Die Aufschuldung im kapitalistischen System
Hallo!
Ich möchte hier ein altes Thema aufgreifen und in allgemeinverständlicher, möglichst einfacher Weise darstellen. Es ist ganz einfach.
Dazu inspiriert hat mich dieser Beitrag aus der Sammlung:
http://www.dasgelbeforum.net/ewf2000/forum_entry.php?id=108099
Es geht um den Zins, den Zinseszins und die Aufschuldung im kapitalistischen System.
Ich werde die Aufschuldungsdynamik anhand zweier Wirtschaftsteilnehmer darstellen: A & B. Diese können auch als Summe vieler verschiedener Wirtschaftsteilnehmer verstanden werden: A(a,b,c,d,e) & B(f,g,h,i,j).
Angenommener Zinssatz: 5%.
1. Runde
A nimmt einen Kredit von 100, produziert und verkauft für mindestens 105 an B.
Kredit kann getilgt werden, A ist fein raus.
2. Runde
B nimmt Kredit von 105, kauft von A für 105, verarbeitet und verkauft für mindestens 110,25 an A. (105 + 5,25 Zins für den Kredit von 105.)
Kredit kann getilgt werden, B ist fein raus.
3. Runde
A nimmt einen Kredit von 110,25, kauft von B für 110,25, verarbeitet und verkauft für mindestens 115,76. (110 + 5,51 Zins für den Kredit von 110,25.)
Kredit kann getilgt werden, A fein raus.
4. Runde
B nimmt Einen Kredit von 115,76, kauft von A für 115,76, verarbeitet und verkauft für mindestens 121,27. (115,76 + 5,78 Zins für den Kredit von 115,76.)
Kredit kann getilgt werden, B fein raus.
Führt man dies immer weiter und überträgt die Resultate in ein Diagramm, dann kann man folgende Kurven bestaunen. Links am Beispiel von 20 Runden, rechts am Beispiel von 200 Runden.
Na klar: exponentielles Wachstum! Im Rahmen des Themas bezeichne ich diese Kurve als "optimale Aufschuldungskurve".
Diese Reihe von Ver- bzw. Aufschuldungen kann nur unterbrochen werden, wenn ein Nachschuldner nicht den mindestens erforderlichen Kredit aufnimmt, was zur Folge hat, dass der Vorschuldner seinen Kredit nicht bezahlen kann. Der Unternehmer muss Insolvenz anmelden.
Beispiel:
3. Runde
A nimmt einen Kredit von 110,25, kauft von B für 110,25, verarbeitet und verkauft für mindestens 115,76. (110 + 5,51 Zins für den Kredit von 110,25.)
Pech nur, dass B plötzlich nur noch einen Kredit von 100 aufnehmen möchte. B kann höchstens für 100 Waren einkaufen, A ist insolvent (ihm fehlen 115,76 - 100 = 15,76) und schlimmer noch: Auch B weiß nicht mehr, woher er die 5 für seinen Kredit von 100 bekommen soll. Ja, wer will denn nun endlich Schulden machen?
Es geht noch weiter.
Da während dieser ganzen Aufschuldung Zeit vergeht, Gewinn gemacht, Maschinen gewartet und angeschafft, Mitarbeiter bezahlt, Betriebsfeiern veranstaltet und teure Autos gekauft werden müssen, wird jeder Unternehmer mehr für seine Waren verlangen, als "unbedingt nötig".
Beispiel:
A nimmt einen Kredit von 100, produziert und verkauft für mindestens 120 an B.
Kredit kann getilgt werden, A ist fein raus und hat einen Gewinn von 15. (20 - 5 für den Kredit von 100 = 15.)
Man kann sich leicht vorstellen, dass dadurch die zur weiteren Aufschuldung notwendigen Summen schnell größer werden. Hier der direkte Vergleich nach 200 Runden:
- 1646912,46 (ohne Aufschlag)
- 8234162,29 (mit 20 Einheiten Aufschlag je Runde).
Nun ist die Welt aber nicht perfekt und so kommt es immer wieder dazu, dass Unternehmen Insolvenz anmelden müssen. Unsere "optimale Aufschuldungskurve" bekommt Dellen und Knicke, was sie dann in etwa so wie dieses Ungetüm aussehen lässt:
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!
Gruß!
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Lass alle Macht fahren!