wo ist das Geldloch?
Moin Oddo,
geevt dat keen Geldlock? Ick frog mi dat siet Johrn.
Moin rogrog,
nicht nur Du, die Freiwirte suchen es im gehorteten Bargeld, die Keynesianer suchen es in der Spekulationskasse, Deine Gedanken gehen also wohl Richtung Keynes…
Nun wissen wir doch aber als alte Debitisten, selbst ein schwarzes Schaaf wie ich, dass es gar kein Nettogeld gibt. Kann es dann ein Nettogeldloch geben? Deswegen ist doch zuerst mal die Grundsatzfrage zu stellen – WAS hat den WIE genau realwirtschaftlichen Einfluss?
Offensichtlich sind die Einnahmen des Einen die Ausgaben des Anderen. Die „Tauschgelddingleute“ ala say sches Theorem sagen nun, wenn einer sein Einkommen nicht wieder ausgibt, wird es halt via Geldding verliehen. So sind ja die Freunde Gesells auch zu ihrer Argumentation der Umlaufsicherung gekommen.
Nun wissen wir, alles Käse, die Geschichte in der Mitte zu beginnen. Alles Einkommen und alle Ware muss erstmal mittels Vorfinanzierung geschaffen werden. Diese debitistische Sicht der Wirtschaft als Vorfinanzierungsprozess schafft ja erstmal die Vorraussetzungen, dass wir über die Realität reden. Dort liegt ja auch die unschätzbare Leistung von Vordenkern wie H/S und dem @dottore. Die Tauschtheoretiker kommen doch genau deshalb nicht vorwärts, weil sie ihre Überlegungen auf das falsche Fundament aufbauen. Auch der Debitismus sollte aber so alle 5- 25 Jahre mal ein paar neue Gedanken abkönnen. Wenn ich ein paar andere Schlüsse als der Meister ziehe, soll wenn sie denn richtig sind, die Leistungen "der Alten" ja auch nicht abwerten sondern vielmehr aufwerten. Weil ein funktionierendes EXAKTES Denkgebäude für Wirtschaften mit Geld, dass ist doch gerade die Jahrhundert-Baustelle der Ökonomie und damit der Ritterschlag für den Debitismus. Glücklicherweise wird mit meinen Ergänzungen der Debitismus auch auf einmal zu einem konstruktiven Lösungsbaukasten.
Worum geht es also beim realwirtschaftlichen Einfluss des per Saldo gar nicht existenten Geldes?
Wirtschaftliches Gleichgewicht besteht, wenn die Pläne der Wirtschaftsubjekte übereinstimmen. Du willst mir etwas verkaufen und ich möchte es haben. Ich möchte Geld sparen, Du möchtest Dich verschulden. Alles schick – dafür haben wir Märkte und i.d.R. freie Preise, um diese Pläne abzugleichen.
Ein makroökonomisches Gleichgewicht besteht, wenn die Pläne für Einnahmeüberschüsse mit den Plänen für Ausgabeüberschüsse übereinstimmen.
Dies ist die Grundformel ökonomischen Gleichgewichts, der Debitismus schafft aber wichtige Ergänzungen. Die hohen Kredittilgungen sind als aus Vorperioden determinierte Einnahmeüberschüsse der Geschäftsbanken zuzurechnen.
Und daraus ergibt sich nun wieder die Dimension des Neuverschuldungsbedarfs. Wenn wir in Deutschland so ca. 12% des Volkseinkommens Kredittilgungen haben, ergibt dies mit ca. 8% vom Volkseinkommen Plänen für private Einnahmeüberschüsse zusammen also ca. 20% vom Volkseinkommen freiwilligen Neuschuldnerbedarf. Werden diese „Freiwilligen“ nicht mehr gefunden, investieren die Unternehmer unfreiwillig in ihren Lagerbestand, streichen danach die Investitionen und damit ihre eigenen freiwilligen Ausgabeüberschüsse – die Kettenreaktion der Unternachfrage kommt zusätzlich auch über nun einsetzendes Angstsparen der Nichtunternehmer (zusätzliche Einnahmeüberschüsse) in Gang.
