von Gemeinschaften von Lebewesen und eben nicht Gene erfordert.
Jedenfalls wird auch dem Kommunismus die Nahrung und die Energie ausgehen. Die Folge ist ein langsamer Verfall aller menschlichen Strukturen. Die Kolchosen stehen leer, die Gebäude und Maschinen verrotten.
Wo endet das? Bonobo?
Diktatur: Eine Diktatur wird vermutlich eine Mischung aus oben Genanntem versuchen. Die Erinnerung der unter den Nationalsozialisten propagierten \"Ernährungsschlacht\" wird in moderner Form wiederbelebt. Mit dem Hunger kommt die Unzufriedenheit, zumal die Führungsriege schwelgen wird und die Ungerechtigkeiten eines Tages nicht mehr hingenommen werden.
Was dann? Bonobo?
Reform des Geldes oder der Wirtschaft: Eine Reform des Geldes wird per se nichts - aber auch rein gar nichts! - etwas an der Frage der Ernährung lösen. Es ist zwar möglich, daß die Vermeidung von Überproduktion den Zerfall der heutigen Strukturen und technischen Leistungen verlangsamt - sie wird sie aber nicht aufhalten. Denn niemand wird die Straßen und den Transport heute in der Form weiterführen können. Somit wird die Produktion von Rohstoffen und technischen Teilen sehr stark eingeschränkt und schließlich aufgegeben werden müssen. Denn niemand denkt an die Produktion Mikrochips und Prozessoren, wenn ihm der Magen knurrt oder er an ständigen Infektionen aufgrund einer Mangelernährung leidet.
Was dann? Bonobo?
Ist Bonobo oder "Zurück auf die Bäume" alternativlos"?
Mit Alternativlosigkeit argumentieren nur Machthaber aller Arten. Selbstverständlich gibt es Alternativen. Ich würde sogar soweit gehen zu sagen, daß es angesichts der vielen Alternativen ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit ist, die oben genannten Scheinlösungen für nicht relevante Probleme zu verfolgen.
Den ganzen Rotz mit irgendwelchen Machthabern und deren anschließenden Abschaffung kann sich die Menschheit sparen. Ich würde sogar soweit gehen, zu behaupten: Je mehr die Menschen dagegen arbeiten, sich in Richtung Bonobo zu bewegen, desto wahrscheinlicher landen sie genau da!
Alternativen:
Anstatt sich immer neue Formen von Kollektiven auszudenken, besonders solche mit einem Führer, Kaiser oder Parteivorsitzenden - wäre es eine Alternative, mal ausnahmsweise mit sich selbst zu beginnen. Selbst Nahrung anzubauen. Das muß ja nicht 100 % Eigenversorgung sein. Selbst der kleinste Kräutertopf auf der Fensterbank ist der richtige Schritt.
Die Produktion von Nahrung kennen wir heute nur aus dem Fernsehen und ist mit Vorstellungen über Ackerbau und Viehzucht verbunden. Dabei läßt sich Nahrung selbst in der kleinsten Wohnung im Hochhaus in New York erzeugen - wie bereits bestehende Indooranlagen beweisen. Wer einen Balkon, ein Dach oder gar einen Garten nutzen kann, hat sogar noch mehr Möglichkeiten. Sogar Betonflächen eignen sich.
Mit der Erzeugung eigener Nahrung eines jeden Einzelnen wächst das Verständnis für die Lebensprozesse - und das ist der wichtigste Schritt. Denn das eigenständige Lernen und Beobachten eines jeden Einzelnen sind notwendig, um die Not auf dieser Welt zu lindern.
Außerdem ist die Erfahrung der Knappheit und der Begrenztheit nicht zu unterschätzen. Wer auf die Nahrung angewiesen ist, die er vorher selbst erzeugen muß - der wird viel mehr Respekt davor haben. Er wird beginnen, mit der Nahrung zu "haushalten".
Das gilt auch für die Energie. Was meint ihr wohl, wenn jeder Haushalt seinen eigenen Strom erzeugen müßte - würde das nicht zu wesentlich drastischeren Sparmaßnahmen führen? Würde die Schwierigkeit, die bei der Erzeugung von Strom erfahren wird, nicht zu einem Haushalten mit derselben führen? Ist es wirklich wert, eine Stunde auf dem strom-erzeugenden Fahrrad zu verbringen, um eine elektrische Pfeffermühle damit zu betreiben?
Nachhaltiges Wirtschaften entsteht nur dann, wenn die Begrenztheit am eigenen Leib erfahren wird. Das ist die beste Medizin gegen asoziales Verhalten und Raubbau.
Die Lösung ist also, nicht auf ein Kollektiv oder Heilsbringer zu warten, sondern hier und heute mit der Produktion von Nahrung und Energie zu beginnen.
Immer schön in kleinen Schritten. Also zuerst mal Kresse kaufen und auf Watte aussäen. Bei Erfolg erweitern.
Dieses Vorgehen ist gültig, egal welche Kriege da draußen toben. Und es ist attraktiv.
Bedeutet: Wenn andere Menschen das sehen, finden sie das gut. Und wollen es nachmachen. Und dann kannst und sollst Du deine Erfahrungen teilen. So entsteht ein Miteinander. Jeder ist trotzdem selbstbestimmt und unabhängig.
Der Lebensstandard wird nicht so hochtechnisiert bleiben. Wozu auch, wenn der debitistische Anreiz zur Überproduktion sinkt?
Die Lebensqualität jedoch wird steigen. Der Zeitdruck entfällt, das Miteinander wird gefördert und die ganze Last der Bedarfsdeckung wird durch das Miteinander aufgefangen.
Nahrung ist überhaupt kein Problem - die Erde gibt genug für 12 Milliarden Menschen. Wenn wir also lernen, die Nahrung und Energie wieder regional zu produzieren, auf eine nicht technische Art und Weise, dann wird es genug für Alle geben. Denn der Boden kann seine natürliche Fruchtbarkeit wieder entwickeln.
Das Bodenleben benötigt dazu vor allem Bäume. Ich selbst pflanze jeden Monat mindestens einen Baum - schon seit zwanzig Jahren. Fangt doch einfach an damit, keiner hält euch auf. Im Gegenteil stößt Du auf Begeisterung.
Du kannst nicht erwarten, daß Du ein nachhaltiges Kollektiv aus dem Nichts heraus schaffen kannst. Das sich die Welt ändert. Die Chancen stehen gering, daß sich schnell etwas ändert.
Wie hoch jedoch ist die Wahrscheinlichkeit, daß Du es schaffst, deine eigene Kresse auf dem Fensterbrett anzubauen? Was hält Dich davon ab?
Meinst Du, Du schaffst es, einen kleinen Baum zu kaufen und irgendwo auszupflanzen?
Das Geheimnis ist - das kriegt jeder hin. Und von da aus geht es Schritt für Schritt weiter. Das kann jeder - sogar, wenn er in Vollzeit im Büro arbeitet.
Macht es doch einfach. Niemand hindert euch. Hier und jetzt.
Der Große Weg hat kein Tor. (Masanobu Fukuoka)
Sei Du die Veränderung, die Du dir wünschst. (Mahatma Ghandi)
Das Unmögliche - alle Menschen ausreichend zu ernähren und dabei sogar noch den Naturhaushalt zu beleben - kann erreicht werden. Wenn alle diese Milliarden Menschen mit der Produktion von Nahrung in kleinem Stil beginnen!
