Machtversprechen
Hallo Fidel,
wenn in einem insolventen System Ersparnisse eine Illusion sind (ohne
Zweifel), wie glaubst Du verhält es sich mit Eigentum?
Das Untereigentum ist uns vom Staat gegeben. Heutzutage versucht der Staat seine Macht, seine Herrschaft, eben dadurch zu sichern, dass er seinen Bürgern ein zeitlich befristetes Machtversprechen zusichert, dass nur er (der Staat) schafft und vernichtet. Diese Macht (Geld) ist uns gegeben, um unserer aufgezwungenen Verschuldungen herr zu werden. Das Wesen des im staatlichen Rahmen stattfindenen Steuerabgabensystems und der Wirtschaft besteht eben aus nicht erfüllbaren Schulden, deren Begleichung, kraft des Geldes, auf morgen verschoben wird. Der Morgen kommt.
Geld ist bekanntlich eine Eigenschaft, kein Ding, sondern eine Macht die nur dadurch geboren werden kann, dass der Bürger seinen "Anspruch auf Eigentum" an das Kreditinstitut ab tritt, dass der abgetretene Titel beim Staat (Dem vorgeschaltet natürlich die Zentralbank) hinterlegt wird. Die Zentralbank ist für mich nichts anderes als eine staatliche Verwaltung, auch wenn dessen Unabhängigkeit immer wieder gerne betont wird; sie kann es gar nicht sein, da ihr die Staatsgewalt fehlt!
Wenn ich Eigentum verpfänden muss um mich verschulden zu können, und der
Staat gleichzeitig mit seinen Steuereinnahmen für die Bonität der
Währung einsteht,
in der ich mich verschulde - dann finanziere ich doch meine eigene
Übernahme.
Da bin ich ganz bei dir. Nichts anderes passiert in den verbleibenden Jahren des gegenwärtigen Steuerzahlungssystems. Wenn man erst soweit gekommen ist, dass man das Untereigentum und dessen Kraft zur Schöpfung von Geld verstanden hat, dann kann man sich sehr schnell ausmalen, was passieren wird, wenn der Staat seine Zinsverpflichtungen nicht mehr decken können wird und die internationalen Komplexitäten der Bond-Märkte gar die Refinanzierung bestehender Schulden, die Ausgabe neuer Anleihen, stockend beeinflusst.
Die Hinterlegung von Staatspapieren bei der Zentralbank zur Schaffung von Geld hat ihre logischen Grenzen in den steigenden (Zins)Schulden der Staaten und inflationären Wirkung auf die Spekulationsmärkte. Getrieben durch immer höhere Liquidität, sehen wir ja schon gegenwärtig wie unterschiedlich sich der infla/defla Prozess bemerkbar macht. Was die Preise an den Finanzmärkten hochdrückt würgt den Bürgern (eben den Personen, die laut Heinsohn nicht zum Tresen der ZB wandern können) die Luft ab.
Ohne die gewaltigen Staatsbürgschaften und Förderungen / Subventionen (Formen der Staatsverschuldung) wäre der Kreditvergabeprozess an die Bürger (also Privatpersonen und Unternehmen) längst zum Erliegen gekommen. Wir sind gegenwärtig in einer erstmalig klar nachvollziehbaren Rückentwicklung der Kreditvergaben an Nicht-Banken (Ohne öffentliche Haushalte) und stehen damit am Anfang eines deflationären Prozesses, der mir Angst und Bange macht. Die Tatsache, dass diese Entwicklung noch einige Zeit an den Finanzmärkten vorbei gehen wird, macht es im Umfeld steigender Rohstoffpreise oder auch Immobilienpreise nicht einfacher.
Das Steueraufkommen des Staates geht bis zur Beschlagnahme des
Bürgereigentums. Bürgereigentum, das der Staat auch benötigt um eine
neue Währung besichern zu können.
(Heinsohn, Zukunft der Finanzkrise T3.)
Das Steueraufkommen ist Geld, welches immer durch Bürgereigentum (Untereigentum) gesichert werden muss. Das ist auch der Grund, weshalb ich so klar zwischen "Guthaben auf Geld" und "Geld" unterscheiden möchte. Für ersteres braucht es solange keine Hinterlegung von Eigentumstiteln (Anspruch auf Untereigentum) bei der ZB, wie der guthabende Bürger sein Geld nicht einzulösen versucht. Das erklärt meiner Meinung nach die 3 Billionen Passiva der EZB gegenüber den knapp 11 Billionen Einlagen von Nichtbanken im EURO-Währungsgebiet. Hier kommen nämlich die Fristigkeiten und Laufzeiten ins Spiel. Es ist aber nicht so, dass dadurch blanko Kredite vergeben werden könnten. Durch ein schwierigeres Marktumfeld werden die Kreditstandards und damit die Anforderungen an abzutretende Sicherheiten wachsen. Das kann uns das Rückgrat brechen.
Ich frage mich, wie groß die Illusion ist, in der wir leben...
