Neues von der Zentralbankenpleite
der erste Teil der Antwort ist unmittelbar einleuchtend.
Kleine Anmerkung:
Ist eine Zentralbank nur über ihre Binnenwährung überschuldet, ist
eine
Überschuldungssituation bedeutungslos, weil sie Binnenverbindlichkeiten
in
beliebiger Höhe bedienen kann.
Die Binnenwährung ist eine von mir gewählte Bezeichnung für die Währung, die die Zentralbank selbst schaffen kann, bei der EZB ist es der Euro.
Wenn die EZB überteuerte Wertpapiere gegen EUR-Gutschrift ohne! Rückkaufvereinbarung ankauft (Fachbezeichnung "outright") und die Wertpapiere dann wertlos ausgebucht werden, dann macht sie Verlust.
Geht sie deswegen pleite, ist das für das Funktionieren unseres Geldsystems unbedeutend, denn die EZB kann ihre auf EUR lautenden Verbindlichkeiten immer bedienen.
Die EUR-Einlagen der Banken, die Liquidität auf EZB-Konten horten, werden mit EUR verzinst.
Die Zinsgutschrift für die rollierenden Tagesgelder erfordert als Aufwand eine elektronische Gutschrift. Mehr ist das nicht!
Per Knopfdruck sind die Konteninhaber reicher. Solange das betreffende Computersystem läuft, geht der Vorgang weiter, bis zum Ende der Welt. Das ganze kostet die EZB nichts, nur Strom für das Computersystem...
Kauft die FED USD-Schrottwertpapiere an, verläuft der Vorgang analog.
Dies gilt aber nur für
Fiat-Money-Währungen ohne Umtauschpflicht in Edelmetalle. Schuldet die
Zentralbank Fremdwährung oder Edelmetalle, sieht es düster aus: Dann
ist
Schicht im Schacht, weil sie nicht mehr leisten kann. Dann ist sie auf
den
Kredit von anderen angewiesen, um leisten zu können.
Wenn der Euro nun keine "Fiat-Money-Währung" wäre, sondern gedeckt wäre - durch ein Umtauschrecht der Münzenbesitzer, der Banknotenbesitzer und Konteninhaber in einen Sachwert, dann könnte die EZB zwar weiter den Banken ihre Zinsen für das Tagesgeld per elektronischer Buchung gutschreiben, sie könnte aber nicht die Deckung aufrechterhalten, weil sie diese Deckung nicht auf Knopfdruck zusammen mit den gutgeschriebenen Zinsen produzieren kann.
Folgerichtig hat in den sechziger Jahren Jacques Rueff Charles de Gaulle darauf hingewiesen, daß es für die zahlreichen umlaufenden Dollar keine ausreichende Deckung für alle gäbe.
De Gaulle hat darauf hin das schlechte Geld der Republik (die USD-Papierbestände) in das knappe Geld (das Gold) umtauschen lassen.
"Gelöst" haben die USA das Problem durch Aufhebung der Umtauschpflicht in USD.
Das war ein einzigartiger Vorgang, ein einseitiger Eingriff in laufende Verträge, der niemals bestraft worden ist.
Kannst du das mal bitte in konkret übersetzen? Also was bedeutet credit
easing mit faulen Krediten für die EZB, FED? Danke für die Hilfe!
Es gibt einen Grund, wieso ich auf dem Pleitebegriff so herumreite.
Exkurs:
In der Finanzkrise gerieten die zahlreichen SPV's plötzlich in eine Vertrauenskrise und hatten ein Refinanzierungsproblem, weil ihnen keiner mehr USD zur Verfügung stellen wollte.
Die SPV's nahmen die Refinanzierungsgarantien der "Sponsorbanken" in Anspruch. Die SPV besaßen USD-Schrott-Assets und hatten sich in USD refinanziert.
Plötzlich mußten europäische Banken für ihre SPV's USD ankaufen, weil ihnen der Kreditzugang zu USD versperrt war. Sie konnten aber EUR bei der EZB leihen und diese dann in USD tauschen.
Das Ergebnis war ein Gemetzel am Devisenmarkt: Der EUR fiel von 1,60 USD auf 1,25 USD von Juli 2008 bis Oktober 2008.
Diese plötzliche Kursänderung war den Notenbanken ein Dorn im Auge. Die Fed stellte der EZB und anderen Notenbanken USD zur Verfügung, als Sicherheit mußte die EZB Euros abdrücken.
[link=http://]http://www.voxeu.org/index.php?q=node/4084[/link]
Das Instrument, dessen sich die Fed und die EZB bedienten, nennt sich Basisswap. Die EZB gab EUR an die Fed und erhielt im Gegenzug USD von der Fed. Die EZB zahlt nun regelmäßig Libor-Zinsen an die Fed und die Fed zahlt regelmäßig Euribor-Zinsen an die EZB.
Wann der oder die Basisswaps enden, weiß ich nicht.
