Konstruktiv
Mir erscheint das Timing bis zur Pleite weniger wichtig als das, was danach
passiert. Ich stelle mir vor, dass die Zeit danach umso mehr Risiko für
Leib und Leben birgt, je später der Fall eintritt.Mich beunruhigt, dass hier für diese Zeit überwiegend gedankliche
Ansätze diskutiert werden, die aus dem Bereich der "Schauungen"
hergeleitet werden oder damit zu tun haben, dass unsere hochkomplexe
Gesellschaft auf den Entwicklungsstand des 16. Jahrhunderts zurück
geworfen wird.
Dies ist nicht möglich.
Wo sind die Gerätschaften des 16. Jahrhunderts?
Wo ist das robuste (aber ertragsarme) Saatgut des 16. Jahrhunderts?
Wo sind die .. Kühe des 16. Jahrhunderts? Kleinrahmig, robust, ohne fremde Hilfe kalbend, da der Nachwuchs kein uterussprengendes Hochzuchtrind ist?
Das alles ist nicht mehr da.
Dafür Maiswurzelbohrer, Feuerbrand, Kartoffelkäfer und sonstige Schädlinge die im 16. Jahrhundert nicht bekannt waren.
Wo sind die 30 Menschen/Quadratkilometer des 16. Jahrhunderts?
Wieviele haben wir heute? Um die 250.
Niemand wird mehr etwas Humus zur Seite schieben und mit der Spitzhacke Kohle oder Erze abtragen.
Diese Ressourcen sind weg, ohne großindustriellen Material und Energieeinsatz nicht mehr zu fördern.
Wirtschaftlicher Wiederaufbau verläuft übrigens gleich wie der Energieverbrauch, keine Energie, kein Aufschwung.
Niemand wird mehr eine Stadt am Meer gründen und dank Fischfang eine Bevölkerungsdichte von 100 Personen/Quadratkilometer erreichen um eine neue Zivilisation wie in der Antike zu gründen.
Die Fischschwärme dazu sind auch weg und werden es auch auf unsere Lebzeiten sein.
Selbst wenn wir noch eilig alles Mögliche zu Pflügen schmieden: Wo sind die Ochsen?
Selbst wenn wir die Äcker mit Menschenkraft pflügen: Wo ist das Nicht-F1-Hybrid Saatgut für die Ernte vom nächstem Jahr?
Ich möchte diese Ansichten nicht kritisieren. Leider finde ich hier zu
wenige Diskussionen, die konstruktiv aufgestellt sind und sich mit dem in
jedem Menschen inne wohnenden Überlebenswillen beschäftigen, der
historisch belegt, dass nach jedem Systemzusammenbruch ein Wiederaufbau
stattgefunden hat, der eine bessere Lebenssituation als vor der Krise zur
Folge hatte.
Gut dann konstruktiv:
Was braucht der Mensch zum Überleben?
Der Mensch stirbt nach:
3 Minuten ohne Luft
3 Tage ohne Wasser
3 Wochen ohne Nahrung
3 Stunden ohne Unterschlupf (im Schneesturm ohne spezielle Ausrüstung)
Luft:
Haben wir reichlich.
Wie sieht es damit im Krisenfall aus?
Wenn Lösungsmittel, Waschmittelvorprodukte aller Art in Folge eines ökonomischen Crashs in unzähligen Tanks und Betrieben lagern und diese lustig vor sich hin rosten.
Wie sieht es mit den Abklingbecken der AKW aus, wenn die Wasserzufuhr ausfällt und sich die frisch abgebrannten Brennstäbe nach einigen Wochen selbst entzünden?
Nicht zu löschen und in den Folgen in der Dimension von Tschernobyl.
Wo bleibt die Feuerwehr im Zusammenbruch, wenn ganze Gegenden voller Niedrigenergie Styropor-Pressspan-Holzfassade Häuser aus welchen Gründen auch immer in Flammen stehen?
Oder die ausgedörrte Wiese von Bauer Horst im Hochsommer aufgrund einer weggeworfenen Glasflasche in Flammen aufgeht?
Wasser:
Haben wir reichlich.