Das Problem unserer Zeit ist, dass das "Anrecht am Untereigentum" (also zur Hinterlegung fähige Eigentumstitel) das Geld, also Leistung von Steuern erst ermöglicht haben (Geldleistungen). Wir sind ja gar in den Glauben verfallen, dass man mittels refinanzierter Titel neue Titel mit gleicher oder gar längerer Laufzeit schaffen könne. Abenteuerlich.
Wenn die Haftungsräume, so wie Schäuble und Rößler es einige male klar und deutlich erklärt haben, nicht ausgedehnt und vergemeinschaftlicht werden, dann werden sich die Staaten relativ zügig ihr Untereigentum zurückholen und damit einen selbstzerstörerischen Prozess akzeptieren müssen. Natürlich sind dem massive Steuererhöhungen vorgeschaltet. Die Vermögenssteuer und Mehrwertsteuererhöhung (einheitlich 19% ohne 7%) sind ja nichts neues.
Grüße,
Ashitaka
--
Der Ursprung aller Macht ist das Wort. Das gesprochene Wort als
Quell jeglicher Ordnung. Wer das Wort neu ordnet, der versteht wie
die Welt im Innersten funktioniert.
gesamter Thread:
- Viele Leistungsüberschüsse können nur in Geld/Gelforderung gespart werden -
Aljechin,
19.01.2013, 21:11
- "nachhaltig" scheint mir das Zauberwort zu sein. -
heller,
20.01.2013, 08:32
- Ja, dazu gibt es Meinungen, Aljechin -
Zarathustra,
20.01.2013, 09:48
- Das Preisniveau wird nicht sinken, da die Aktionäre dann weniger Dividende bekämen (oT)
- Brendan, 20.01.2013, 09:57
- Der Begriff "Realsparen" führt in die Irre -
Ashitaka,
20.01.2013, 10:53
- Die Lösung -
Zarathustra,
20.01.2013, 11:29
- In den letzten 80 Jahren ist etwas besonderes passiert -
Morpheus,
21.01.2013, 09:55
- Jede debitistische Zivilisation geht mit Verstädterung einher -
Zarathustra,
21.01.2013, 10:54
- Städte als lokale "Service-Zentren" für die umliegende Landbevvölkerung sind etwas anderes -
Morpheus,
23.01.2013, 07:52
- Städte als lokale "Service-Zentren" für die umliegende Landbevvölkerung sind etwas anderes -
Morpheus,
23.01.2013, 07:52
- Agglomeration -
el_mar,
21.01.2013, 14:49
- Diese 80 Jahre im Rückblick -
el_mar,
21.01.2013, 15:14
- Jede debitistische Zivilisation geht mit Verstädterung einher -
Zarathustra,
21.01.2013, 10:54
- In den letzten 80 Jahren ist etwas besonderes passiert -
Morpheus,
21.01.2013, 09:55
- Ist auch Eigentum eine Illusion? -
Fidel,
20.01.2013, 14:52
- Machtversprechen -
Ashitaka,
20.01.2013, 15:57
- ..wann haben wir die Defla übersehen? -
Fidel,
20.01.2013, 16:54
- ..wann haben wir die Defla übersehen? -
Fidel,
20.01.2013, 16:54
- Die *Illusion*, in der wir leben einschließlich *Eigentum* / von Hopi -
Leserzuschrift,
20.01.2013, 17:55
- Je freier sich der Mensch vorkommt, desto leichter kann man ihn indoktrinieren - Nicolas G. Davila (oT)
- Fidel, 20.01.2013, 18:53
- Danke für das Zitat, Nicolás Gómez Dávila ist ein interessanter Autor . -
oogway,
21.01.2013, 14:26
- Noch mehr...beeindruckend... Danke (nL) -
Silke,
21.01.2013, 15:29
- Noch mehr...beeindruckend... Danke (nL) -
Silke,
21.01.2013, 15:29
- Danke für das Zitat, Nicolás Gómez Dávila ist ein interessanter Autor . -
oogway,
21.01.2013, 14:26
- @Hopi -
stokk,
20.01.2013, 19:21
- Das Leben gleicht einem Flugabsturz -
Ashitaka,
20.01.2013, 21:34
- Je freier sich der Mensch vorkommt, desto leichter kann man ihn indoktrinieren - Nicolas G. Davila (oT)
- Machtversprechen -
Ashitaka,
20.01.2013, 15:57
- Bei sinkender Verschuldung kann wohl das Preisniveau nicht gehalten werden -
Aljechin,
01.02.2013, 15:53
- genau so -
Ashitaka,
02.02.2013, 15:42
- Schatzanweisung ... -
Aljechin,
02.02.2013, 16:05
- Schatzanweisung ... -
Aljechin,
02.02.2013, 16:05
- genau so -
Ashitaka,
02.02.2013, 15:42
- Die Lösung -
Zarathustra,
20.01.2013, 11:29
- "nachhaltig" scheint mir das Zauberwort zu sein. -
heller,
20.01.2013, 08:32