Wer jedoch weiter versucht, Probleme zu lösen, die nicht relevant sind - sowas wie Geld oder Wirtschaft - wird sich viel schneller als Bonobo wiederfinden, je mehr er versucht gerade dem zu entfliehen.
Viele Grüße
Bernhard
Ein bisschen Lesestoff, um aktiv zu werden:
All New Square Foot Gardening: Grow More in Less Space!
von Mel Bartholomew
ISBN: 978-1591862024
Gärtnern im Quadrat: Reiche Ernte auf kleinstem Raum
von Anne-Marie Nageleisen
ISBN: 978-3800169375
http://www.healingnaturallybybee.com/index.php
Creating a Forest Garden: Working with Nature to Grow Edible Crops
von Martin Crawford
ISBN: 978-1900322621
Wer es unterhaltsamer mag: http://www.youtube.com/watch?v=HvMKVTDsgNE
Interessante Ansicht
Hallo Zaunreiter,
dazu paßt diese Meldung bei Telepolis
http://www.heise.de/tp/artikel/35/35898/1.html
Aber, wer übersteht schon das tägliche mediale Trommelfeuer kulinarischer Ergüsse der Ernährungsindustrie? Der Geschmack bleibt doch schon im Babymilchpulver auf der Strecke.
Noch ein Buch im Sinne deines Postings:
Rose-Marie Nöcker: "Das große Buch der Sprossen und Keime", Wilhelm Heyne Verlag, München
Gruß
Zweistein
--
Am besten man kommt gar nicht erst auf die Welt, dann muss man auch nicht sterben.
Tolles Posting, Studie Nordkorea.
Hallo Bernhard,
vielen Dank für diesen zusammenfassenden zivil. Wink mit dem Zaunpfahl..
Habe neulich bei @smith74 etwas über die Hungersnot in Nordkorea gelesen, mit halbvollzogenen GO aufgrund des Spritmangels & der schlechten nachindustriellen Bodenqualität. Die erwähnte Studie der Bundeswehr zeigt klar auf, wohin es hier auch gehen kann, bzw. wohl gehen wird.
Viel Glück,
CenTao
Das mit dem Bodenleben wird erst wieder, wenn auch jeder Diktator sein Scherflein dazu beitraegt ...
Das dringlichste Problem der Menschheit und aller höheren Lebewesen ist der Niedergang des Bodenlebens.
... etwa so:
--
Mit 40 DM pro Kopf begann die Marktwirtschaft, mit 400.000 Euro Schulden pro Kopf wird sie enden.
Atomkraft | in English
Eine schöne Vision. In Wirklichkeit sieht es aber so aus, dass sich ...
in einem Apartment im NewYork vielleicht Kresse oder ein Kürbis aber schlecht eine Kuh halten lassen wird. Jedenfalls nicht besonders "artgerecht". Also müsste man erst mal das mit dem Tiere essen bleiben lassen. Oder auf Insekten umsteigen.
Aber: der aktuell verfügbare homo sapiens ist ja nicht deswegen ein Staatsbürger geworden, weil er sich von Beginn an ernsthaft dagegen gewehrt hätte. Er ist deswegen ein Staatsbürger, weil er jemand braucht, dem er folgen kann und der ihm sagt wo es lang geht.
Und die exotischen Exemplare, die ihren eigenen Weg gehen ohne Jünger oder Anhänger um sich zu scharen (oder wichtige Bücher zu schreiben um ihre beschränkte Sicht des Ganzen zur Weisheit zu erheben), würden vermutlich als erstes mal einen Zaun um "ihr" Stück Land ziehen.
Aber selbst wenn alle so gestrickt wären; das stelle man sich mal vor: Deutschland in 80 Millionen umzäunte 4.000m²-Parzellen zerteilt. Und jeder versucht darauf, die Natur zurück zu optimieren. Mit seinem mehr oder weniger marginalen Verständnis über die wirklichen Zusammenhänge. Wird das funktionieren?
Wie ich es auch schon zu Zara gesagt habe, muss ich Dir leider sagen: solange wir es mit homo sapiens zu tun haben und nicht mit der nächsten Stufe der Evolution (dem homo debilis, der sich nur noch von der Hand in den Mund ernähren kann), sehe ich neben dem recht zeitnahen Aussterben keine nachhaltige Lösung.
Die Krux ist: die schönen Visionen funktionieren immer nur "wenn jeder ...". Das was wir heute haben "funktioniert" aber schon (und deshalb), "wenn nur einer ...".
Grüße
Arithmos
Wieso sollte das nicht funktionieren?
Aber selbst wenn alle so gestrickt wären; das stelle man sich mal vor:
Deutschland in 80 Millionen umzäunte 4.000m²-Parzellen zerteilt.
Vn den 4.000m² ist erst einmal nur die Hälfte landwirtschaftlich oder für Gartenbau nutzbar;
aber von den 80 Millionen ist auch nur die Hälfte arbeitsfähig.
Es bliebe also bei den 4.000m²-Parzellen.
Für die Ernährung von 1 Person mit Landwirtschaftlichen Produkten benötigt man etwa 350m² Fläche, für 2 Personen entsprechend 700m².
Man rechnet ohne maschinelle Hilfe mit etwa 1Std./m² Arbeitszeitaufwand, das wären pro Arbeitsfähigen etwa 700 Std./Jahr für die Nahrungserzeugung.
Es blieben also entweder 3.300m²/Parzelle brach liegen, oder man könnte sie für die Erzeugung von tierischem Eiweis verwenden.
Wieso sollte das nicht funktionieren?
Ein Problem ergäbe sich aus einer ganz anderen Richtung.
Etwa 1/3 der Fläche, also 1.667m² ist Forstwirtschaft geeignet. Man rechnet etwa mit 6 Klafter Holzwuchs/ha/Jahr.
Das wären dann für jeden Deutschen ein Klafter Holz im Jahr für Raumheizung, tägliche warme Dusche, Sauna im Winter und eine oder zwei warme Mahlzeiten am Tag.
Ich habs nicht genau ausgerechnet, aber ich vermute, das wird schon arg knapp oder arg kühl werden.
Gruß Mephistopheles
--
„Wenn sich die Welt selbst zerstört, dann fängt es so an: Die Menschen werden zuerst treulos gegen die Heimat, treulos gegen die Vorfahren, treulos gegen das Vaterland. Sie werden dann treulos gegen die guten Sitten, gegen den Nächsten, gegen Frauen
10 Milliarden Paviane
Wie ich es auch schon zu Zara gesagt habe, muss ich Dir leider sagen:
solange wir es mit homo sapiens zu tun haben und nicht mit der nächsten
Stufe der Evolution (dem homo debilis, der sich nur noch von der Hand in
den Mund ernähren kann), sehe ich neben dem recht zeitnahen
Aussterben keine nachhaltige Lösung.
Ja, das ist auch aus meiner Sicht die mit Abstand wahrscheinlichste und mehrmals erprobte 'Lösung'. Das Sterben einer Zivilisation ist ja nichts neues, weil der Zivilist aus der Geschichte bekanntlich nichts lernt. Neu ist bloss, dass die Zivilisation erstmals global unterwegs ist.
