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"Nettogeld" relativ sinnloser Begriff; Konsequenzen viel weitergehend

moneymind @, Montag, 12.11.2012, 21:14 (vor 4796 Tagen) @ DarkStar

Hi,

aber ich seh in deinem Posting kein Nettogeld...


Hi Melethron, das war etwas provokativ formuliert. Aber ganz kurz dazu:
Beim definitiven Ankauf von Vermögenswerten steht in der ZB Bilanz aktiv
der VM und passiv das schöne Geld.

Der Vermögenswert (Staatsschuldtitel) impliziert vom Namen her zwar eine
Passiv-Seite (Schuld-titel), hat aber faktisch gar keine: 1.) Ist diese
Schuld bei keinem Wirtschafter verbucht und 2.) wird hier auch keine
Leistung erzwungen, bzw. ernsthafter Versuch zur Rückzahlung unternommen.

Essentiell an dieser "Schuld" ist: sie ist nicht vollstreckbar, und de facto ewig prolongierbar. Genau das macht sie einsetzbar als Basis für antizyklisch einsetzbares "Regulationsgeld", da diese Schulden nicht dem privaten Kalkül unterliegen. D.h. es geht hier um eine andere Kategorie von Schuld als um die Verbindlichkeit eines privaten Wirtschaftssubjekts.

Anders gefragt: Was unterscheidet das Geld aus diesem Spiel: GB kauft
Titel, reicht diesen zur Refinanzierung an die ZB usw. usf., wie es seit
Jahren bei BoJ, Fed, BoE und ECB läuft, von dem Geld, was die Debitisten
gemeinhin Netto-Geld nennen --- etwa das Staatsgeld in der DDR oder Mark in
den 20ern?

Vom Staatsgeld der DDR unterscheidet es sich fundamental, das ist essentiell:

Staatsschuldbasiertes "Regulationsgeld" in einer privateigentumsbasierten Marktwirtschaft reguliert auf der Basis privater Kreditvergabe (mit Refinanzierung bei der ZB) entstandene relative Geldknappheiten / -Überschüsse in Bezug auf aktuell fällige Forderungen auf Geld, und daraus resultierende inflationäre oder deflationäre Entwicklungen.

In other words, dieses "Staatsgeld" ist nicht Primärgeld, sondern Sekundärgeld, mit ihm lassen sich die durch Privatgeldschöpfung am Markt entstandenen Konjunkturbewegungen über die relative Ver- und Entknappung von Geld regulieren.

Das private Vollstreckungskalkül bleibt intakt und zentrales Handlungsmotiv, nur bei Megainflation wird es sozusagen weginflationiert - aber nicht bei einem Infla-Level von 2%. Das Infla-Niveau liefert daher die politischen Zielvorgaben für die Fiskal- und Verschuldungspolitik, die das im Rahmen einer permanenten Feedbackschleife geldpolitisch einzuregulieren hat.

Die andere Seite ist staatliche Inflationsbekämpfung, die über Ausgabenkürzungen und Steuererhöhungen zu erreichen ist, über die Infladämpfer, Deflation bis hin zur deflationären Depression wirtschaftspolitisch induziert werden können.

D.h. dieses marktbasierte Staatsgeld spielt eine unverzichtbare Rolle in einer funktionierenden Marktwirtschaft, deren Dynamik dadurch auch nicht in Gefahr gerät - in Gefahr geräte sie bei Infla-Raten über vielleicht 50%, jedenfalls nicht bei 2%.

DDR-Staatsgeld dagegen bezog sich NICHT auf auf privaten Krediten basierendes "Marktgeld" und bildet schon deshalb eine völlig andere Kategorie. Einen sozialistischen Markt gibt es mangels Eigentumsverlustrisiko (Haftung) und Vertrag, die ja durch einen administrativen Gesamtplan ersetzt sind, gar nicht, also auch keine marktinduzierten inflationären oder deflationären Bewegungen.

Nochmal: Wer hier grundsätzliche Unterschiede sieht, sollte sich die
Augen reiben.

Siehe oben.

Und: Das ist der Missing-Link, den debitism nicht verstanden hat und der
zu den Deflationserwartungen führt --- die auch nach drei Jahrzehnten
ausbleiben.

Das auch, aber die Konsequenzen sind noch ganz andere.

Es wird z.B. sonnenklar, daß jegliche Vorstellung irgendeines "nominalen Ankers" für den Geldwert Makulatur sind und stattdessen der "Geldwert" und damit das Preisniveau in einer privaten Markt- und Kreditwirtschaft - die unverzichbare Grundlage von Eigentum und Schuldrecht incl. Vermögenshaftung - vorausgesetzt - von der relativen Knappheit des Geldes in Bezug auf aktuell fällige Forderungen auf Geld gegenüber privaten, haftenden Wirtschaftssubjekten abhängt, und nicht "vom Wert der zugrundeliegenden, haftenden Eigentumstitel", die ja in diesem Geld gerade in Abhängigkeit von dessen relativer Knappheit bzw. der erwarteteten relativen Knappheit bewertet werden.

Der relative Knappheitsgrad und damit die Geldschöpfung steuert also - haftendes Eigentum vorausgesetzt - die Eigentumsbewertungen, nicht umgekehrt. Und nicht das Eigentum, sondern die Geldschöpfung und die Regulation seiner Knappheit über Zins-, Verschuldungs- und Fiskalpolitik der Kern einer Geldwirtschaft.

In other words, die Eigentumsökonomik stellt den real beobachtbaren Sachverhalt auf den Kopf (was kein Wunder ist, da sie ja nichteinmal das Geldknappheitsproblem überhaupt zu sehen in der Lage ist).

