Und wieder eine neue Religion...
Hallo Leser!
Ziel: Aufzeigen, dass nach einem einmaligen mechanischen, doch recht
groben (Bagger) Einsatz
Gut, dass Du das erwähnst. Wird nämlich gerne unterschlagen. Insbesondere vom Bagger-Sepp aus dem Lungau, den ich bewundere für seine Fähigkeiten, mittels geschickter Vermarktung und Selbstdarstellung schöne Geschichten zu seinem Permakultur-Disneyworld zu erzählen, um damit die zunehmende Sehnsucht vieler Menschen nach einer intakten und friedvollen Welt und einem Leben im Einklang zur Natur zu befriedigen. Gegen harte Euros, versteht sich. Den Sepp mag ich, der ist schlau – ganz im Gegensatz zu vielen seiner Fans.
Ist das nicht eine gewaltige Inkonsequenz, einerseits die bodenverdichtenden Maschinen zu verteufeln, aber andererseits mittels massivem(!) Technikeinsatz die Erde umzugraben, um damit „Natur“ zu schaffen? Nach meinem Empfinden ist das eigentlich ein Verstoß gegen die Grundprinzipien der Permakultur, die ja eigentlich fordern, stets im Rahmen der Möglichkeiten zu bleiben, die einem unmittelbar und dauerhaft zur Verfügung stehen.
Überhaupt, diese Hügelbeete: Jahr für Jahr heben neue Sepp-Holzer-Opfer optimistisch die Gruben für ihre Beete aus, um danach erstaunt festzustellen, dass diese mit deren zur Verfügung stehenden Mitteln und deren vorhandenem Totholz gar nicht verfüllbar sind. Und großen Stämme eng aneinander zu legen, geht von Hand sowieso nicht – da droht schon das nächste Problem: Es entstehen Spalten und Freiräume, die eine Einladung für kleine Nager sind, ganz abgesehen davon, dass auch größere Wildtiere sich magisch von Hügelbeeten angezogen fühlen (Sepp Holzer hat sehr viele Hektar Land – damit kann er locker sagen, dass gewisse Verluste durch Wildtiere zu verschmerzen sind, zumal er ohnehin nicht von der Landwirtschaft lebt).
Die billigste Nummer überhaupt ist aber, wenn jemand gescheitert ist (und davon gibt es leider sehr viele), dem dann noch zu seinem Unglück zu verzapfen, es hätte nur daran gelegen, dass er nicht genügend nachgedacht hätte und seine Permakultur nicht ausreichend an die örtlichen Gegebenheiten angepasst hätte. Klingt für mich nach einer Universalrechtfertigung, um den Gedanken der Permakultur per se unantastbar und unangreifbar zu machen.
Aber gut - man sollte jetzt nicht den Sepp Holzer generell mit Permakultur gleichsetzten, der ist ja auch in den Reihen der Permakulturfans durchaus umstritten...
Das Gelände war vorher eine moorige Feuchtwiese
Du schreibst „Feuchtwiese“...sind das nicht diese halbnatürlichen Biotope von sehr hoher Artenvielfalt? Nun gut, für die konventionelle Landwirtschaft eher lästig, was liegt da näher, als das ungeliebte Kind in einem „biologischen“ Terraforming-Verfahren in ein kleines Paradies von noch höherer Artenvielfalt zu verwandeln, um damit der Welt zu beweisen: Seht her – was man alles machen kann mit angeblich ungeeigneten Böden!
Apropos Böden: Wie werden eigentlich Permakulturböden klassifiziert? Woran erkenne ich deren Qualität? Gibt es da objektivierbare Messgrößen (so wie Bodenwertzahl oder Ackerzahl in der herkömmlichen Landwirtschaft)? Gibt es Referenz-Böden? Oder muss man bei Permakulturen immer die individuellen Standortaspekte als Softfacts in einer gesamtheitlichen Sichtweise wahrnehmen? Wie kommt man dann zu einer monetären Bewertung einer Permakulturfläche? Oder ist die Permakultur per se bereits ein antikapitalistischer Ansatz, da ihr eigentlicher Wert in Geld gar nicht zu ermessen ist?