Trotzdem ist das, was der Zaunreiter hier beschreibt, ein Weg, der, wer ihn geht, einzelnen u.U. das Ueberleben sichern kann. Widersprechen würde ich ihm nur dort, wo er glaubt, eine Population von 10 Milliarden Menschen oder Pavianen könne im Sinne der Artenvielfalt nachhaltig sein. Das ist es natürlich nicht, und deshalb wird dies nur ein vorübergehendes Phänomen sein können. Ueberpopulationen werden früher oder später so oder so korrigiert. Der Lohnarbeiter reproduziert sich ja schon freiwillig nicht mehr.
Die Krux ist: die schönen Visionen funktionieren immer nur "wenn jeder
...". Das was wir heute haben "funktioniert" aber schon (und deshalb),
"wenn nur einer ...".
Ja, erst wenn eine kritische Masse die Unterwerfung ablehnt und Möchtegern-Herrschern und deren Lakaien den Mittelfinger (bzw. wie Zaunreiter schreibt, den nackten Arsch und die Mistgabel) zeigt, wird es sie nicht mehr geben. Früher oder später wird die Zäsur zwangsläufig so gross sein, dass man genug hat von diesem Modell. Oder es überleben nur jene, die mit diesem Modell noch nicht in Berührung gekommen sind.
Grüsse, Zara
Interessante Zahlen
(Und interessantes Thema überhaupt, danke, Zaunreiter)
Mephisto, wenn ich deine Zahlen richtig interpretiere, könnte ich mit
1.400 qm bebaubarem Land und 1.400 Stunden Arbeit pro Jahr eine
vierköpfige Familie ernähren, oder sagen wir, über die Runden bringen?
Dein Klafter Holz pro Person sind für 4 Personen im Haus 12 Festmeter, was
zwar keine Sauna, aber durchaus ein Leben ohne Frieren ermöglicht.
In meiner Kindheit gab es weniger Heizung, und ich versuche immer,
mich zurückzuerinnern - gefroren im Sinne von unter Kälte leiden habe
ich als Kind nie.
Waren wir damals härter im Nehmen?
--
Klug und fleißig: Generalstab. Dumm und faul (90 % aller): Routineaufgaben. Klug und faul: höchste Führungsaufgaben, geistig klar, nervenstark. Dumm und fleißig: Richtet nur Unheil an. Kurt von Hammerstein-Equord
Lösungen für Nahrungsanbau, Heizung und Erzeugung tierischen Eiweißes.
Für den Nahrungsanbau möchte ich erneut auf die Einrichtung einer mit Bäumen arbeitenden Bewirtschaftungsform verweisen. Das nennt sich dann in Neudeutsch: Agroforestry oder eben Forest Garden.
Das weiter oben verlinkte Buch:
Creating a Forest Garden: Working with Nature to Grow Edible Crops
von Martin Crawford
ISBN: 978-1900322621
...ist bereits das Ergebnis der dritten Generation zu den Forschungen, wie ein solcher eßbarer Wald angelegt und genutzt werden kann. Das Buch ist meines Erachtens das beste Buch, daß zu diesem Thema für unsere nördliches Klima existiert. In einem solchen halbhohen eßbaren Mischwald wachsen eben nicht nur Nahrungsmittel, sondern auch Holz, Medikamente, Tiere und vieles mehr.
Die Erzeugung von Fleisch auf dieser Fläche kann insbesondere dann vollbracht werden, wenn auf dieses alte Wissen zurückgegriffen wird:
Laubgeschichten: Gebrauchswissen einer alten Baumwirtschaft, Speise- und Futterlaubkultur
von Michael Machatschek
ISBN: 978-3205992950
Des Weiteren kann zur Frage der Beheizung von menschlichen Wohnungen auf das erarbeitete Wissen von Jean Pain zurückgegriffen werden, der einen sogenannten Biomeiler in die Bewirtschaftung seines Waldes und Gartens eingebunden hat.
Die Methoden Jean Pain - Ein anderer Garten
http://www.gesundsein.net/die-methoden-jean-pain-ein-anderer-garten-p-35.html
Fazit:
Es stehen für die Kernfragen der regionalen Ernährung alle Möglichkeiten und Alternativen bereits fertig entwickelt bereit.
(Noch weitaus mehr, als hier überhaupt dargelegt werden kann.)
Gruß
Bernhard
Ist die Vision wirklich so schön?
Hi Arithmos!
Das Leben als Subsistenzler nördlich der Alpen ist kein Honigschlecken, selbst dann nicht, wenn man idealisiert alle anderen gesellschaftlichen Faktoren ausklammert.
Es ist geprägt durch sehr viel Arbeit (die Natur kennt kein Wochenende und keine Urlaubszeiten) und erfordert Genügsamkeit. Das Erarbeiten der eigenen Nahrungsmittel oder Herstellen von Gebrauchsgegenständen wird also, neben gelegentlicher Fortpflanzung, zur lebensfüllenden und –bestimmenden Aufgabe. Leben wie die Amish oder Hutterer eben.
Das ist durchaus eine Option. Aber ist das auch eine „schöne“ Vision?
Da selbst der größte Einfallspinsel zumindest den Hauch einer Ahnung hat, dass das vordergründig unschlagbare Supervorteilsangebot namens Leben in Summe eher zu einer Mogelpackung tendiert, denn zu einem „wundervollen Geschenk“ Gottes, brauchen auch die Amish und Hutterer ein zusätzliches Hilfsmittel, um sich gezielt von unerwünschtem und kontraproduktivem Gedankengut fernzuhalten: Disziplinierte Geisteshygiene in Form von demütigem Gottes-Glauben.
Subsistenz kannst Du in unseren Breitengraden gründlich knicken. Das läuft am Ende immer auf mühevolle Arbeit hinaus, was seinerseits wiederum förmlich danach schreit und bettelt, sich davon zu befreien, und dafür andere in die Knechtschaft zu zwingen (feudaler Großgrundbesitz ist eine deutlich angenehmere Art, sich mit Landwirtschaft ein Auskommen zu sichern).
Die Römer (eine wärmeliebende Art, die am besten südlich der Alpen gedeiht) hatten dies sofort begriffen, und im alten Germanien wenigstens versucht, durch das Auffinden von Thermalwasser für fließend warmes Wasser zu sorgen - wenn das Land sonst schon ein so erbärmliches Beispiel einer arbeitsintensiven Klimazone abgab.
Nach meinen Beobachtungen scheint der Tropengürtel die einzige Klimazone zu sein, wo die Subsistenzler nicht dauerhaft am Schuften sind und zudem nicht das Joch der jahreszeitlichen Zyklen ertragen müssen. Kleidung und Heizung irrelevant. Erntemöglichkeiten und Fischfang das ganze Jahr. Kein Wunder, dass das Bild des Paradieses so oft mit einem tropischen Garten assoziiert wird.
Hätte ich in grauer Vorzeit in Mitteleuropa die verlausten Barbarenstämme bezüglich ihrer Zukunft beraten müssen, ich hätte ihnen gesagt:
Ihr habt genau zwei Möglichkeiten: Entweder, ihr haut ab in Richtung Süden, oder aber, ihr zivilisiert euch. Alles andere endet nämlich unter Garantie in wettergegerbter Lederhaut und Hornhaut an den Händen und - die schlimmste Strafe, die Völker treffen kann - einem eklatanten Mangel an kulturellem Bezug und geistigem Zugang zum eigentlichen Sinn des Lebens: Zeit für Müßiggang.
Und beim Abschied hätte ich ihnen noch zugerufen: Und wenn ihr allen ernstes hier bleiben wollt, dann legt euch schnellstmöglich einen festen Glauben zu, der viele Demutselemente enthält. So etwas werdet ihr nämlich bitter nötig haben. Zumindest so lange, bis ihr den Rest der Welt für euch schuften lassen könnt...