Aber .. ist es trinkbar?
In vielen Gegenden ist, selbst wenn es einem gelingen sollte, einen der Brunnen, die aufgrund der abfallenden Wasserspiegel immer tiefer werden müssen, zu reaktivieren, das Grundwasser nicht mehr trinkbar.
Sei es aufgrund der Landwirtschaft, sei es, weil nach WKII die Bombentrichter mit Altölfässern, Lackdosen und ähnlichem Schutt zugefüllt wurden und sich heute kein Politiker traut, den darauf entstandenen Konzern (und großen Arbeitgeber der Region) wegzureißen, um die Altlast zu sanieren.
Nicht zu reden von den dutzenden "Gruben" und Böschungen in jeder Gemeinde, welche als Müllhalden verwendet wurden, deren Positionen dank Messhubschraubern bestens bekannt sind, aber keiner wagt daran zu rühren, denn ansonsten wären die Gemeinden sofort pleite.
Bäche und Flüsse? Voll der Abwasser aus übergegangenen Hausgruben, versagenden Kommunalkläranlagen, ungewarteten Ölabscheidern von Tankstellen?
Nahrung:
Riesenproblem im worst case.
10 Kalorien Öl stecken heute in jeder Kalorie Nahrung.
Ohne Öl kein Mampf.
Da braucht das Öl noch nicht einmal "zu Ende gehen".
Es genügt, wenn wir es uns nicht mehr leisten können oder schlichtweg die Förderstaaten nicht mehr liefern wollen oder können.
Oder die Transportwege versagen, die Bauern pleite gehen, die Frachter nicht mehr fahren, die JIT Logistik versagt usw.
Die größte Gefahr: Einerseits tötet Hunger nicht sofort (sprich der Hungrige macht sich auf die Suche) und andererseits übernimmt dann der Magen die Kontrolle über seine evolutionsbiologische Ausstülpung (aka. Hirn).
Dies bietet reichlich Platz für Szenarien, die Natur zeigt, wie wenig zimperlich "Hungrige" ohne Vorratshaltung miteinander umgehen.
Der einzige Trost: Wenn wir von einer Ressource in der Krise im Überfluss haben werden, so wird dies "Langschwein" sein.
Unterkunft:
Das kleine Häuschen mit Garten in der Einöde, darin der "Schwedenofen", der vor sich hin bollert, ein Zeichen von Zivilisation in einer entmenschlichten Welt, eine Quelle von Wärme und Lebensenergie, der kleine Traum jedes ernsthaften "Preppers" und "Survivalisten", darauf lecker Hühnersuppe von den eigenen Hühnern ...
Kurz: Eine gigantische Zielscheibe, dank Rauchsäule weithin sichtbar und in der Einöde auch kilometerweit zu riechen, zieht ungebetene Gäste an wie die Fliegen und diese werden in der Regel in der Überzahl sein und höchstwahrscheinlich besser bewaffnet.
Der Ofenbesitzer könnte durchaus als "Langschwein" auf eben jenem landen.
Man sieht, ich krieg mich schon gar nicht mehr ein vor lauter Konstruktivität.
Wer keine Verpflichtungen hat, sollte sich eventuell eine Schrotflinte bereitlegen, ein Schuß reicht.
Wohl besser als im Kampf um eine der fetten Ratten BBs erschlagen zu werden.
Diesmal bekommen wir Game Over ... aber so richtig und nicht nur monetär.
Das Hauptproblem ist ein kalorisches, wir können Geld drucken wie Heu .. aber kein Heu, keine Kartoffel, keinen Tropfen Erdöl.
Aber das liest sich wahrscheinlich zu später Stunde beim Rotwein nicht so
spektakulär.