Ich selbst finde den Perma- oder Mischkulturansatz ja durchaus charmant. Das liegt vor allem daran, dass ich kein Freund von geordneten und strukturierten Gärten oder Anbaukulturen bin, und mir der Gedanke gefällt, die Pflanzen so wachsen zu lassen, wie es eben kommt bzw. den individuellen Standort zu würdigen und zu akzeptieren, und nicht zu versuchen, etwas mit Gewalt herbeizuzwingen. Ich bin auch nicht der Meinung, dass eine Permakultur im Grundsatz etwas verkehrtes oder dummes wäre.
Was ich aber nicht verstehe, ist die damit von den Permakulturfans verbundene „Natürlichkeit“ bzw. die Vorstellung, einen „guten“ oder „richtigen“ Weg eingeschlagen zu haben. Die erdrückende Mehrzahl unserer Nutzpflanzen sind reine Kulturpflanzen, die nicht einmal ihren angestammten Platz in unseren Breitengraden haben. Insbesondere die Pflanzenkombinationen in Mischkulturen, ungeachtet der damit erzielten positiven Wirkungen (Verfügbarmachen von Nährstoffen, Schädlingsreduzierung, usw.), finden keine Entsprechung in der Natur, da sie dort ja gar nicht vorkommen.
Natürliche Landwirtschaft mit Kulturpflanzen? Das kommt mir immer ein wenig so vor, wie wenn man dafür plädieren würde, Hunde in Rundeln zu halten, um damit der Lebensweise der natürlichen Urform möglichst gerecht zu werden. Oder noch besser: Hunde in den Wäldern auswildern, um damit die ausgestorbenen Wölfe auf „natürliche“ Weise zu ersetzen.
So etwas, wie eine ursprüngliche Landwirtschaft im mitteleuropäischen Raum gibt es sowieso nicht; die Landwirtschaft ist schon so lange eine Kulturpflanzen- und Kulturlandschaftsgeschichte, dass ein „Zurück“ oder eine „Umkehr“ sofort die Frage nach dem WOHIN aufwirft. Auf dem Speiseplan unserer Vorfahren standen Beeren, Hirsebrei und Körnergrütze plus die obligatorische Fleischeinlage. Diverse Kohlsorten, Petersilie, Weinrebe, Sauerkirsche, Zwetschgen und Pflaumen, Salat, Sellerie, Möhren, Kartoffeln, Tomaten, Gurken, Paprika, Bohnen Mais, Kürbis, etc. etc. sind alles eingeführte Arten, die darüber hinaus hochgradig kultiviert wurden. Die Wildarten sind z.T. gar nicht zu gebrauchen bzw. zu genießen.
Warum sollte man einen Apfelbaum nie beschneiden und mit Kraut überwuchern lassen? Weil das natürlich ist? Der Apfelbaum ist aber doch gar kein natürlicher Teil der Natur, sondern eine künstlich geschaffene Kulturpflanze, eine Verzerrung der Natur. Gezüchtet, um Ertrag zu bringen. Die Urform des Apfels ist kirschgroß und als Nahrungsmittel uninteressant.
Die Geschichte der Landwirtschaft, so wie wir sie kennen, ist nicht das Resultat eines Irrweges von Menschen, die aus purer Dummheit handeln, sondern die logische Konsequenz aus den Randbedingungen heraus, die aus den vorgefundenen natürlichen Gegebenheiten resultieren.
Wenn man auf Wikipedia geht, gibt es für jeden Begriff zwei Reiter: Einen uninteressanten und einen aufschlussreichen, nämlich „Artikel“ und „Diskussion“.
Unter Permakultur/Diskussion finde ich:
Streckenweise liest sich der Eintrag wie eine Werbebroschüre für Permakultur. Die stetige Verwendung von personalisierendem "wir/uns" zeigt, dass hier "Jünger" der P-K heftigst mitgeschrieben und dem Artikel seine suggestive Botschaft eingehaucht haben. Ich selbst sympathisiere durchaus mit den Prinzipien der P-K, finde aber, dass in der WP andere Kriterien gelten als die eines VHS-Kurses unter Mitwirkung der P-K-Akademie... Was meint Ihr? Wäre der Neutral-Baustein gerechtfertigt? Shoshone 00:42, 5. Dez. 2008 (CET)
Das liegt halt einfach daran, dass Permakultur nachhaltige Effizienz fördert wie kein anderes Prinzip. Dein Einwand zeigt, dass du noch zu sehr im linear-kausalen Denken verfangen bist. Nur mit systemischem Denken gelangst du zum ganzheitlichen Verständnis. Versuch das Ganze ideologiefrei zu sehen, und du wirst es verstehen! 88.25.105.37 18:53, 25. Feb. 2009 (CET)
Sag’ ich doch: Religion!
