Realität und Mathematik
unbeschadet der vorgeführten Zahlen und Prozentsätze darf auf den
genannten "Wermutstropfen" hingewiesen werden, die als "insgesamt labilere
Verfassung des Weltfinanzsystems" bezeichnet wird. Was darunter konkret zu
verstehen ist, wird vom Goldseiten-Autor nicht erklärt.Es gibt zu diesem Themenkomplex ("insgesamt") allerdings einen
Standardaufsatz von Chilichnisky und Wu, der das etwas näher erläutert
(mit mathematischen Beweisen). Danach ergibt sich (kurz gefasst): Je mehr
Individuen ihr Risiko miniminieren wollen (Derivate usw.), desto größer
wird das "Systemrisiko" insgesamt.Die explosionsartig gestiegenen (und steigenden)
Risikominimierungsversuche (vgl. die 516 oder so Billionen USD Derivate
aus dem jüngsten Bericht - per Juni - der BIZ, auf den schon ausführlich
hingewiesen wurde) einer immer größeren Zahl von Marktteilnehmern verheißt
für das "Weltfinanzsystem" nichts Gutes. Man stelle sich die BIZ-Kurve mal
fortgesetzt vor: 1 Billiarde, 100 Billiarden usw.Man kann das, was heute möglicherweise ansteht, auch platt eine
"Kettenreaktion" nennen und es gibt analoge Beispiele dazu, wie ein
Sandhaufen, auf den immer weiter ein zusätzliches Sandkorn fällt,
schließlich den ganzen Haufen lawinenartig zum Absturz bringen muss.
Hallo dottore,
mir stellt sich in diesem Zusammenhang eine ganz andere naheliegende Frage: inwieweit kann das, was verschiedene Leute als das "Weltfinanzsystem" bezeichnen, überhaupt vollständig mathematisch-statistisch beschrieben werden, so daß solche Überlegungen Sinn machen würden?
Die ganzen Subprime-Anleihen in den USA, wegen der jetzt soviel Ärger entstanden ist, sind schließlich auch von hochqualifizierten Finanzmathematikern konstruiert worden, die sich mit Sicherheit vorher Gedanken über Ausfallwahrscheinlichkeiten und Risiken gemacht haben. Leider unter den falschen Ausgangsannahmen, wie es scheint. Und da gilt halt der alte Satz, daß aus falschen Ausgangsannahmen alles mögliche gefolgert werden kann, auch wenn das Beweisverfahren an sich mathematisch und logisch einwandfrei ist. Mathematik und Statistik sind nur Hilfsmittel zur Beschreibung eines Zustandes, der zunächst einmal möglichst komplett in Formeln gefaßt werden muß.
Was die oft zitierten Zahlen von Derivaten angeht, wäre auch zu fragen, inwieweit sich dieses nicht (schon bei einer einzigen Bank) zu einem erheblichen Teil auf gegenläufige Positionen verteilt - also ob bei so einer Betrachtung der nominelle Bruttobetrag aller offenen Positionen einfach zusammenadddiert werden darf.
Schönen Gruß.
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neo,
08.12.2007, 15:02
- Heiko Aschoff: Suprimekrise - die KLEINSTE aller bisherigen Krisen! -
dottore,
09.12.2007, 03:51
- Realität und Mathematik -
fridolin,
09.12.2007, 04:21
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09.12.2007, 05:41
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Mr.Normandy,
09.12.2007, 09:24
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09.12.2007, 10:56
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