Vergleichsweise unspektakulär wäre wohl nur Captain Trips, aber auch hier dürfte eine Vielzahl der "Systemerhalter" (ungleich Banker und Rechtsanwälte) draufgehen mit zahlreichen der o.a. Folgen.
mfG
offthspc
gesamter Thread:
- Timing bis zur Pleite? -
el_mar,
22.11.2010, 15:43
- Über die Finanzschiene kommt die Pleite nicht mehr -
Morpheus,
22.11.2010, 16:10
- Vertrauen -
el_mar,
22.11.2010, 16:15
- Vertrauen versus Abhängigkeit -
Morpheus,
22.11.2010, 17:59
- 3 - 6 Jahre könnten es noch werden bis GO. -
lowkatmai,
22.11.2010, 18:24
- Wo sind denn die Reserven? Wenn nächster Schub kommt, kann das schnell gehen: Schussfahrt - bzw.Trudeln nach Strömungsabriß -
azur,
22.11.2010, 19:45
- Tja, da macht sich so eine Terror-Märchenstunde als Ablenkung ... mkT -
igelei,
22.11.2010, 20:01
- Je länger es dauert, je tiefer wird der Fall. -
zip,
22.11.2010, 20:54
- Ob morgen GO oder in 3 Jahren, - lowkatmai, 22.11.2010, 21:05
- Der Wunsch als Vater des Gedanken? -
MausS,
22.11.2010, 21:23
- Ich bin absolut nicht traurig, sehr verehrter MausS. -
zip,
22.11.2010, 21:45
- Dann Mißverständnis meinerseits - MausS, 22.11.2010, 22:06
- Ich bin absolut nicht traurig, sehr verehrter MausS. -
zip,
22.11.2010, 21:45
- Schwer zu prognostizieren und sehr zufallsabhängig ... mkT - igelei, 22.11.2010, 21:23
- Konstruktiv -
offthspc,
22.11.2010, 22:34
- so schaut's aus - Zarathustra, 22.11.2010, 23:31
- Guter Vortrag. Es kommt anders und wir werden froh sein deswegen. - zip, 23.11.2010, 00:39
- Worst case, halte dagegen ... mT -
igelei,
23.11.2010, 08:40
- Bei dem, was Du beschreibst, - YooBee, 23.11.2010, 10:29
- Träumereien und Verdrängungen -
Zarathustra,
23.11.2010, 11:41
- Szenario Zara: Vorsorge sinnlos! - lowkatmai, 23.11.2010, 12:00
- Das kaelteste aller Ungeheuer wirft die Murmeln nicht einfach weg... - Miesespeter, 23.11.2010, 13:01
- Hallo Superoptimist :-) - berechtigte Frage dann "Wozu vorsorgen?"... mkT -
igelei,
23.11.2010, 13:02
- gelassene Pessimisten und ängstliche Optimisten -
Zarathustra,
23.11.2010, 13:53
- Man "doomt" aber seine sozialen Netzwerke weg.... -
Hasso,
23.11.2010, 14:15
- Herrlich, Hasso! - Gaby, 23.11.2010, 14:27
- Und warum sind Dr. Doom Faber und Dr. Doom PCM so beliebt? -
Zarathustra,
23.11.2010, 14:36
- Sind die so beliebt ? Keine Ahnung... -
Hasso,
23.11.2010, 14:41
- Feierbiester - Zarathustra, 23.11.2010, 15:09
- Sind die so beliebt ? Keine Ahnung... -
Hasso,
23.11.2010, 14:41
- falsche Netzwerke? - pjotre, 23.11.2010, 15:20
- Man "doomt" aber seine sozialen Netzwerke weg.... -
Hasso,
23.11.2010, 14:15
- gelassene Pessimisten und ängstliche Optimisten -
Zarathustra,
23.11.2010, 13:53
- @Chef: Das schreit nach Sammlung -
Bär,
23.11.2010, 13:13
- drin!… - Chef, 23.11.2010, 14:25
- Anlage Link - Bär, 23.11.2010, 19:43
- Keine Fragen. [unzählige Kommata eingefügt vom Chef] - offthspc, 24.11.2010, 21:58
- Je länger es dauert, je tiefer wird der Fall. -
zip,
22.11.2010, 20:54
- Stichwort Strömungsabriss -
lowkatmai,
22.11.2010, 20:42
- Untergangsszenarien: viel Phantasie, wenig Tatsachen -