Viele Grüße
Lex
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gesamter Thread:
- Bonobo-Blues. Lösungen für eine Zukunft ohne Not. -
Zaunreiter,
06.12.2011, 13:02
- Interessante Ansicht - Zweistein, 06.12.2011, 22:06
- Tolles Posting, Studie Nordkorea. - Centao, 07.12.2011, 09:26
- Das mit dem Bodenleben wird erst wieder, wenn auch jeder Diktator sein Scherflein dazu beitraegt ... - CrisisMaven, 07.12.2011, 10:17
- Eine schöne Vision. In Wirklichkeit sieht es aber so aus, dass sich ... -
Arithmos,
07.12.2011, 10:49
- Wieso sollte das nicht funktionieren? -
Mephistopheles,
07.12.2011, 11:51
- Interessante Zahlen -
Günter,
07.12.2011, 12:50
- Sorry, Fehler! Ich meinte Festmeter und nicht Klafter! Aber in Australien langt dir sicher 1 Festmeter ;) (oT) - Mephistopheles, 07.12.2011, 13:34
- Härter im Nehmen... -
Lex Mercatoria,
07.12.2011, 13:46
- Zusatz. - Zaunreiter, 07.12.2011, 14:15
- Lösungen für Nahrungsanbau, Heizung und Erzeugung tierischen Eiweißes. - Zaunreiter, 07.12.2011, 13:17
- Interessante Zahlen -
Günter,
07.12.2011, 12:50
- 10 Milliarden Paviane - Zarathustra, 07.12.2011, 11:54
- Ist die Vision wirklich so schön? -
Lex Mercatoria,
07.12.2011, 13:24
- Viel Arbeit? Nein Danke! -
Zaunreiter,
07.12.2011, 14:05
- Hallo Zaunreiter, das darfst du aber keinesfalls den Südeuropäern erzählen ;) - Mephistopheles, 07.12.2011, 14:17
- Butter, Fische und so ... -
NaturalBornKieler,
07.12.2011, 17:39
- Konkrete Erfahrungszahlen würden mich auch interessieren, NBK - Zarathustra, 08.12.2011, 12:13
- Schon wieder, Lex der Spielverderber - Zarathustra, 07.12.2011, 14:06
- Volle Zustimmung - Arithmos, 07.12.2011, 14:20
- Viel Arbeit? Nein Danke! -
Zaunreiter,
07.12.2011, 14:05
- Wissen über die Zeit retten. - Zaunreiter, 07.12.2011, 13:36
- Wieso sollte das nicht funktionieren? -
Mephistopheles,
07.12.2011, 11:51
- --> in der Sammlung verewigt (toller Beitrag!) (oT) - Chef, 07.12.2011, 17:28
- Erfahrungen mit Permakultur -
Leserzuschrift,
07.12.2011, 21:31
- Vielen Dank! (oT) - CrisisMaven, 07.12.2011, 22:07
- Vielen Dank & Frage. - Centao, 08.12.2011, 10:57
- Permakultur nach 2 Jahren? -
Arithmos,
08.12.2011, 12:08
- Ein Anfang ist gemacht -
Konstantin,
08.12.2011, 13:20
- Ah, da gibt es sogar konkrete Zahlen -
Zarathustra,
08.12.2011, 14:06
- Da fehlt noch was Wichtiges ... - NaturalBornKieler, 08.12.2011, 15:00
- Noch mehr Zahlen - Arithmos, 08.12.2011, 15:23
- Ah, da gibt es sogar konkrete Zahlen -
Zarathustra,
08.12.2011, 14:06
- Ein Anfang ist gemacht -
Konstantin,
08.12.2011, 13:20
- Und wieder eine neue Religion... -
Lex Mercatoria,
08.12.2011, 15:27
- Besser machen...und: Keine Religion. - Zaunreiter, 08.12.2011, 16:15
- Etwas ausführlicherer Nachtrag. Bonobo-Blues. -
Zaunreiter,
08.12.2011, 15:31
- Die "Super-Plant" Azolla hast Du noch nicht erwähnt - Konstantin, 08.12.2011, 18:46