In unserem Krisenmechanismus geht also nicht um Geldlöcher, sondern um unfreiwillige Ausgabeüberschüsse und die Reaktionen darauf. Und natürlich kommt dann auch die Unmöglichkeit von Ausgabeüberschüssen für Kredittilgungen und Verluste und damit die Pleitewelle und die Verweigerung der Finanzierung von Ausgabeüberschüssen(Credit-Crunch) dazu.
Ein makroökonomisches Gleichgewicht besteht, wenn die Pläne für Einnahmeüberschüsse mit den Plänen für Ausgabeüberschüsse übereinstimmen
so weit noch mal – und nun endlich Deine eigentliche Frage.
Was hat der ganze Finanzzirkus mit der Realwirtschaft zu tun? Er hat insofern Einfluss, wie er Pläne für Ausgabeüberschüsse und Einnahmeüberschüsse in der Realwirtschaft tangiert!
Ich nenne die monetär bedingte Zusatznachfrage jetzt mal „positiv“.
Wird ein Kredit für reale Ausgabeüberschüsse gewährt = positiver Einfluss
Wird ein Kredit zur Verbesserung der Liquiditätsreserven aufgenommen = kein Einfluss
Wird aus Guthabenhaltung am Sekundärmarkt ein Wertpapier mit Gewinn für den Verkäufer gekauft – kein Einfluss, wenn nun der Verkäufer mit dem Guthaben keine Ausgabeüberschüsse plant. Es ist völlig egal, wie das Nichtnachfragen dokumentiert wird!
wenn der Verkäufer mit dem Guthaben nun ersatzweise für den bisherigen Guthabenhalter nachfragt = positiver Einfluss. Dann hat er zwar im ersten Schritt nur die Dokumentationsform seines Nichtnachfragens gewechselt, im zweiten Schritt diesen Wechsel in ein Zahlungsmittel zum Nachfragen genutzt. Aber auch hier ist es wie beim Kredit. Das Eigentliche sind die Pläne für Einnahmeüberschüsse und Ausgabeüberschüsse – die monetäre Ebene ermöglicht nur diese Pläne umzusetzen. Deswegen ist auch beides richtig – die Wirtschaft wird von Stimmungen gelenkt - Die Wirtschaft wird vom Geld gelenkt. Pläne ohne Finanzierung lassen sich nicht umsetzen. Ohne Pläne für Ausgabeüberschüsse nützen aber auch die schönsten Finanzierungsangebote nichts. Und eben der ganze Rückkopplungskram wie oben beschrieben.
> Wie passt der Sekundärmarkt mit Deiner S=I-These zusammen?
Schau Dir bitte noch mal mein Inselbeispiel an - Sparen und Investieren sind realwirtschaftliche Vorgänge, Robinson muss auf den Konsum von realen Nüssen verzichten, um Freitag die Investition in sein Boot zu ermöglichen. Später muss er reichlich realen Fisch nachfragen, um das System im Lot zu halten. Als er sich der realen Nachfrage verweigert, also real Sparen will, kippt das System zusammen, weil die Pläne für Einnahmeüberschüsse größer sind als die Pläne für Ausgabeüberschüsse. Der sofortige Zusammenbruch resultiert aus der fehlenden Finanzierung für eine Zwangsverschuldung Freitags, mit einem Dispo ginge es erstmal weiter…die Abwärtsspirale beim Inselsozialprodukt gäbe es aber trotzdem.
