Fein - wir kommen also doch noch zu einer Diskussion!
Hi Miesespeter!
zur Analogie mit der Metallkugel, und dazu, dass Du in der Lage bist, die
Buechse des Debitismus meistens verschlossen zu halten.
Ich bin ein stark visuell-orientierter Mensch, daher habe ich fast immer eine bildhafte Analogie zu allerlei Dingen im Kopf...
Mir selbst gelingt das nicht, da ich nicht weiss, wie ich einmal erkannte
Zusammenhaenge so wegsperren kann, dass ich mich ihrer nur erinnere, wenn
ich gerade dazu aufgelegt bin.
Nun ja, im Alltag bewegen mich meist Themen, welche auch beim besten Willen nicht mit den Prinzipien des Debitismus sinnvoll zu verknüpfen sind, da eben keine unmittelbare Relevanz vorliegt.
Außerdem nutzt sich jedes Wissen und jede Erkenntnis bei mir ab einem gewissen Punkt (z.B. bezüglich seiner Faszination) auch ab und wird dann zu einem Teil der großen Sammlung an Hintergrundbildern für meinen geistigen Desktop.
Gluecklicherweise komme ich allerdings auch mit der postulierten
'Hoffnungslosigkeit' gut zurecht, vielleicht weil ich vorher schon Cioran
(" Es gibt nur ein Zeichen, dass man alles verstanden hat: grundlos
weinen") gelesen habe, vielleicht auch, weil ich taeglich ausserhalb
des Debtismus im Umgang mit den Mitmenschen genuegend hoffnungslosere Dinge
erlebe, und ich mir schon aus Selbstschutz schon seit langem weder vom
Dasein, und sicherlich schon gar nicht von erkannten wirtschaftlichen
Determinismen die Freude am Sonnenschein verderben lasse.
Was aber eben doch bedeutet, dass es Dir sehr wohl gelingt, im Alltag auch völlig anderen Dingen einen hohen Stellenwert einzuräumen, ohne dabei bewußt die Hand auf die Öffnung der Debitismus-Büchse zu pressen. Somit relativiert sich auch bei Dir das "wegsperren müssen" ein wenig, oder?
Das waeren jetzt mal, aus der Huefte geschossen, einige positive Effekte,
welche ich durchaus der Kenntnis des Debitismus zuschreiben moechte.
Ja, dass man hier und da einen persönlichen Mehrwert aus den gewonnenen Erkenntnissen ziehen kann, steht für mich außer Frage. Diese Aussage klang ja im Forum immer wieder an, und ich selbst hatte an anderer Stelle auch darauf verwiesen. So gesehen würde ich zu Deinen aufgelisteten Punkten sagen: Haken dahinter, passt!
Politik wird nicht mit Hoffnung gemacht, sondern mit Macht, Intrige,
Gewalt, Verhandlung, Vorteilsgewaehrung. Mit Hoffnung wird sie nur
verkauft.
Ich habe natürlich einen "Verkaufsprospekt" (z.B. Wahlprogramm) im Hinterkopf, wenn ich über einen potentiellen politischen Nutzen nachdenke. Ich bin zwar kein Politiker, aber wenn ich einer wäre, würde ich "kundenorientiert" denken. Und da fehlt mir derzeit ein wenig die Phantasie, wie man sich vorstellen könnte, einem breiteren Publikum (als positive Botschaft) den Debitismus in Form einer politischen Programmatik näherzubringen.
Wer in der Politik irgendetwas bewegen will, muss Politik beherrschen.
Dafuer ist der Debitismus zwar nicht zwingend notwendig, aber sicherlich
hilfreich, weil er systematisch erfasst, was ein 'Vollblutpolitiker'
lediglich erspuert und erahnt.
Zu ergänzen wäre, dass gerade an der Spitze der Politik meist etwas verkauft werden muß, was im Grunde genommen gar nicht erreichbar ist. So ähnlich, wie auch an der Spitze von Konzernen. Und dann kommt oft ein Prinzip zum tragen, welches ebenfalls bei Spitzensportlern zu beobachten ist:
Diese stellen sich vor die Presse, und reden ihre eigene Bestform, die sie aus ihrer Sicht für den Sieg prädestiniert, regelrecht herbei. Und das hat nichts mit Blabla für die Kamera zu tun - es entspringt durchaus einer inneren Überzeugung. Die basiert aber nicht notwendigerweise auf harten Fakten (wie Training, Formhoch, realistische Einschätzung der Gegner,...), sondern oft und gerne auf reiner Selbstkonditionierung.
Jeder Coach eines Profisportlers wird daran arbeiten, dass sein Schützling einen unerschütterlichen Siegeswillen aufbaut. Und das ist Kopfarbeit!
Diese Kopfarbeit leistet auch ein Spitzenpolitiker oder Top-Manager. Deren Coach wird als erstes sagen: "Nehmen sie ihren Ego sehr ernst!". Je geringer die Diskrepanz ist, zwischen der empfundenen(!) Realität, und dem zu erreichenden Ziel, desto höher sind die Erfolgschancen. Was aber nichts anderes heißt, als: Je realistischer Sachverhalte und die Fähigkeiten der eigenen Person eingeschätzt werden, desto geringer werden auch die Aussichten auf einen Erfolg.
Und das bringt mich zu der Frage: Welchen Vorteil hat ein Spitzenpolitiker von einer realitätsbezogenen Betrachtungsweise, Ã la Debitismus? Sind da die politisch maßgeschneiderten, ökonomischen Luftblasenmodelle nicht ein deutlich besseres Rüstzeug für die politische Arbeit?
All unsere Gedanken sind Funktion unseres Elends. Wenn wir bestimmte
Dinge verstehen, so kommt das Verdienst aussschliesslich gewissen Maengeln
unserer Gesundheit zu. (Cioran: Die verfehlte Schoepfung)
Mein Prof für technische Mechanik pflegte seinerzeit zu sagen:
Der Mensch ist halt schon ein rechtes Glump - das einzige, was halbwegs passt, ist die Kinematik.
Danke für Deinen Beitrag!
Viele Grüße
Lex
--
Disclaimer:
Article might contain explicit depictions of real things.
These real things are commonly known as life.
If it sounds sarcastic, don't take it seriously.
If it sounds dangerous, don't try it at home.
If it offends you, don't read it.
gesamter Thread:
- @Fabio: Dafür, dass Du einer der Wenigen bist, die aus dem Debitismus einen konkreten Nutzen ziehen konnte... -
Lex Mercatoria,
04.09.2011, 01:24
- Beitragslöschung von Lex Mercatoria -
paranoia,
05.09.2011, 00:26
- Danke paranoia ! ... dem kann ich mich - Jeanna, 05.09.2011, 00:43
- Möchte auch gerne weiterhin Lex M. lesen (oT) - Kurt, 05.09.2011, 08:42
- Vielleicht noch mal überdenken - Hardy, der Student, 05.09.2011, 08:03
- wollte nicht der Erste sein - aber bitte überleg es Dir noch mal, der Beitrag war n.m.E. doch nicht "feindlich" gemeint? (oT) - Onkel Otto, 05.09.2011, 08:14
- sehe ich anders - Dieter, 05.09.2011, 09:46
- Der Beitrag war absolut ok, verstehe ich nicht - Gaby, 05.09.2011, 09:58
- Chef, hast vermutlich übersehen, dass ... - Zarathustra, 05.09.2011, 10:01
- Verstehe ich auch nicht ... - Arithmos, 05.09.2011, 10:58
- Ich habe den Beitrag wieder eingestellt und entschuldige mich... - Chef, 05.09.2011, 11:01
- Vielen lieben Dank an alle... - Lex Mercatoria, 05.09.2011, 18:15
- Positive Aspekte des Debitismus: ein Anfang -
Miesespeter,
05.09.2011, 19:50
- Vollste Zustimmung, sehr schön ausgedrückt! (oT) - Elli, 05.09.2011, 20:04
- Fein - wir kommen also doch noch zu einer Diskussion! -
Lex Mercatoria,
06.09.2011, 00:26
- Politische Bedeutung -
tar,
06.09.2011, 01:34
- Jetzt sind wir ganz nahe dran, tar! -
Lex Mercatoria,
06.09.2011, 20:38
- Eutopie vs. Dystopie - tar, 07.09.2011, 03:32
- Gesellschaftssteuerung ist kein Gluecksspiel -
Miesespeter,
10.09.2011, 00:40
- Dieser Satz ist ein so erschreckender Angriff auf die moralischen Grundsätze und Prinzipien der abendländischen Kultur... -
Lex Mercatoria,
10.09.2011, 23:56