Übrigens: Eigene Nahrungsmittel anzubauen bereitet dann am meisten Freude, wenn man es zur Entspannung nebenbei tun kann, aber es nicht zwingend tun muss!
Viele Grüße
Lex
--
Disclaimer:
Article might contain explicit depictions of real things.
These real things are commonly known as life.
If it sounds sarcastic, don't take it seriously.
If it sounds dangerous, don't try it at home.
If it offends you, don't read it.
Sorry, Fehler! Ich meinte Festmeter und nicht Klafter! Aber in Australien langt dir sicher 1 Festmeter ;) (oT)
- kein Text -
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„Wenn sich die Welt selbst zerstört, dann fängt es so an: Die Menschen werden zuerst treulos gegen die Heimat, treulos gegen die Vorfahren, treulos gegen das Vaterland. Sie werden dann treulos gegen die guten Sitten, gegen den Nächsten, gegen Frauen
Wissen über die Zeit retten.
Die Krux ist: die schönen Visionen funktionieren immer nur "wenn jeder
...". Das was wir heute haben "funktioniert" aber schon (und deshalb),
"wenn nur einer ...".
Mit dieser lahmen Entschuldigung wird sich niemand in der nun kommenden Zeit ernähren können. "Schöne Worte pflanzen keinen Kohl." heißt es in der Permakultur.
solange wir es mit homo sapiens zu tun haben und nicht mit der nächsten
Stufe der Evolution (dem homo debilis, der sich nur noch von der Hand in
den Mund ernähren kann), sehe ich neben dem recht zeitnahen
Aussterben keine nachhaltige Lösung.
Wenn alle Lebewesen diese Einstellung hätten, wäre dieser Planet schnell ohne jegliches Leben.
Ich habe nichts über die Wahrscheinlichkeit ausgesagt, ob und wie diese Lösungen genutzt werden. Da bin ich eher pessimistisch, vermutlich wie Du.
Aber mein Motto lautet: "Pessimist im Geiste. Optimist in der Tat."
Es reicht ja bereits, wenn das mühsam erarbeitete Wissen [Wissen = angewandte Information] wenigstens von einigen Menschen über die kommenden Zeiten gerettet wird. Denn irgendwann wird die Saat aufgehen.
Es ist unsere oberste Pflicht als Mensch, dieses zu bewahren, was die Menschheit an Gutem hervorgebracht hat.
http://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%BCcherverluste_in_der_Sp%C3%A4tantike
Gruß
Bernhard
Härter im Nehmen...
Hi Günter,
In meiner Kindheit gab es weniger Heizung, und ich versuche immer,
mich zurückzuerinnern - gefroren im Sinne von unter Kälte leiden habe
ich als Kind nie.
In meiner Kindheit gab es einen stinkenden Ölofen im Wohnzimmer und ein Klo auf dem Hausgang (Gang und Klo unbeheizt und im Winter arschkalt!).
So will ich nie wieder leben. Bevor ich mir das antue, wandere ich aus und werde Obdachloser auf den Seychellen.
Waren wir damals härter im Nehmen?
Wir nahmen damals wie heute das, was wir kriegen konnten.
Heute kriegen wir eben etwas mehr...
Viele Grüße
Lex
--
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Viel Arbeit? Nein Danke!
Es ist geprägt durch sehr viel Arbeit
Hier darf ich korrigieren.
Die viele Arbeit entsteht erst, wenn Du die Grundlagen des Lebens auf diesen Planeten nicht verstanden hast und dementsprechend relativ dämlich handelst. Viel Arbeit ist immer ein Zeichen dafür, daß da gerade etwas nicht optimal läuft.
Die Industrialisierung der Landwirtschaft und deren Nachahmung in den Gemüsegärten, sowie die vorhergehende erzwungene Überproduktion aufgrund der Staatenbildung und Massenproduktion von Menschen - hinterlassen das beschriebene Bild der "harten Arbeit den ganzen Tag".
Auch unsere Eltern und Großeltern haben im Garten gerackert. Es war mühselig und scheußlich. Kein Wunder, daß die Kinder, die immer helfen mußten, sich nur allzugern abgewendet und das Wirtschaftswunder ausgelebt haben.
Das Bild von der schweren Arbeit liegt aber vor allem darin begründet, daß das einzig vernünftige Werkzeug des Menschen nicht zum Einsatz kam/kommt, das er über die Jahrmillionen ausgebildet hat: Sein Hirn.
Das Hirn ist ein gutes Werkzeug, um die Landschaft um sich herum so zu gestalten, daß sie selbsttragend (!) aus sich heraus Nahrung produziert.
Das machen alle anderen Tiere mehr oder weniger auch. Es gibt keinen Grund, nicht dasselbe zu tun. Zumal wir von der Intelligenz her - manche mehr, manche weniger - gut für die gestalterische, kreative Einrichtung der Landschaft zur Deckung unserer Bedürfnisse gerüstet sind.
Ein bisschen arbeiten werden wir immer müssen. Aber das ist auch gesund.
Einer Gehirnwäsche in Form einer Religion bedarf es da absolut nicht. Genügsamkeit schon - aber das wird in Zukunft sowieso erforderlich. Besser zumindest, als auf dem Baum zu hocken und tatsächlich von Luft zu leben.
Auch wenn der Lebensstandard sinken wird, so bleibt er erträglich. Und dafür steigt ja auch die Lebensqualität - allein durch die gewonnene Lebenszeit und damit Muße.
Die Arbeit wird viel härter werden, wenn alles zusammenbricht und man hat vorher nicht angefangen, sich Wissen über kleinste Schritte und Projekte anzueignen.
In den Wirren des Verfalles sich dann auch noch das Wissen anzueignen, wie ich zum Beispiel Kartoffeln am besten anbaue - das halte ich für Arbeit. (Bis unmöglich.)
Viele Grüße
Bernhard
Schon wieder, Lex der Spielverderber
Und volle Zustimmung meinerseits.
Alles andere ist ein Witz: Entweder Plackerei oder Komfort auf Kosten Dritter.
Grüsse, Zara
Zusatz.
Wir nahmen damals wie heute das, was wir kriegen konnten.
Heute kriegen wir eben etwas mehr...
Heute wie damals wird vor allem hingenommen, was vorgefunden wird. Dabei sind mit erstaunlich wenig Mitteln sehr starke Erleichterungen des eigenen Lebens möglich.
Einmal nachgedacht erspart Stunden an Arbeit. Oder eben ein ungemütliches Dasein.
Heute sind wir (noch) in der Lage, den vollen Komfort zu nutzen, ohne weiter darüber nachzudenken. Vielmehr dürfen wir lieber nicht darüber nachdenken, denn dann würde es uns unangenehm werden. Da wir ja auf Kosten anderer Menschen leben. Auch der Menschen in der Zukunft. Das ist uns etwas unangenehm, deswegen lassen wir es lieber - das mit dem Nachdenken.
Nur irgendwann ist eben Schicht um Schacht, Ende der Fahnenstange.
Wir können uns heute entscheiden: Fangen wir an zu denken - oder warten wir ab. Und nehmen dann das, was wir später kriegen können. Was eben da ist. Was nicht viel sein wird, vielleicht sogar weniger als "damals" zu Zeiten des Plumpsklos?
Gruß
Bernhard
Hallo Zaunreiter, das darfst du aber keinesfalls den Südeuropäern erzählen ;)
Das Bild von der schweren Arbeit liegt aber vor allem darin begründet,
daß das einzig vernünftige Werkzeug des Menschen nicht zum Einsatz
kam/kommt, das er über die Jahrmillionen ausgebildet hat: Sein Hirn.
Die Deutschen arbeiten nämlich keineswegs mehr oder härter als die Griechen, die Italiener, die Spanier oder die Portugiesen.
Sie arbeiten nur anders
Gruß Mephistopheles
--
„Wenn sich die Welt selbst zerstört, dann fängt es so an: Die Menschen werden zuerst treulos gegen die Heimat, treulos gegen die Vorfahren, treulos gegen das Vaterland. Sie werden dann treulos gegen die guten Sitten, gegen den Nächsten, gegen Frauen
Volle Zustimmung
Hallo Lex!
Danke für diesen wunderbaren Beitrag. Den drucke ich mir aus.
Ich habe es ja eher mit Zahlen als mit Worten - aber hier hatte ich so was ähnliches auch mal versucht auszudrücken:
http://www.dasgelbeforum.de.org/board_entry.php?id=233288#p233301
Ich fürchte, dass Öl und Kohle (diese wie jene) ausgegangen sein werden, lange bevor wir hierzulande tropische Temperaturen erreicht haben.
Viele Grüße
Lex
Grüße zurück
Arithmos
--> in der Sammlung verewigt (toller Beitrag!) (oT)
- kein Text -
Butter, Fische und so ...
Hallo Zaunreiter,
ich finde deine Ausführungen ja interessant, aber immer dann, wenn es spannend wird, nebelst du uns mit Allgemeinplätzen ein (Grundlagen des Lebens auf diesem Planeten nicht verstanden ... ). Die konkrete Frage lautet doch: Was ist zu tun, um in unseren unterkühlten Breiten ausreichend Nahrung und Lebensgrundlagen wie Heizmaterial etc. zu erwirtschaften?
Bisher entnehme ich deinen Beiträgen, dass es darum geht, auf der Fensterbank ein Kräutertöpfchen zu ziehen und im Garten Bäume zu pflanzen, um deren Früchte zu ernten. Das alles finde ich gut und richtig, löst aber das Problem quantitativ noch nicht wirklich. Oder mir mangelt es da an Fantasie.
Bitte beschreibe doch mal, wie die von dir gemeinte Wirtschaftsweise genau funktioniert und wie viel Fläche in dieser Wirtschaftsweise für die Erzeugung der grundlegenden Bedarfsgüter eines Menschen (also Nahrung, Kleidung und beheizte Unterkunft im bescheidenen Rahmen) erforderlich ist. Es darf ruhig konkret sein.
Schöne Grüße
NBK
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Erfahrungen mit Permakultur
Seit vielen Jahren bin ich in der Permakulturszene tätig. Ich stamme von einer bäuerlichen Biolandwirtschaft (seit '72), habe mich also sehr lange mit dem Thema praktisch eingelassen.
Im Mai 2009 hat die von unserer Familie ins Leben gerufene Naturwert-Stiftung ein Projekt gestartet, das als ein Familienforschungslandsitz angesehen werden kann.
Ziel: Aufzeigen, dass nach einem einmaligen mechanischen, doch recht groben (Bagger) Einsatz die Grundmuster einer Permakultur-geführten Lebensweise für eine Familie auf einem Hektar (10 000 m²) geschaffen werden können. Durch diesen einmaligen Akt änderte sich die kommplette Kleinklimazone auf dem ganzen Gelände. Was vorher eine grüne Wiese für Viehnutzung war, das ist heute ein Idyll an Viefalt. Seither ist das Stück Land so gesehen frei von maschinellen Bodenbearbeitungsgeräten.
Zwei Geoökologen von der Uni in Bayreuth haben einen Bericht über dieses Projekt verfasst - es ist das erste Mal möglich, den von Politik und Naturschutz längst geforderten Biotopverbund großflächig umzusetzen.
Zwischenergebnis:
Das, was ein paar Hände mit kupfernen Handwerkszeugen in einer Vegetatioszeit tatächlich leisten können, haut sogar mich um. Das, was da alles aufgewachsen ist, nährt eine Familie mit vielen hungrigen Mündern. Das Gelände war vorher eine moorige Feuchtwiese, durch den Eingriff wurden die Elemente Wasser und Erde voneinander getrennt. So gibt es dort jetzt einen See, Bachlauf, wo vorher nur unterirdische Drainagerohre gelegen haben.
Was ich dabei für schöne Gedanken und Gefühle zeugen durfte, geb ich gern an anderen Stelle weiter.
Die dort neu angesiedelten Arten (Pflanzen, Insekten, Biologie, Regenwürmer,) mögen sich vervielfacht haben, wenn wer zählen will, gerne. Ich weiß von sicheren Quellen, dass der Einsatz unserer gesamten Agrartechnik - schwerem Kriegsgerät gleich - schon allein 30 % Verlust herbeiführt. Aber daran sind alle schon gewöhnt, da das Ganze ja über Jahre, sich Tonne für Tonne über die Achslasten einstellt, was - seiner Folgen wegen - ähnlich einem Atomwaffeneinsatz fürs Bodenleben zu werten ist, so viel Druck ist da drauf! Ich hab selber genügend Experimente mit Bodendruck gemacht, könnte ein Buch drüber schreiben. *
Ich habe praktisch den Weg vom Traktorsitz mit Supercomfortkabine gegen echte Handarbeit getauscht. Seither darf ich wieder an der frischen Luft mein Werk tun. Sauerstoff wirkt im Körper mit einem pH-Wert von 14!!!, das heißt, an der frischen Luft sein Tagwerk tun, ist die größte medizinischen Anwendung für die Gesunderhaltung und selbstverständlich die Gesundung sämtlicher durch Übersäuerung verursachter Krankeitsbilder, die sich der werte Leser nur vorstellen kann.
Danke dem Zaunreiter, er ist mit seinem Gedanken bodenrichtig, das Thema sind wirklich die Mikroben - (dennoch gilt: die Mikrobe ist nichts, das Milieu ist alles).
Wenn die Piraten heute ein Grundeinkommen fordern, dann sag ich: Nur für jeden, der auf das Land geht. Auf einem Hektar können mit veganer Ernährugnsweise locker 5 - 8 Menschen satt werden, incl. Faserstoffe, Baumaterial, Wärme, Heilkäuter, pshychosoziale Gesundheit u.v.m.
Es gibt Vordenker und Vormacher, einer der Macher baut auf einem m² feinster Erdkrume, was ja in Wirklickeit mindestens ein m³ ist, mehr als 20 kg Karotten, Kartoffel, Kraut...
Heute wird oft von der Basis geredet, kommt von Base, baschisch, Diabas oder Basalt, leichte Gaben zeigten in der schon fast absolut übersäuerten Welt eine ordenliche Wirkung.
König - Königin - Prinz - Prinzesssin vom eigenen Stück Land. Wer künftig politisch was sagen darf, soll sein eigenen Garten haben, dann ist demjenigen auch klar, was gut für das Land, demnach auch für die Menschen, Tiere, Pflanzen ... ist. Kehrt der Technokratie den Rücken, sie fällt eh demnächst in den Abgrund und zieht die mit in die Tiefe, die ihr dienen, wie die Erde jenen dient, die sie IHR Untertan machen...