frosch,
23.11.2010, 10:28
- Denkgrenzenüberschreitung necesse est - Wayne Schlegel, 23.11.2010, 11:15
- Untergangsszenarien: viel Phantasie, wenig Tatsachen -
frosch,
23.11.2010, 10:28
- Tja, da macht sich so eine Terror-Märchenstunde als Ablenkung ... mkT -
igelei,
22.11.2010, 20:01
- Wo sind denn die Reserven? Wenn nächster Schub kommt, kann das schnell gehen: Schussfahrt - bzw.Trudeln nach Strömungsabriß -
azur,
22.11.2010, 19:45
- Wann steigen die DGF-Zocker aus? -
Konstantin,
23.11.2010, 12:13
- DGF-Zocker denken nicht so "eindimensional" -
Hasso,
23.11.2010, 12:30
- Meta-Stopp-Loss -
Konstantin,
23.11.2010, 18:19
- Du arbeitest/handelst doch selber mit "virtuellen Guthaben" - Hasso, 23.11.2010, 20:10
- Meta-Stopp-Loss -
Konstantin,
23.11.2010, 18:19
- Pille-Palle vs. Zusammenbruch der Zivilisation -
pjotre,
23.11.2010, 16:42
- ...und zwischendurch das Leben in vollen Zügen geniessen... -
Hasso,
23.11.2010, 17:03
- 30 Jahre - pjotre, 23.11.2010, 17:24
- ...und zwischendurch das Leben in vollen Zügen geniessen... -
Hasso,
23.11.2010, 17:03
- DGF-Zocker denken nicht so "eindimensional" -
Hasso,
23.11.2010, 12:30
- 3 - 6 Jahre könnten es noch werden bis GO. -
lowkatmai,
22.11.2010, 18:24
- Vertrauen versus Abhängigkeit -
Morpheus,
22.11.2010, 17:59
- Vertrauen -
el_mar,
22.11.2010, 16:15
- Der "Wolf" kommt schon wieder -
frosch,
22.11.2010, 16:11
- Pleite in @dottores Sinn! -
el_mar,
22.11.2010, 16:19
- Staaten können neuen "Kredit" durch Raub/Enteignung erzwingen (oT) -
frosch,
22.11.2010, 16:57
- Ja, sie müssen es sogar! - Centao, 22.11.2010, 17:03
- sie können, so lange sie können - Zarathustra, 22.11.2010, 17:29
- Sie können zwar rauben/enteignen, dummerweise ist das aber kein neuer Kredit -
Mephistopheles,
22.11.2010, 21:18
- Offene Lücken im systemfortführenden Enteignungs-/Verschenkungsszenario -
Wayne Schlegel,
23.11.2010, 11:55
- Neue Schulden und neues Wachstum können entstehen, wenn alte Forderungen vernichtet werden. -
Mephistopheles,
23.11.2010, 18:30
- Realisierbar als Drei-Punkte-Plan - Don_Q, 23.11.2010, 23:06
- Neue Schulden und neues Wachstum können entstehen, wenn alte Forderungen vernichtet werden. -
Mephistopheles,
23.11.2010, 18:30
- Offene Lücken im systemfortführenden Enteignungs-/Verschenkungsszenario -
Wayne Schlegel,
23.11.2010, 11:55
- Staaten können neuen "Kredit" durch Raub/Enteignung erzwingen (oT) -
frosch,
22.11.2010, 16:57
- Pleite in @dottores Sinn! -
el_mar,
22.11.2010, 16:19
- Timing bis zur Pleite -
Leserzuschrift,
22.11.2010, 17:24
- Vertrauen: Ist immer wieder Punkt auf dem i. - Zweistein, 22.11.2010, 23:24
- Zustimmung - Danke für diesen schönen Beitrag! -
Ashitaka,
23.11.2010, 22:30
- Du überschätzt die nackten Kaiser - Zarathustra, 24.11.2010, 09:18
- Portugal dürfte recht flott gehen... - Anubis, 22.11.2010, 18:48
- Spanien: Fälligkeiten von Krediten / April 2011 wird interessant... - Leserzuschrift, 22.11.2010, 20:44
- Über die Finanzschiene kommt die Pleite nicht mehr -
Morpheus,
22.11.2010, 16:10