- Wahrheit ist eine Lüge -
moneymind,
12.09.2011, 00:42
- Ich glaube, ich gehöre zum Persönlichkeitstyp Cheeseburger... -
Lex Mercatoria,
12.09.2011, 01:47
- Sorgen?!?!? - moneymind, 13.09.2011, 23:59
- Ich glaube, ich gehöre zum Persönlichkeitstyp Cheeseburger... -
Lex Mercatoria,
12.09.2011, 01:47
- Wahrheit ist eine Lüge -
moneymind,
12.09.2011, 00:42
- Dieser Satz ist ein so erschreckender Angriff auf die moralischen Grundsätze und Prinzipien der abendländischen Kultur... -
Lex Mercatoria,
10.09.2011, 23:56
- Utopie, Ziele etc. - moneymind, 11.09.2011, 23:58
- Jetzt sind wir ganz nahe dran, tar! -
Lex Mercatoria,
06.09.2011, 20:38
- Politische Bedeutung -
tar,
06.09.2011, 01:34
- Freiheit von Hoffnung (mT) -
Melethron,
06.09.2011, 10:08
- Wer mit Hoffnungslosigkeit gut leben kann, hat sehr viel erreicht -
Zarathustra,
06.09.2011, 10:30
- Nicht ganz, denn ... (mT) -
Melethron,
06.09.2011, 10:51
- Ohne Furcht keine Hoffnung - Zarathustra, 06.09.2011, 11:05
- Sisyphus Schicksal, das blüht den Nachhaltigen und Kreislaufwirtschaftern ... -
Orlando,
06.09.2011, 13:30
- Das ist kein Aufruf zur Selbstkasteneiung in christlicher Tradition (mT) -
Melethron,
06.09.2011, 13:57
- Nein sagen und die Konsequenzen ertragen - Orlando, 06.09.2011, 15:30
- Ich hätte diese - kack - Einblendung im Video weglassen sollen! Gruß (oT) - Ashitaka, 08.09.2011, 19:04
- Das ist kein Aufruf zur Selbstkasteneiung in christlicher Tradition (mT) -
Melethron,
06.09.2011, 13:57
- Nicht ganz, denn ... (mT) -
Melethron,
06.09.2011, 10:51
- Wer mit Hoffnungslosigkeit gut leben kann, hat sehr viel erreicht -
Zarathustra,
06.09.2011, 10:30
- Droge klarer Kopf -
beni,
05.09.2011, 19:58
- Debitismus und Marx (mT) -
Melethron,
06.09.2011, 10:23
- "Lösungen anzubieten" -
Zarathustra,
06.09.2011, 11:29
- Jetzt "hegelst" du ;-) (mT) -
Melethron,
06.09.2011, 12:27
- Was ist da vernünftig? Das erschließt sich mir jetzt nicht... -
Mephistopheles,
06.09.2011, 13:28
- Warum muss sie das denn?! (mT) - Melethron, 06.09.2011, 14:08
- So machen wir's. Oder anders. Aber sofort. - moneymind, 12.09.2011, 00:22
- Was ist da vernünftig? Das erschließt sich mir jetzt nicht... -
Mephistopheles,
06.09.2011, 13:28
- Jetzt "hegelst" du ;-) (mT) -
Melethron,
06.09.2011, 12:27
- Marx -
beni,
06.09.2011, 12:22
- Antwort (mT) - Melethron, 06.09.2011, 13:30
- Nun? - tar, 06.09.2011, 18:18
- "Lösungen anzubieten" -
Zarathustra,
06.09.2011, 11:29
- Debitismus und Marx (mT) -
Melethron,
06.09.2011, 10:23
- Optimistische Debitisten -
Fabio,
05.09.2011, 20:41
- Debithermodynamik v1.2 - Kurt, 14.10.2011, 13:16
- der Debitismus kann die Welt retten, wenn kein Retter mehr in Sicht ist -
Onkel Otto,
06.09.2011, 09:17
- Wat mi nich in den Kopp geiht... -
RogRog,
07.09.2011, 00:37
- wo ist das Geldloch? -
Onkel Otto,
08.09.2011, 11:20
- Musst mich noch ein büschen genauer aufklären! -
RogRog,
08.09.2011, 23:41
- ich versuchs... - Onkel Otto, 09.09.2011, 17:57
- Daten - Thor, 14.09.2011, 07:20
- Musst mich noch ein büschen genauer aufklären! -
RogRog,
08.09.2011, 23:41
- wo ist das Geldloch? -
Onkel Otto,
08.09.2011, 11:20
- Wat mi nich in den Kopp geiht... -
RogRog,
07.09.2011, 00:37
- Beitragslöschung von Lex Mercatoria -
paranoia,
05.09.2011, 00:26