Wir könnten uns jetzt noch allen möglichen Finanzfirlefanz ausdenken, Einfluss hätte es nicht, solange nicht die reale Nachfrage tangiert ist. Aber ein schöner Trick wäre es jetzt, Freitags Boot als "Wertgeld" zu verbriefen und Robinson dies zur Befriedigung seiner Geldsparfreude anzubieten – deswegen sehe ich in diesem Kunstgriff eine tolle Möglichkeit für ein Happyend. Das Schuldgeld hat heute ein Problem, sein übermäßiger Missbrauch zum Zwecke der Wertaufbewahrung. Da Geldhaltung aber nun mal soooo geil ist, muss Geld teilweise als Wert(aufbewahrungs)geld einfach neu definiert werden. Zur Wertschöpfung kommen wir an Schuldgeld nicht vorbei, weil bei der Wertschöpfung nun mal viel Zeit vergeht. Aber jedes Ding hat halt sein Maß -für Schuldgeld ist es der Kreditbedarf „guter“ Privatschuldner.
lG, Jörg
gesamter Thread:
- @Fabio: Dafür, dass Du einer der Wenigen bist, die aus dem Debitismus einen konkreten Nutzen ziehen konnte... -
Lex Mercatoria,
04.09.2011, 01:24
- Beitragslöschung von Lex Mercatoria -
paranoia,
05.09.2011, 00:26
- Danke paranoia ! ... dem kann ich mich - Jeanna, 05.09.2011, 00:43
- Möchte auch gerne weiterhin Lex M. lesen (oT) - Kurt, 05.09.2011, 08:42
- Vielleicht noch mal überdenken - Hardy, der Student, 05.09.2011, 08:03
- wollte nicht der Erste sein - aber bitte überleg es Dir noch mal, der Beitrag war n.m.E. doch nicht "feindlich" gemeint? (oT) - Onkel Otto, 05.09.2011, 08:14
- sehe ich anders - Dieter, 05.09.2011, 09:46
- Der Beitrag war absolut ok, verstehe ich nicht - Gaby, 05.09.2011, 09:58
- Chef, hast vermutlich übersehen, dass ... - Zarathustra, 05.09.2011, 10:01
- Verstehe ich auch nicht ... - Arithmos, 05.09.2011, 10:58
- Ich habe den Beitrag wieder eingestellt und entschuldige mich... - Chef, 05.09.2011, 11:01
- Vielen lieben Dank an alle... - Lex Mercatoria, 05.09.2011, 18:15
- Positive Aspekte des Debitismus: ein Anfang -
Miesespeter,
05.09.2011, 19:50
- Vollste Zustimmung, sehr schön ausgedrückt! (oT) - Elli, 05.09.2011, 20:04
- Fein - wir kommen also doch noch zu einer Diskussion! -
Lex Mercatoria,
06.09.2011, 00:26
- Politische Bedeutung -
tar,
06.09.2011, 01:34
- Jetzt sind wir ganz nahe dran, tar! -
Lex Mercatoria,
06.09.2011, 20:38
- Eutopie vs. Dystopie - tar, 07.09.2011, 03:32
- Gesellschaftssteuerung ist kein Gluecksspiel -
Miesespeter,
10.09.2011, 00:40
- Dieser Satz ist ein so erschreckender Angriff auf die moralischen Grundsätze und Prinzipien der abendländischen Kultur... -
Lex Mercatoria,
10.09.2011, 23:56
- Wahrheit ist eine Lüge -
moneymind,
12.09.2011, 00:42
- Ich glaube, ich gehöre zum Persönlichkeitstyp Cheeseburger... -
Lex Mercatoria,
12.09.2011, 01:47
- Sorgen?!?!? - moneymind, 13.09.2011, 23:59
- Ich glaube, ich gehöre zum Persönlichkeitstyp Cheeseburger... -
Lex Mercatoria,
12.09.2011, 01:47
- Wahrheit ist eine Lüge -
moneymind,
12.09.2011, 00:42
