Die Lösung der Abschlussfrage aus Kapitel 3
Hallo Leute,
gemessen an der gesetzlichen Definition des Dollars ist die Aussage „Der Goldpreis beträgt $1.500/Oz.“ offensichtlich falsch, denn wenn der Dollar als 1/42,22-tel Unze Gold definiert ist, beträgt der Goldpreis natürlich $42,22/Oz. Allerdings sollte man auch diese Aussage eigentlich nicht tätigen, denn wenn 1 Dollar 1/42,22 Oz Gold ist, dann ist 1 Oz Gold natürlich $42,22. Zu behaupten, 1 Oz Gold koste $42,22 ist daher ungefähr so sinnvoll, wie zu behaupten, ein Dutzend Äpfel koste 12 Äpfel.
Wie lässt sich der Widerspruch nun auflösen? Ich sehe da i.W. zwei Möglichkeiten:
1.Die offizielle, rechtlich korrekte, aber ziemlich verwirrende Erklärung
2.Das gesetzlich nicht korrekte, aber einfache Schatzkammermodell nach Hardy
Zu 1.: Wie schon im Vorfeld geschrieben, handelt es sich bei den FED-Noten nicht um Dollar, sondern um auf (Gold-)Dollar lautende Forderungen gegen die FED, die aber nicht geltend gemacht werden können. Gleiches gilt natürlich für Bankguthaben – sie sind auf Dollar lautende Forderungen gegen die GB, die ebenfalls nicht geltend gemacht werden können. Der Guthabenhalter hat lediglich das Recht, sich die Forderung in FED-Noten „auszahlen“ zu lassen. „Auszahlen“ deswegen in Anführungszeichen, weil der Guthabenhalter dadurch eben keine Dollar erhält, sondern er tauscht lediglich seine (nicht geltend-machbare) Forderung gegen die GB gegen eine (ebenfalls nicht geltend-machbare) Forderung gegen die ZB ein.
Wenn wir also fälschlicherweise sagen „Eine Unze Gold ist $1.500 wert.“, so meinen wir eigentlich „Eine Unze Gold hat denselben Wert wie eine nicht geltend-machbare Forderungen gegen die FED auf $1.500, also 35,53 Unzen Gold.“ oder umgekehrt: „Eine nicht geltend-machbare Forderung gegen die FED auf $1 ist $0,028 wert.“
Klingt idiotisch? Klar klingt das idiotisch, aber genau so ist es nunmal. Vesuchen wir es mal mit dem Schatzkammermodell.
zu 2.: Wie Hardy schon angedeutet hatte, gäbe es auch die Möglichkeit, den Dollar mehrfach zu definieren. Das gab's sogar schon, als nämlich Gold-und Silberdollar parallel als STZM und GZ definiert waren. Es handelte sich eigentlich um Parallelwährungen, wobei der Staat festlegte, dass ein Golddollar genau so viele Schulden tilgt wie ein Silberdollar. Das führte natürlich dazu, dass mal der Silber- und mal der Golddollar relativ überbewertet war, und hatte die Wirkung von Gresham's Law zur Folge: Die überbewertete Währung wurde zur Schuldentilgung verwendet, die unterbewertete landete unter der Matratze.
Heute gibt es in den USA eigentlich auch zwei parallele Währungen: Den Golddollar (1/42,22 Oz Feingold) und den Papierdollar. Und wieder hat der Staat festgelegt, dass ein Golddollar genau so viele Schulden tilgt wie ein Papierdollar, und Gresham's Law kommt zur Wirkung: Zur Schuldentilgung wird ausschließlich der überbewertete Papierdollar verwendet, während die Golddollars unter der Matratze landen.
Die falsche Aussage „Eine Unze Gold ist $1.500 wert.“ können wir bei Verwendung dieser Bezeichnungen korrekt formulieren als „Eine Unze Gold, also 42,22 Golddollar, ist 1.500 Papierdollar wert.“
Also: Bzgl. der Bedeutungen 1 und 2 von Währung (siehe Kapitel 1) sind Gold- und Papierdollar gleichwertig, bzgl. der Bedeutung 3 ist der Golddollar 35,53 mal so viel wert.
Was hat das nun mit dem Schatzkammermodell zu tun? Nun, in obiger Beschreibung ist der Papierdollar keine Forderung, auch keine nicht geltend-machbare Pseudoforderung. Der Papierdollar wird von der FED ausgegeben, aber die FED ist - wie jede andere Bank auch - dazu verpflichtet, zu bilanzieren. Im herkömmlichen Modell muss die FED ihre Banknoten, also von ihr erteilte Versprechen auf Golddollar, als Verbindlichkeiten ggü. dem Noteninhaber bilanzieren (dass sie ihre auf Golddollar lautenden Schulden nie begleichen muss, ist hiervon also völlig unabhängig).
Wenn wir die Papierdollars aber nicht als Verbindlichkeiten der FED ansehen, so müssen wir diese Passivposition („Banknotenumlauf“) irgendwie anders erklären. Die Lösung: Die FED hat sich die Papierdollar nur geliehen, und zwar bei der „Staatsschatzkammer“ (oder wie ich mal vorgeschlagen hatte: Bei NIEMAND). Fragen muss sie die Staatsschatzkammer nicht, sie muss auch keine Zinsen zahlen, und es gibt auch keinen Rückzahlungstermin. Sie muss lediglich versprechen, ihre Papierdollar-Schulden bei der Staatsschatzkammer zurückzuzahlen, sobald Papierdollar bei ihr eingehen. Der Posten "Banknotenumlauf" dokumentiert dann gerade die Höhe der (auf Papierdollar lautenden) Schulden der FED bei der Staatsschatzkammer.