Das heißt nicht, daß reine Knappheit allein, unabhängig von anderen Voraussetzungen, Geld wertvoller macht (isolierte Luhmann-Betrachtung), genausowenig geht es dabei um eine "Geldmenge" in Relation zu irgendwelchen "Gütermengen" (Quantitätstheorie, Monetarismus), sondern eben um die Knappheit des Geldes in Bezug auf aktuell fällige Forderungen auf Geld gegenüber privaten, mit Vermögen haftenden Wirtschaftssubjekten (Steuerforderungen sind darin eingeschlossen).

Damit wird auch die Dysfunktionalität eines jeden Goldstandards vollends offenbar und die zentrale Rolle der Staatsschuld als Instrument der Optimierung der gesamtwirtschaftlichen Leistungsfähigkeit, d.h. sinnvoller Wirtschaftspolitik, wird deutlich.

Deutlich wird auch, daß der Schlüssel zum Verständnis real existierender Geldwirtschaften (und vernünftiger Wirtschaftspolitik) darin besteht, private und staatliche Geldschöpfung(stheorien) richtig zueinander in Beziehung zu setzen.

Damit steht erstmal eine neue Analyse des Staatsschuldphänomens in Geld-/Marktwirtschaften (mit Eigentum und Schuldrecht) an, die noch wesentlich detaillierter sein müßte als das, was ich hier an grundlegenden Punkten gebracht habe und Staatsschuld immer nicht nur in Bezug auf Infla-/Defla-Niveau, sondern v.a. auch im Zusammenhang mit den restlichen Finanzierungssalden der Volkswirtschaft zu betrachten hat, wie Flaßbeck ganz richtig bemerkt.

Gruß
moneymind

--
BLOGGING: Never before have so many people with so little to say said so much to so few.

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                          • Staatsverschuldung "als solches" schafft kein neues Zentralbankgeld. - Ashitaka, 11.11.2012, 23:08
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                • Oh Mann - moneymind, 11.11.2012, 23:15
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                    • Ist sehr einfach, aber man muss sich halt mal paar Fragen stellen - moneymind, 12.11.2012, 10:59
                • Es gibt kein Netto-Geld im unserem zweistufigen Zentralbanksystem. - Ashitaka, 11.11.2012, 23:43
                  • Augen auf: Netto-Geld, bitteschön. Hier kommt's. - DarkStar, 12.11.2012, 01:11
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                      • Hyperinfla - moneymind, 12.11.2012, 11:59
                        • Der Lolr hat aber auch seine Grenzen (mT) - Melethron, 12.11.2012, 16:44
                          • Staat als LolR - moneymind, 12.11.2012, 21:24
                            • Last Lender of the last Lender of the last Lender of the last Lender of the last Lender of the last Lender .....(mT) - Melethron, 12.11.2012, 21:55
                              • Staat als Schuldner - moneymind, 23.11.2012, 18:21
                              • Nachtrag - moneymind, 24.11.2012, 02:37
                      • Netto-Geld - DarkStar, 12.11.2012, 18:22
                        • Eigentumsposition - tar, 12.11.2012, 19:11
                          • Wer nimmt hier noch Pilze? - DarkStar, 12.11.2012, 20:35
                            • Schlechter Stil, auch @Ashitaka - tar, 12.11.2012, 21:04
                        • "Nettogeld" relativ sinnloser Begriff; Konsequenzen viel weitergehend - moneymind, 12.11.2012, 21:14
                          • Kurz - DarkStar, 12.11.2012, 21:51
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                        • Direkter Staatsanleihenkauf (mT) - Melethron, 12.11.2012, 21:28
                          • Kurz - DarkStar, 12.11.2012, 21:42
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                        • Legen wir das auf Eis - Ashitaka, 12.11.2012, 21:14
                          • *räusper* - tar, 12.11.2012, 22:36
                            • Genau das ist für mich der Punkt - da bin ich auf Ashitakas Antwort gespannt (oT) [ [ kein Text ] ] - Phoenix5, 13.11.2012, 00:57
                            • Zeichne dir das doch mal auf - Ashitaka, 13.11.2012, 11:31
                              • Again - tar, 13.11.2012, 23:08
                                • Bitte nicht aufgeben.... - Sokrates, 14.11.2012, 00:54
                                  • Genau, nicht aufgeben, Sokrates! - Zarathustra, 14.11.2012, 09:05
                                    • Mit tar als Vorbild... - Sokrates, 14.11.2012, 15:18
                                  • Nicht aufgeben wobei? Gewinnt hier etwa jemand was? Nein! (oT) [ [ kein Text ] ] - Ashitaka, 14.11.2012, 12:48
                                • Nix mehr again! - Ashitaka, 14.11.2012, 12:39
                                  • Last try (mit "aufgemalt"!) - tar, 14.11.2012, 15:08
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                                      • Ausgangslage - tar, 15.11.2012, 12:55
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            • ... da bin ich mir nicht sicher - pigbonds, 11.11.2012, 13:43
              • Antwort - Ashitaka, 11.11.2012, 16:10
                • Interessant. - pigbonds, 12.11.2012, 09:31
          • "Infla ist gut für verschuldetet Produzenten" - Zarathustra, 11.11.2012, 11:47
            • verkürzt gedacht - moneymind, 11.11.2012, 14:24
              • Endlose Bilanzverlängerung einer Makroökonomie wurscht? - Zarathustra, 11.11.2012, 15:00
                • Ja, wurschtegal - moneymind, 11.11.2012, 15:09
                  • