DJ IRW-PRESS: Xetra-Gold: Meinung von Martin Siegel
Ich setze mal Herrn Siegels Einverständnis voraus und kopiere einen Teil aus seinem letzten "Goldmarkt":
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Nach der Ausgabe von Goldzertifikaten und Gold Bullion Securities wurde am 06.12.07 unter dem
Namen Xetra-Gold ein weiteres Papierprodukt im Goldbereich vorgestellt.
Die Emittentin ist die Deutsche Börse Commodities GmbH. Hinter diesem glanzvollen Namen, der
Solidität suggeriert, verbirgt sich eine armselige GmbH mit einem Stammkapital von 1 Mio Euro. Am
Stammkapital dieser GmbH sind klangvolle Adressen wie B. Metzler seel. Sohn & Co, Commerzbank,
Deutsche Bank, Deutsche Börse, DZ Bank, Umicore und Vontobel beteiligt.
Die Deutsche Börse Commodities GmbH plant die Ausgabe von bis zu 10.000.000.000 Xetra-Gold
Inhaberschuldverschreibungen. Jede Schuldverschreibung verbrieft das Recht des Käufers von der
Emittentin die Lieferung von 1 Gramm Gold zu verlangen.
Bei 10 Mrd Schuldverschreibungen entspricht der Umfang einer Goldmenge von 10.000 t Gold, was
etwa 6 % des jemals weltweit geförderten Goldes entspricht. Zum Vergleich liegt die jährliche
Goldproduktion bei etwa 2.500 t. Der Goldbestand der Fed liegt bei 8.134 t und der offizielle
Goldbestand der Bundesbank bei 3.217 t.
Der Gegenwert von 10.000 t Gold beträgt derzeit etwa 180 Mrd Euro. Sollte die Deutsche Börse
Commodities GmbH die gesamte Menge an Schuldverschreibungen ausgegeben haben, würde das
Stammkapital in Höhe von 1 Mio Euro für die Lieferung von Gold im Wert von 180 Mrd Euro haften.
Die Verwahrstelle für das Gold ist die Clearstream Banking AG. Grundsätzlich ist die Auslieferung des
Goldes möglich. Dafür ist eine Lieferzeit von 10 Tagen vorgesehen. Die Kosten für die Lieferung
bezahlt der Käufer der Schuldverschreibung. Sie umfassen die Formung, die Verpackung, den
versicherten Transport und die Gebühren der Bank. Im Prospekt wird darauf hingewiesen, daß die
Kosten für die Auslieferung höher sein können, als bei einem Kauf von Gold am Schalter. Diese
Kosten „können einen erheblichen Anteil des Wertes des zu liefernden Goldes betragen oder diesen
sogar übersteigen“. Zudem trägt der Käufer der Inhaberschuldverschreibung das Risiko des Verlustes
des Goldes bei der Lieferstelle (Bank).
Zur Sicherheit des Goldbestandes aus dem Prospekt, S. 35: „Die Emittentin hat keine Versicherungspolicen
bezüglich des Goldes in physischer Form, welches sie durch die Verwahrstelle verwalten läßt,
und der Lieferansprüche auf Gold gegen die Buchgoldschuldnerin abgeschlossen“. Die Verwahrstelle
Clearstream Banking AG hat das Gold gegen bestimmte Schadensfälle in Höhe von 125 Mio Euro
versichert, was bedeutet, daß 0,7 % des maximal zu liefernden Goldes in bestimmten Fällen
versichert sind. Für Schäden, die nicht durch die Versicherung abgedeckt sind oder darüber
hinausgehen, haftet die Emittentin mit ihrer 1 Mio Euro Stammkapital.
Zum Status der Inhaberschuldverschreibung aus dem Prospekt, S. 11: „Erwerber von Schuldverschreibungen
erwerben hinsichtlich des für die Emittentin verwahrten Goldes in physischer Form
weder ein Eigentumsrecht noch ein Sicherungsrecht noch wirtschaftliches Eigentum. Eine Anlage in
Schuldverschreibungen stellt keinen Kauf oder anderen Erwerb von Gold dar“.
Spätestens mit folgenden Aussagen dürfte endgültig klar sein, daß die Käufer der Schuldverschreibungen
nur Papier mit einem zweifelhaften Wert erwerben: „Die Ansprüche der Gläubiger
(Käufer der Schuldverschreibungen) aus den Schuldverschreibungen sind nicht besichert und
gleichrangig mit Forderungen anderer Gläubiger der Emittentin, so daß das Risiko besteht, daß
solche anderen Gläubiger der Emittentin auf diese Vermögenswerte zur Befriedigung ihrer
Forderungen gegen die Emittentin zugreifen“.
Wichtig ist auch der Hinweis zu Marktstörungen. Falls die Berechnungsstelle feststellt, daß eine
Marktstörung eingetreten ist, wird die Emittentin ihre Liefer- und Zahlungsverspflichtungen erst dann
erfüllen, wenn die betreffende Marktstörung nach Feststellung der Berechnungsstelle nicht mehr
fortbesteht. Die Berechnungsstelle ist die Deutsche Bank.
Zusammenfassung: Käufer der Xetra-Gold Inhaberschuldverschreibungen erwerben ein Stück Papier
mit dem verbrieften Recht, Goldlieferungen zu verlangen. Die Schuldverschreibungen stellen
ausdrücklich keinen Kauf oder anderen Erwerb von Gold dar und beinhalten kein Eigentums- oder
Sicherungsrecht. Die Käufer der Schuldverschreibungen sind nicht besichert, so daß andere
Gläubiger auf das Gold zugreifen können. Das hinterlegte Gold ist zudem nur zu einem Bruchteil
gegen bestimmte Schadensfälle versichert und die Emittentin haftet im Zweifelsfall für Gold mit einem
aktuellen Wert von 180 Mrd Euro nur mit einem Stammkapital von 1 Mio Euro. Die Kosten für die
Lieferung können den Wert des zu liefernden Goldes übersteigen und wenn das Gold bei der
Lieferstelle (Bank) verloren geht, hat der Käufer Pech gehabt. Die Deutsche Bank hat als
Berechnungsstelle zudem jederzeit die Möglichkeit eine „Marktstörung“ zu erklären und damit den
Lieferanspruch nach eigenem Ermessen auszuhebeln.
Die bei der Präsentation des Produkts gemachte Aussage: „Xetra-Gold ist insgesamt kostengünstiger
als jedes vergleichbare Goldanlageprodukt und somit die attraktivste Alternative, um an der
Entwicklung des Goldmarktes zu partizipieren“ kann mit diesen Hintergrundinformationen jeder Leser
selbst beurteilen. Die bei der Präsentation gemachte Behauptung: „Privatanleger haben keinen
direkten Zugang“ zum Goldmarkt wirft ein weiteres Schlaglicht auf die Qualität des Produkts.
Unsere Beurteilung: Xetra-Gold Schuldverschreibungen sind nur für kurzfristig orientierte Zocker in
der Zeitspanne bis zur Abwicklung des maroden Papiergeldsystems bei einem steigenden Goldpreis
und vor der Erklärung der „Marktstörung“ durch die Deutsche Bank geeignet. Die Art und Weise, wie
dieses mit immensen Risiken für den Käufer behaftete Produkt in den Markt gedrückt wird, bestärkt
uns in der Überzeugung, daß es unbedingt notwendig ist, das Vermögen mit physischem Gold
abzusichern auf das eine direkte Zugriffsmöglichkeit besteht. Bitte bedenken Sie, daß die an dieser
fiesen Konstruktion beteiligten maroden Banken bei einer sich zuspitzenden Papiergeldkrise selbst
von der Abwicklung bedroht sind.
gesamter Thread:
- DJ IRW-PRESS: Xetra-Gold: Xetra-Gold startet / Gibt es Meinungen? -
marocki4,
17.12.2007, 07:32
- DJ IRW-PRESS: Xetra-Gold: Meinung von Martin Siegel -
Elli,
17.12.2007, 07:59
- kurzgesagt "ohne Gegenwert" - neo, 17.12.2007, 08:04
- ... wie Siegel so schön schreibt, nur fürs "Zocken" und bei - LenzHannover, 17.12.2007, 09:14
- Der Spread scheint nocht so gross zu sein ...(auch EDV-Test) - LenzHannover, 17.12.2007, 09:32
- Langsam glaube ich auch an die Goldverschwörung - nasowas, 17.12.2007, 12:35
- Xetra-Gold, Meinung von Martin Siegel: *staun* (owT) - MI, 18.12.2007, 05:48
- Xetra-Gold startet / Gibt es Meinungen? -
Emerald,
17.12.2007, 13:38
- dito - marocki4, 17.12.2007, 14:23
- DJ IRW-PRESS: Xetra-Gold: Meinung von Martin Siegel -
Elli,
17.12.2007, 07:59