Das klingt für die meisten jetzt vermutlich ebenfalls verrückt, gibt aber die faktischen Gegebenheiten genau wieder. Wenn man einmal das Konzept der nichtbilanzierenden, unendlich reichen Staatsschatzkammer verinnerlicht hat, ist dieses Modell m.E. am besten geeignet, unser Geldsystem zu verstehen. Nichtsdestotrotz sollte man auch Erklärung 1. kennen, denn diese gibt die rechtlichen Gegebenheiten wieder.
Gruß
Ludwig
P.S.: Womöglich wird moneymind nun wieder gegen meine Erklärungen wettern, und auf WPPG u.ä. hinweisen. Damit erklärt er aber nicht die Natur der Dollarscheine, sondern - und das korrekt - die Entstehung von Guthaben der Geschäftsbanken bei der FED.
gesamter Thread:
- Remonetisierung von Gold und Silber in Utah -
Mieses von Ludwig,
25.04.2011, 14:10
- 1. Die verschiedenen Bedeutungen des Begriffs "Währung" - Mieses von Ludwig, 25.04.2011, 14:14
- 2. Die praktischen Auswirkungen des kommenden Gesetzes in Utah - Mieses von Ludwig, 25.04.2011, 14:20
- 3. Gold, Silber und die Entstehung der nicht einlösbaren Banknote -
Mieses von Ludwig,
25.04.2011, 14:44
- Einige Anmerkungen zu den schönen Beiträgen -
Hardy, der Student,
25.04.2011, 23:24
- Friendly Fire? - Mieses von Ludwig, 25.04.2011, 23:52
- Danke ... - CrisisMaven, 26.04.2011, 00:27
- Einige Anmerkungen zu den schönen Beiträgen -
Hardy, der Student,
25.04.2011, 23:24
- Es ist wohl dem schönen Wetter geschuldet, dass bislang kein „Dankeschön“ zu dieser lesenswerten Trilogie vernehmbar ist. -
zip,
25.04.2011, 20:34
- Hoffentlich ist das so -
Mieses von Ludwig,
25.04.2011, 21:09
- Ich sehe mich darin bestätigt, meine Steuerschulden in Gold zurück zahlen zu können -
zip,
25.04.2011, 21:38
- Guter Plan ;) - Mieses von Ludwig, 25.04.2011, 22:12
- Tolle Ausarbeitung. Danke. (oT) - TurnAround, 25.04.2011, 22:13
- Ich sehe mich darin bestätigt, meine Steuerschulden in Gold zurück zahlen zu können -
zip,
25.04.2011, 21:38
- Hoffentlich ist das so -
Mieses von Ludwig,
25.04.2011, 21:09
- Mühe mich schon einige Zeit und gestehe, immer noch nicht alles verstanden zu haben -
Zweistein,
25.04.2011, 21:05
- D.h. immerhin scheinen Aufhänger und Abschlussfrage gut gewählt (oT) - Mieses von Ludwig, 25.04.2011, 22:01
- Besten Dank Ludwig, so hatte ich das noch nicht gesehen. (oT) - Vatapitta, 25.04.2011, 21:47
- Kurz und knapp: Hervorragend, Danke! (oT) - Slinky, 25.04.2011, 22:00
- Vielen Dank, ab in die Sammlung! (oT) - Chef, 26.04.2011, 12:17
- A bissl Literatur zum Thema Geld und Gold -
Zandow,
26.04.2011, 16:25
- Gute Liste! - Kostan, 20.05.2011, 14:14
- ein Augenöffner - Danke! (oT) - Mithrandir, 26.04.2011, 17:23
- Sehr aufschlussreich und gleichzeitig noch überaus verständlich -- Vielen Dank (oT) - Kurt, 26.04.2011, 20:27
- Genial... -
ohne eisen,
26.04.2011, 22:14
- Münzgewichte wurden nicht in der Verfassung festgelegt - Mieses von Ludwig, 27.04.2011, 00:06
- Die Lösung der Abschlussfrage aus Kapitel 3 -
Mieses von Ludwig,
16.05.2011, 23:52
- "Das Geld ist ein Geschöpf ...." -
Zandow,
17.05.2011, 00:12
- Soso... - Mieses von Ludwig, 17.05.2011, 00:28
- Geld -
slb,
17.05.2011, 01:21
- Oh Gott, bist du heute den ersten Tag hier? (oT) -
Elli,
17.05.2011, 12:06
- Das ist doch nicht der Punkt - slb, 18.05.2011, 09:04
- Oh Gott, bist du heute den ersten Tag hier? (oT) -
Elli,
17.05.2011, 12:06
- Die Schatzkammer wird wohl die United States Mint sein(?) (oT) -
Aljechin,
17.05.2011, 09:04
- Keine Ahnung, frag Hardy ;) -
Mieses von Ludwig,
17.05.2011, 10:50
- So wie das kenne, kauft die Fed, für ca. 4 Cent pro Note, die FRN bei der US-Mint -
Aljechin,
17.05.2011, 11:18
- Die ZB "liquifiziert" illiquidere Assets (Sicherheiten),.. -
Mitch83,
17.05.2011, 13:47
- Mmm, "ZBs den GBs zeitlich unbegrenzt und praktisch ohne Einschränkungen ZBG zur Verfügung stellen" - Aljechin, 17.05.2011, 16:23
- Die ZB "liquifiziert" illiquidere Assets (Sicherheiten),.. -
Mitch83,
17.05.2011, 13:47
- So wie das kenne, kauft die Fed, für ca. 4 Cent pro Note, die FRN bei der US-Mint -
Aljechin,
17.05.2011, 11:18
- Keine Ahnung, frag Hardy ;) -
Mieses von Ludwig,
17.05.2011, 10:50
- "Das Geld ist ein Geschöpf ...." -
Zandow,
17.05.2011, 00:12