Gibt es was Wirtschaftlicheres als einen Baum zu pflanzen, wenn es der richtige ist?
Das einzig politisch Sinnvolle für alle Zeiten ist eine basische, neue Bodenordnung mit einem Pachpreis von umgerechnet drei Cent pro Kubikmeter und Mondumlauf (13 Monde/Jahr).
Will noch wer was anderes aufbauen als das Bodenleben, wie eine Betonlandschaft, dann kostet das künftig drei Euro für einen Qurdratmeter, so flach ist das, da krabbelt dafür dann auch kein Wurm oder Käfer Karl mehr, der hat ja dann gutes Asyl.
(* Diesen Absatz habe ich grammatisch und semantisch korrigiert. HM)
Vielen Dank! (oT)
- kein Text -
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Mit 40 DM pro Kopf begann die Marktwirtschaft, mit 400.000 Euro Schulden pro Kopf wird sie enden.
Atomkraft | in English
Vielen Dank & Frage.
Hallo,
wo kann man sich das mal ansehen?
Beste Grüße,
CenTao
Permakultur nach 2 Jahren?
Im Mai 2009 hat die von unserer Familie ins Leben gerufene
Naturwert-Stiftung ein Projekt gestartet, das als ein
Familienforschungslandsitz angesehen werden kann.Ziel: Aufzeigen, dass nach einem einmaligen mechanischen, doch recht
groben (Bagger) Einsatz die Grundmuster einer Permakultur-geführten
Lebensweise für eine Familie auf einem Hektar (10 000 m²) geschaffen
werden können. Durch diesen einmaligen Akt änderte sich die kommplette
Kleinklimazone auf dem ganzen Gelände. Was vorher eine grüne Wiese für
Viehnutzung war, das ist heute ein Idyll an Viefalt. Seither ist das Stück
Land so gesehen frei von maschinellen Bodenbearbeitungsgeräten.
Kann man denn nach 2 Jahren überhaupt schon eine Aussage hinsichtlich Permakultur treffen? Unser Forenexperte in Sachen Permakultur, Konstantin, antwortete mir letztens auf diese Frage:
20 Jahre sind zu kurz.
Es wird noch ca. 300 Jahre brauchen bis man das Projekt als echte Permakultur bezeichnen kann. Dann dürften, laut Auskunft eines Pilzsachverständigen, sich die standortgerechten Pilzmyzele wieder eingependelt haben.
http://www.dasgelbeforum.de.org/forum_entry.php?id=238659&page=0&category=0&...
Das bringe ich jetzt nicht mit Ihrem euphorischen Bericht zusammen, lieber Leser.
Beste Grüße
Arithmos
Konkrete Erfahrungszahlen würden mich auch interessieren, NBK
... also ganz konkret, wie auf diesem einen Hektar die fünfmillionen Kilokalorien, die eine fünfköpfige Familie benötigt, neben Heizung, Kleidung usw., in einem Kreislauf und ohne Zufuhr von aussen (Energie, Humus, Kompost usw.), erwirtschaftet werden.
Ein Anfang ist gemacht
Hallo Arithmos,
das in der Leserzuschrift beschriebene Projekt ist mit persönlich bekannt. Ich war vor dem Baggereinsatz und auch zwei mal danach vor Ort. Es gibt massenweise Möglichkeiten der Optimierung. Einige Wege sind noch zu tief. Die Trennung Erde/Wasser ist schon sehr deutlich zu erleben, aber noch nicht auf allen Pfaden. Über die Webseite findet man auch einige Bilder.
Ab wann man ein Projekt als "Permakultur" bezeichnen kann ist in der Fachwelt umstritten. Wichtig ist die richtige Richtung und vor allem, dass überhaupt etwas getan wird.
Robert und seine Freunde haben meine Anerkennung und Wertschätzung für das Gestalten und Schaffen. Es wird nur wenige Jahre brauchen und das "DIES" wird noch viel schöner und ertragreicher sein als bisher schon.
Viele Grüße
Konstantin
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"Es ist noch nie ein Mensch an Altersstärke verstorben ..."
Ah, da gibt es sogar konkrete Zahlen
Diese gleiche Fläche genügt in zehnjährigem Durchschnitt erprobten Selbstversorgeranbau, um nicht nur eine Person, sonder eine ganze sechsköpfige Familie reichlich und gesund zu ernähren. Wobei die Familie insgesamt im Tagesdurchschnitt weniger als 1,25 Stunden (Vater, Mutter, ältestes Kind) und keinerlei Energie für Gartengeräte, Dünger, Schädlings- und Krankheitsabwehr außer jener von Körper und Geist aufwenden musste.
Hier wurden angebaut: ca fünf Millionen Kilokalorien pro Jahr in Gestalt von:
1451 kg Gemüse (pro Tag knapp 4 kg),
390 kg Obst (pro Tag 1,07 kg),
600 kg Kartoffeln (pro Tag 1,64 kg),
23 kg Eier (pro Tag 1,1 Ei),
39 kg Sojabohnen,
500 kg Schafsmilch,
15 kg Mohnöl,
75 kg Essmais
http://www.naturwert-stiftung.de/?id=3
Nach meiner Rechnung sind das aber lediglich um die zwei Millionen Kilokalorien, und nicht deren fünf.
Grüsse, Zara
Da fehlt noch was Wichtiges ...
1451 kg Gemüse (pro Tag knapp 4 kg),
Vier Kilo Gemüse pro Tag! Donnerknispel! Dann fehlt aber noch etwas Wichtiges ... nämlich der Tagesbedarf an Toilettenpapier ...
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Noch mehr Zahlen
Ich habe mir jetzt mal die 3 Teile des Videos über dieses Projekt angesehen.
Hier zunächst mal kommentarlos ein paar Schnipsel dessen, was der Initiator da so ins Mikrofon spricht. Lex - Volltreffer:
göttliche Schöpfung
ora et labora
Beten und arbeiten
Kinder zeugen
Arche Noah
göttliches Prinzip
ohne Wasser geht gar nichts
Spur hinterlassen
Feuchtwiese
Wall - 120m nach Westen 3m hoch 2.500h Arbeit (davon 250 Maschinenstunden) Bagger, Frontlader, Kipper und andere Geräte
in der Bibel steht geschrieben
Pra"dies"
aufstehen, bevor es hell wird, arbeiten, ins Bett, wenn es dunkel wird
man braucht eine einigermaßen "elastische" Familie
Schöpfung
Die (Pflanzen) arbeiten alle für uns - die Krone der Schöpfung
Wir schauen: was dient dem Menschen
Das Wichtigste ist: gesundes Herz, gesunde Hände und Füße
langfristige Verträge (mit den geplant 18 Familien) für beide Seiten bindend
lebendiger Zaun (sag ich doch)
Da frage ich mich erst mal: Robert (falls Du die Leserzuschrift verfasst hast): wie elastisch ist denn Deine eigene Familie (also Frau und Kinder, nicht Eltern)? Davon sieht und hört man nichts in den Videos.
Außerdem frage ich mich, was passiert, wenn Hände und Füße nicht mehr gesund sind. Wer arbeitet dann?
Was passiert, wenn Gott oder Berta (das Tiefdruckgebiet) euch nicht nur Regen, sondern Hagel oder Sturm schickt? Gibt es einen Plan B?
Und wo kann man denn bitte einfach so auf einer landwirtschaftlichen Nutzfläche (legal, in D) ein Wohnhaus errichten? Hier muss man ja schon bei einem zweiten Gartenhäuschen um Erlaubnis bitten.
So - und nun nehmen wir mal diese 250 Maschinenstunden.
Da musste viel Erde bewegt werden - ich rechne jetzt mal mit 5l Diesel pro Maschinenstunde. Das ergibt 1.250 Liter Diesel - etwa das 10fache dessen, was insgesamt (inkl. Transport) derzeit in der konventionellen Landwirtschaft pro Hektar und Jahr verbraucht wird (und vermutlich das hundertfache dessen, was zuvor auf dieser Fläche verbraucht wurde, weil es nur eine Feuchtwiese war). Also erst mal 10 Jahre lang keinen Tropfen mehr verbrauchen, bevor rohöltechnisch break even ist.
Da wollen wir hoffen, dass nicht allzu viele Hektar derart beackert werden - sonst kommt das GO einige Jahre früher
Grüße
Arithmos
Und wieder eine neue Religion...
Hallo Leser!
Ziel: Aufzeigen, dass nach einem einmaligen mechanischen, doch recht
groben (Bagger) Einsatz
Gut, dass Du das erwähnst. Wird nämlich gerne unterschlagen. Insbesondere vom Bagger-Sepp aus dem Lungau, den ich bewundere für seine Fähigkeiten, mittels geschickter Vermarktung und Selbstdarstellung schöne Geschichten zu seinem Permakultur-Disneyworld zu erzählen, um damit die zunehmende Sehnsucht vieler Menschen nach einer intakten und friedvollen Welt und einem Leben im Einklang zur Natur zu befriedigen. Gegen harte Euros, versteht sich. Den Sepp mag ich, der ist schlau – ganz im Gegensatz zu vielen seiner Fans.
Ist das nicht eine gewaltige Inkonsequenz, einerseits die bodenverdichtenden Maschinen zu verteufeln, aber andererseits mittels massivem(!) Technikeinsatz die Erde umzugraben, um damit „Natur“ zu schaffen? Nach meinem Empfinden ist das eigentlich ein Verstoß gegen die Grundprinzipien der Permakultur, die ja eigentlich fordern, stets im Rahmen der Möglichkeiten zu bleiben, die einem unmittelbar und dauerhaft zur Verfügung stehen.
Überhaupt, diese Hügelbeete: Jahr für Jahr heben neue Sepp-Holzer-Opfer optimistisch die Gruben für ihre Beete aus, um danach erstaunt festzustellen, dass diese mit deren zur Verfügung stehenden Mitteln und deren vorhandenem Totholz gar nicht verfüllbar sind. Und großen Stämme eng aneinander zu legen, geht von Hand sowieso nicht – da droht schon das nächste Problem: Es entstehen Spalten und Freiräume, die eine Einladung für kleine Nager sind, ganz abgesehen davon, dass auch größere Wildtiere sich magisch von Hügelbeeten angezogen fühlen (Sepp Holzer hat sehr viele Hektar Land – damit kann er locker sagen, dass gewisse Verluste durch Wildtiere zu verschmerzen sind, zumal er ohnehin nicht von der Landwirtschaft lebt).
Die billigste Nummer überhaupt ist aber, wenn jemand gescheitert ist (und davon gibt es leider sehr viele), dem dann noch zu seinem Unglück zu verzapfen, es hätte nur daran gelegen, dass er nicht genügend nachgedacht hätte und seine Permakultur nicht ausreichend an die örtlichen Gegebenheiten angepasst hätte. Klingt für mich nach einer Universalrechtfertigung, um den Gedanken der Permakultur per se unantastbar und unangreifbar zu machen.
Aber gut - man sollte jetzt nicht den Sepp Holzer generell mit Permakultur gleichsetzten, der ist ja auch in den Reihen der Permakulturfans durchaus umstritten...
Das Gelände war vorher eine moorige Feuchtwiese
Du schreibst „Feuchtwiese“...sind das nicht diese halbnatürlichen Biotope von sehr hoher Artenvielfalt? Nun gut, für die konventionelle Landwirtschaft eher lästig, was liegt da näher, als das ungeliebte Kind in einem „biologischen“ Terraforming-Verfahren in ein kleines Paradies von noch höherer Artenvielfalt zu verwandeln, um damit der Welt zu beweisen: Seht her – was man alles machen kann mit angeblich ungeeigneten Böden!
Apropos Böden: Wie werden eigentlich Permakulturböden klassifiziert? Woran erkenne ich deren Qualität? Gibt es da objektivierbare Messgrößen (so wie Bodenwertzahl oder Ackerzahl in der herkömmlichen Landwirtschaft)? Gibt es Referenz-Böden? Oder muss man bei Permakulturen immer die individuellen Standortaspekte als Softfacts in einer gesamtheitlichen Sichtweise wahrnehmen? Wie kommt man dann zu einer monetären Bewertung einer Permakulturfläche? Oder ist die Permakultur per se bereits ein antikapitalistischer Ansatz, da ihr eigentlicher Wert in Geld gar nicht zu ermessen ist?
Ich selbst finde den Perma- oder Mischkulturansatz ja durchaus charmant. Das liegt vor allem daran, dass ich kein Freund von geordneten und strukturierten Gärten oder Anbaukulturen bin, und mir der Gedanke gefällt, die Pflanzen so wachsen zu lassen, wie es eben kommt bzw. den individuellen Standort zu würdigen und zu akzeptieren, und nicht zu versuchen, etwas mit Gewalt herbeizuzwingen. Ich bin auch nicht der Meinung, dass eine Permakultur im Grundsatz etwas verkehrtes oder dummes wäre.
Was ich aber nicht verstehe, ist die damit von den Permakulturfans verbundene „Natürlichkeit“ bzw. die Vorstellung, einen „guten“ oder „richtigen“ Weg eingeschlagen zu haben. Die erdrückende Mehrzahl unserer Nutzpflanzen sind reine Kulturpflanzen, die nicht einmal ihren angestammten Platz in unseren Breitengraden haben. Insbesondere die Pflanzenkombinationen in Mischkulturen, ungeachtet der damit erzielten positiven Wirkungen (Verfügbarmachen von Nährstoffen, Schädlingsreduzierung, usw.), finden keine Entsprechung in der Natur, da sie dort ja gar nicht vorkommen.
Natürliche Landwirtschaft mit Kulturpflanzen? Das kommt mir immer ein wenig so vor, wie wenn man dafür plädieren würde, Hunde in Rundeln zu halten, um damit der Lebensweise der natürlichen Urform möglichst gerecht zu werden. Oder noch besser: Hunde in den Wäldern auswildern, um damit die ausgestorbenen Wölfe auf „natürliche“ Weise zu ersetzen.
So etwas, wie eine ursprüngliche Landwirtschaft im mitteleuropäischen Raum gibt es sowieso nicht; die Landwirtschaft ist schon so lange eine Kulturpflanzen- und Kulturlandschaftsgeschichte, dass ein „Zurück“ oder eine „Umkehr“ sofort die Frage nach dem WOHIN aufwirft. Auf dem Speiseplan unserer Vorfahren standen Beeren, Hirsebrei und Körnergrütze plus die obligatorische Fleischeinlage. Diverse Kohlsorten, Petersilie, Weinrebe, Sauerkirsche, Zwetschgen und Pflaumen, Salat, Sellerie, Möhren, Kartoffeln, Tomaten, Gurken, Paprika, Bohnen Mais, Kürbis, etc. etc. sind alles eingeführte Arten, die darüber hinaus hochgradig kultiviert wurden. Die Wildarten sind z.T. gar nicht zu gebrauchen bzw. zu genießen.
Warum sollte man einen Apfelbaum nie beschneiden und mit Kraut überwuchern lassen? Weil das natürlich ist? Der Apfelbaum ist aber doch gar kein natürlicher Teil der Natur, sondern eine künstlich geschaffene Kulturpflanze, eine Verzerrung der Natur. Gezüchtet, um Ertrag zu bringen. Die Urform des Apfels ist kirschgroß und als Nahrungsmittel uninteressant.
Die Geschichte der Landwirtschaft, so wie wir sie kennen, ist nicht das Resultat eines Irrweges von Menschen, die aus purer Dummheit handeln, sondern die logische Konsequenz aus den Randbedingungen heraus, die aus den vorgefundenen natürlichen Gegebenheiten resultieren.
Wenn man auf Wikipedia geht, gibt es für jeden Begriff zwei Reiter: Einen uninteressanten und einen aufschlussreichen, nämlich „Artikel“ und „Diskussion“.
Unter Permakultur/Diskussion finde ich:
Streckenweise liest sich der Eintrag wie eine Werbebroschüre für Permakultur. Die stetige Verwendung von personalisierendem "wir/uns" zeigt, dass hier "Jünger" der P-K heftigst mitgeschrieben und dem Artikel seine suggestive Botschaft eingehaucht haben. Ich selbst sympathisiere durchaus mit den Prinzipien der P-K, finde aber, dass in der WP andere Kriterien gelten als die eines VHS-Kurses unter Mitwirkung der P-K-Akademie... Was meint Ihr? Wäre der Neutral-Baustein gerechtfertigt? Shoshone 00:42, 5. Dez. 2008 (CET)
Das liegt halt einfach daran, dass Permakultur nachhaltige Effizienz fördert wie kein anderes Prinzip. Dein Einwand zeigt, dass du noch zu sehr im linear-kausalen Denken verfangen bist. Nur mit systemischem Denken gelangst du zum ganzheitlichen Verständnis. Versuch das Ganze ideologiefrei zu sehen, und du wirst es verstehen! 88.25.105.37 18:53, 25. Feb. 2009 (CET)
Sag’ ich doch: Religion!
Viele Grüße
Lex
--
Disclaimer:
Article might contain explicit depictions of real things.
These real things are commonly known as life.
If it sounds sarcastic, don't take it seriously.
If it sounds dangerous, don't try it at home.
If it offends you, don't read it.
Etwas ausführlicherer Nachtrag. Bonobo-Blues.
Einige Fragen habe ich hier versucht, etwas ausführlicher in einem Übersichtsartikel zu beantworten.
http://www.selbstversorgerforum.de/perma/HumMed.pdf
Einige Fragen sind in der Zwischenzeit hinzugekommen - die muß ich erst einmal lesen.
Gruß
Bernhard
Besser machen...und: Keine Religion.
Aber gut - man sollte jetzt nicht den Sepp Holzer generell mit Permakultur
gleichsetzten, ...
Dann solltest Du das auch nicht tun.
Zugegebenermaßen ist der Begriff ein wenig ausgelutscht. Insbesondere weil Hinz und auch der Kunz den Begriff nicht verstanden haben und trotzdem verwenden.
Was ich aber nicht verstehe, ist die damit von den Permakulturfans
verbundene „Natürlichkeit“ bzw. die Vorstellung, einen „guten“
oder „richtigen“ Weg eingeschlagen zu haben. Die erdrückende Mehrzahl
unserer Nutzpflanzen sind reine Kulturpflanzen,
Kulturpflanzen sind an sich nicht "böse" - eine irrige Vorstellung nach den Jahrhunderten und Jahrtausenden, die sie uns zum Teil schon begleiten.
Was die Natürlichkeit betrifft, läßt sich eine solche Diskussion endlos ausbreiten, da der Begriff "natürlich" überhaupt nicht zu definieren ist.
Das interessiert ja auch niemanden wirklich, denn es geht nicht um die Natürlichkeit per se, sondern um eine lebensbejahende Einstellung - im Gegensatz zur destruktiven Einstellung. Die ja nicht nur in Diskussionen immer wieder zum Vorschein kommt.
Warum sollte man einen Apfelbaum nie beschneiden und mit Kraut
überwuchern lassen?
Wer fordert denn das? Sind wir schon wieder beim Sepp Holzer?
Ich selbst habe das auch schon gefordert und praktiziert. Das liegt aber weniger an meiner romantischen Vorstellung von wilden Bäumen, als an der Reduzierung von Aufwand und Arbeit, die ich in ein solches System stecken und einplanen will. Das System soll möglichst selbsttragend und wartungsfrei sein.
Deshalb gehe ich dabei so vor, daß ich Arbeiten und Einrichtungen weglasse, um zu schauen, ob die Funktion trotzdem erfüllt wird. Also zum Beispiel der Apfelbaum. Ich lasse das Schneiden weg. Trotzdem hängen schubkarrenweise Äpfel an dem Baum.
Also kümmere ich mich nicht mehr um das Beschneiden, vor allem alter Bäume. Ich habe auch gemerkt, daß dabei häufig Krebs und Pilz bei den Bäumen erzeugt wird.
Wohl habe ich aber gemerkt, daß die Flächen unterhalb der Obstbäume nicht überwuchert werden dürfen, denn darunter leiden die Obstbäume, die sehr flach unter der Erdoberfläche verlaufende Wurzeln besitzen. Bei dicht wurzelnden Brennesseln kommen die Obstbaumwurzeln zu kurz.
Deswegen habe ich erst weiter gesenst und jetzt Tiefwurzler unter die Bäume gesetzt. In der Hauptsache Beinwell.
Permakultur ist keine Religion, sondern ganz simpel eine Planungstechnik für dynamische und komplexe Systeme.
Natürlich kann jeder alles dahernehmen und etwas drüberstülpen. Und es wird ja auch gemacht. Die Aussage, daß Permakultur eine Religion ist, ist aber Nonsens und eine Fehlbeurteilung aufgrund eines falschen Verständnis, was Permakultur überhaupt ist.
Für ein besseres Verständnis kannst Du ja mal hier hereinschnuppern:
http://www.selbstversorgerforum.de/perma/Permakultur.pdf
http://youtu.be/RFkyYA1xycw
http://www.selbstversorgerforum.de/vids/EinfachheitIstDasResultatVonReife.mp4
Und zum Schluß noch einen drauf: Besser machen. Und nicht so destruktiv sein. Es wird schon so viel zu viel zerredet, bevor es überhaupt angefangen wird. Schöne Worte pflanzen keinen Kohl...
Gruß
Bernhard
Die "Super-Plant" Azolla hast Du noch nicht erwähnt
Hallo Bernhard,
danke für die ausführliche Darstellung Deiner Arbeit. Leider vermisse ich noch mehr Ausführungen zur Aquakultur / Aquaponic Systemen. Beispielsweise bietet die Pflanze "Azolla" Möglichkeiten, die weit jenseits dessen liegen was im Gemüsebeet angebaut werden kann. Siehe dazu die Forschung von Erik Sjödin: www.eriksjodin.net
und besonders die Liste der verfügbaren Dateien zum Thema:
www.eriksjodin.net/works/accp/research/
Viele Grüße
Konstantin
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"Es ist noch nie ein Mensch an Altersstärke verstorben ..."