Bei Fälligkeit muß die EZB die geliehenen USD an die Fed zurückgeben und die Fed muß die geliehen EUR an die EZB geben.
Das Risiko, und das ist paradox, liegt meiner Ansicht nach komplett bei der EZB.
Weil es für US-Banken kein EUR-Refinanzierungsproblem gibt, muß die Fed die von der EZB erhalten Euros nicht zwangsläufigan die US-Banken weitergeben.
Die Fed könnte es sich erlauben, die Euros bei der EZB auf dem Girokonto verzinslich stehen zu lassen.
Damit ist die Rückzahlung der Euros durch die Fed an die EZB gewährleistet.
Die EZB hat nun das Risiko: Sie muß die von der Fed erhalten USD an die unter ihrer Obhut stehenden Banken aus dem EUR-Raum verleihen. Ob diese die USD irgendwann zurückzahlen ist nicht sicher.
Bei Fälligkeit des Swaps muß die EZB USD liefern, ein knappes Gut (keine Ironie), weil die EZB USD nicht drucken kann wie Euros.
Vielleicht ist die Größenordnung der Basisswaps nocht nicht bedenklich.
Meiner Meinung nach muß man sich aber des Risikos aus dieser Praktik bewußt sein. Wenn die EZB Fremdwährungsverbindlichkeiten eingeht, dann hat das in meinen Augen eine andere Qualität, als wenn ein paar (private) Banken Verpflichtungen in Fremdwährungen haben.
Gruß
paranoia
--
Ich sage "Ja!" zu Alkohol und Hunden.
gesamter Thread:
- Kann eine Zentralbank Bankrott gehen? -
RogRog,
26.10.2009, 16:58
- Eigenkapitalfiktion der Notenbank -
Miesespeter,
26.10.2009, 19:02
- Fiat-Money? -
RogRog,
26.10.2009, 19:20
- Antwort also: Nein -
Miesespeter,
26.10.2009, 19:53
- Zustimmung -
weissgarnix,
27.10.2009, 09:31
- Und Hardy grinst jetzt sicherlich sehr breit ;-) - Tassie Devil, 31.10.2009, 14:53
- Ich fasse zusammen: -
RogRog,
27.10.2009, 10:18
- Richtig.; auch meine Meinung - Todd, 27.10.2009, 11:23
- Passiert ja auch schon - weissgarnix, 27.10.2009, 12:38
- Böse Zentralbanker? -
RogRog,
27.10.2009, 22:43
- Nein - boese Staatsmafia - Tassie Devil, 31.10.2009, 15:14
- Die Liturgie respektieren - Miesespeter, 27.10.2009, 23:37
- "Ordentliche" Zentralbank braucht keine "echten" Vermoegenswerte ... - CrisisMaven, 17.02.2012, 11:14
- Zustimmung -
weissgarnix,
27.10.2009, 09:31
- Antwort also: Nein -
Miesespeter,
26.10.2009, 19:53
- Nein -
moneymind,
26.10.2009, 21:15
- In diesem Falle schon. - Miesespeter, 26.10.2009, 21:38
- Fiat-Money? -
RogRog,
26.10.2009, 19:20
- gelöscht vom Chef, mit Anmerkung für Hopi -
Hopi,
26.10.2009, 19:41
- Ich nehme mich zurück, aber ich war in Simbabwe 1997 und sah deren Innenministerium (Mysterium). - Hopi, 26.10.2009, 20:47
- Viell. klärt das näheres -
moneymind,
26.10.2009, 21:26
- Can Central Banks Go Broke? -
Miesespeter,
26.10.2009, 22:31
- Hochinteressant! 30 Minuten -ging wahrscheinlich in 'Weimar' länger - BillyGoatGruff, 27.10.2009, 13:33
- Can Central Banks Go Broke? -
Miesespeter,
26.10.2009, 22:31
- Ja, sie kann bankrott gehen! -
paranoia,
27.10.2009, 13:35
- Danke, -
RogRog,
27.10.2009, 22:51
- Heißt: die FED ist die einzige ZB, die nicht Bankrott gehen kann -
DcMontain,
28.10.2009, 07:10
- Nein - Miesespeter, 28.10.2009, 09:38
- Neues von der Zentralbankenpleite -
paranoia,
28.10.2009, 12:43
- Wieso nicht EUR? -
tar,
28.10.2009, 14:39
- weitere Erläuterungen zum Zentralbankbankrott -
paranoia,
29.10.2009, 11:20
- Danke für die Erklärung - lerne gerne dazu ;) (oT) - tar, 31.10.2009, 23:45
- weitere Erläuterungen zum Zentralbankbankrott -
paranoia,
29.10.2009, 11:20
- Wieso nicht EUR? -
tar,
28.10.2009, 14:39
- Heißt: die FED ist die einzige ZB, die nicht Bankrott gehen kann -
DcMontain,
28.10.2009, 07:10
- Danke, -
RogRog,
27.10.2009, 22:51
- Eigenkapitalfiktion der Notenbank -
Miesespeter,
26.10.2009, 19:02