- Dieser Satz ist ein so erschreckender Angriff auf die moralischen Grundsätze und Prinzipien der abendländischen Kultur... -
Lex Mercatoria,
10.09.2011, 23:56
- Utopie, Ziele etc. - moneymind, 11.09.2011, 23:58
- Jetzt sind wir ganz nahe dran, tar! -
Lex Mercatoria,
06.09.2011, 20:38
- Politische Bedeutung -
tar,
06.09.2011, 01:34
- Freiheit von Hoffnung (mT) -
Melethron,
06.09.2011, 10:08
- Wer mit Hoffnungslosigkeit gut leben kann, hat sehr viel erreicht -
Zarathustra,
06.09.2011, 10:30
- Nicht ganz, denn ... (mT) -
Melethron,
06.09.2011, 10:51
- Ohne Furcht keine Hoffnung - Zarathustra, 06.09.2011, 11:05
- Sisyphus Schicksal, das blüht den Nachhaltigen und Kreislaufwirtschaftern ... -
Orlando,
06.09.2011, 13:30
- Das ist kein Aufruf zur Selbstkasteneiung in christlicher Tradition (mT) -
Melethron,
06.09.2011, 13:57
- Nein sagen und die Konsequenzen ertragen - Orlando, 06.09.2011, 15:30
- Ich hätte diese - kack - Einblendung im Video weglassen sollen! Gruß (oT) - Ashitaka, 08.09.2011, 19:04
- Das ist kein Aufruf zur Selbstkasteneiung in christlicher Tradition (mT) -
Melethron,
06.09.2011, 13:57
- Nicht ganz, denn ... (mT) -
Melethron,
06.09.2011, 10:51
- Wer mit Hoffnungslosigkeit gut leben kann, hat sehr viel erreicht -
Zarathustra,
06.09.2011, 10:30
- Droge klarer Kopf -
beni,
05.09.2011, 19:58
- Debitismus und Marx (mT) -
Melethron,
06.09.2011, 10:23
- "Lösungen anzubieten" -
Zarathustra,
06.09.2011, 11:29
- Jetzt "hegelst" du ;-) (mT) -
Melethron,
06.09.2011, 12:27
- Was ist da vernünftig? Das erschließt sich mir jetzt nicht... -
Mephistopheles,
06.09.2011, 13:28
- Warum muss sie das denn?! (mT) - Melethron, 06.09.2011, 14:08
- So machen wir's. Oder anders. Aber sofort. - moneymind, 12.09.2011, 00:22
- Was ist da vernünftig? Das erschließt sich mir jetzt nicht... -
Mephistopheles,
06.09.2011, 13:28
- Jetzt "hegelst" du ;-) (mT) -
Melethron,
06.09.2011, 12:27
- Marx -
beni,
06.09.2011, 12:22
- Antwort (mT) - Melethron, 06.09.2011, 13:30
- Nun? - tar, 06.09.2011, 18:18
- "Lösungen anzubieten" -
Zarathustra,
06.09.2011, 11:29
- Debitismus und Marx (mT) -
Melethron,
06.09.2011, 10:23
- Optimistische Debitisten -
Fabio,
05.09.2011, 20:41
- Debithermodynamik v1.2 - Kurt, 14.10.2011, 13:16
- der Debitismus kann die Welt retten, wenn kein Retter mehr in Sicht ist -
Onkel Otto,
06.09.2011, 09:17
- Wat mi nich in den Kopp geiht... -
RogRog,
07.09.2011, 00:37
- wo ist das Geldloch? -
Onkel Otto,
08.09.2011, 11:20
- Musst mich noch ein büschen genauer aufklären! -
RogRog,
08.09.2011, 23:41
- ich versuchs... - Onkel Otto, 09.09.2011, 17:57
- Daten - Thor, 14.09.2011, 07:20
- Musst mich noch ein büschen genauer aufklären! -
RogRog,
08.09.2011, 23:41
- wo ist das Geldloch? -
Onkel Otto,
08.09.2011, 11:20
- Wat mi nich in den Kopp geiht... -
RogRog,
07.09.2011, 00:37
- Beitragslöschung von Lex Mercatoria -
paranoia,
05.09.2011, 00:26