Warmmachende Impressionen blühn im Novemberwind
Hallo,
kalt, lausig, naß, trist, was bietet sich mehr, als einmal eine glamouröse Parallelwelt zu betreten, gedämpfte Atmosphäre, warme Farbtöne und warme Temperatur, am Wochenende Live-Piano-Musik, und gewisse Gewinnmöglichkeiten......
Am fesselndsten sind Tage, an denen unscheinbare Leute das Casino betreten, für die die sonst ziemlich strikten Kleidungsvorschriften (Sakko) keine Rolle spielen, für die gerne ein extra Black-Jack-Tisch eröffnet wird....
Zuerst würde man diesem Geschehen keinerlei Bedeutung beimessen, lägen da nicht diese seltenen, schillernden Jetons am Tisch : Hunderter und Fünfhunderter. Da guckt man dann schon mal genauer hin, wer da mit hohen Einsätzen zockt. Mindesteinsatz am Tisch : 100 Euro.
Denn der Durchschnittsspieler endet bei einem Fünfziger, eher noch darunter, die Masse spielt mit Jetons im Wert von 5, 10 und maximal 20 Euro. Wer mit 300 pro Spiel dabei ist, ist bereits die absolute Ausnahme und an den Fingern einer Hand abzuzählen, nicht pro Tag, sondern pro Jahr, man kennt sich mittlerweile.
Bis auf soziale Beschäftigungstherapien, wie etwa im Casino Lindau, wo auch mit 50 cents Einsatz am Livetisch gespielt werden kann, was dann das örtliche Pflege- und Unterbringungsheim scheinbar gerne für Entlastung nutzt und ihre Unterbringungsfälle zum Zocken auf Freigang schickt, mit 50 Cent Einsätzen.......man stelle sich das mal vor, da hat eine glorreiche Spielerin es geschafft, einen Plein-Volltreffer zu erzielen, bekommt also den 35-fachen Einsatz ausbezahlt, aber der macht gerade mal 17,50 aus. Das stelle ich mir nervtötend vor. Und klar gehen ganze volle 50 Cents als Trinkgeld an die Mannschaft in den Tronc, wofür die sich mehrfach artig bedanken. Ja, deutsche Verhältnisse der Merkel-Ära eben, Hartz4 im Casino. (Halt, Kommando zurück : das ist immerhin der Gegenwert von zwei vollen Tagesverdiensten eines Ein-Euro-Jobbers, ich nehms zurück).
Zurück in die Normalität außerhalb der Deppublik:
Mir fällt dieser Spieler auf, unscheinbar, optisch auffallend ärmlich gekleidet, er mag wohl Mitte 40 sein. Der Nationalität nach kann man ihn nicht zuordnen, da wortkarg, jedenfalls Europäer. Was ihn zum Hingucker macht, ist sein Einsatz pro Spiel von 500 oder 1000 Euro. Oder 2000.
Ich weiß nicht, mit welchem Betrag er zum Spielen anfing. Als ich auf ihn aufmerksam wurde, hat er gerade einiges verloren, er hat noch 3000 Euro in Jetons. Er greift in die Hosentasche, und holt ein Bündel Fünfhunderter heraus, läßt nochmal 3000 in Jetons umwechseln, und setzt also im folgenden Spiel 2 x 3000 Euro, er läßt es drauf ankommen, ich hätte an seiner Stelle längestens alles hingeschmissen und wäre wie ein getretener Hund davongetrollt.
Und nach ein paar weiteren Spielen hat er einen (erspielten) Stapel von geschätzen 20.000 Euro vor sich. Der Mann weiß, was er tut, er weiß es genau, ist hochkonzentriert. Obwohl er so unscheinbar ist, wie das Merkel unansehnlich, rechnet er unentwegt und wägt Wahrscheinlichkeiten ab, bezieht auch ein, wie viele Boxen gerade mitspielen, und in welcher Höhe er setzt. Entsprechend richtet er sich nach irgendwelchen Erkenntnissen, die wohl sein Geheimnis bleiben werden.
Jedenfalls spielt er nicht nach der Regel, Spieler, bleib bei 13 stehen. Und das scheint ihm Erfolg zu bringen. Vermutlich zählt er Karten. Im Schnitt kommt er auf 17 oder mehr.
Nach der großen Aufwärtswelle bei ihm wird es die nächsten dutzende Spiele ein zähes Ringen, ein Auf- und ab, bei dem er tendenziell wieder Jetons einbüßt.
Ein Bekannter des Spielers kommt hinzu und spielt mit - mit geradezu kläglich erscheinenden Einsätzen von 100-200 Euro pro Spiel, mithin dem Mehrfachen eines durchschnittlichen Spielers !
Er gewinnt ebenfalls sehr schnell, macht aus einem Fünfhunderter in unter 5 Minuten ca. 2000, und gerät dann ebenfalls in die Seitwärts-/Abwärtsphase.
Während sich der ursprüngliche Hocheinsatz-Spieler so einigermaßen hält, er scheint ein Experte zu sein, büßt der Hinzugekommene seinen Gewinn wieder ein, er wechselt nach, zieht einen Fünfhunderter aus der Hosentasche, wechselt ihn in Jetons.
Es dauert nicht lange, und er zieht nochmal einen aus der Hosentasche, und noch einen, und noch einen, jedenfalls ist nicht nur der Gewinn weg, sondern auch einiges vom Spielkapital.
Der Experte läßt es auf eine Entscheidung ankommen, setzt nochmal auf zwei Boxen jeweils 2000 bis 3000 Euro pro Spiel, und ................verliert - und er geht, nimmt ca. 15.000 - 20.000 verbliebene Euros mit. Mit wie vielen er gekommen war, wer weiß. Aber er wußte, wann es notwendig ist, abzubrechen.
Was sieht man ? Die wellenförmige Struktur des Spiels. Die Wichtigkeit, genau zu wissen, was man tut (Emerald). Und die Konsequent, aufzuhören, wenn eine Stop-Loss-Marke tangiert wird.
Ach, der Baldur, wie jämmerlich, er ging heute nach lediglich 2,5 gewonnenen Stücken brav auf den Heimweg. Kleine Stückchen waren es, nicht mal ein Bruchteil-Sköntochen des Großspielers. Aber ich war im Plus. Und blieb im Plus. Am Schluß. Vier Spiele nur, davon 3 gewonnen. Und obwohl es ein lausiger Kleckerbetrag war, entspricht es doch dem vollen Tagesverdienst eines fleißigen Arbeitnehmers. Nur, daß es nicht 8 oder 10 Stunden brauchte, sondern nur Disziplin, Geduld, einige Erfahrung, und halt ein bis zwei Stunden. Gleiches Ergebnis wie gestern. Klar hoffe ich, auch wie morgen, na, mal sehen.
Also zur prinzipiellen Nachahmung durchaus empfohlen.
Und wenn es nur zur Beobachtung illustrer Gestalten und Spielerpersönlichkeiten wäre - das ist den Abend wert !
Vor allem haben keine GouMän-Säcks die unsichtbaren Finger im Spiel, es gibt weder Courtage noch Depotgebühren, dafür gibts aber sauber herausgeputzte Mädels und Damen zum Betrachten, und extra obendrauf verlost wird auch immer wieder mal was zusätzlich.
Im Casino steht man halt selber auf dem Parkett.....welch feiner, aber wesentlicher Unterschied........und auch da sind die Spiele wellenförmig
Beste Grüße vom Baldur
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Der Hörer an der Wand hört seine eigne Schand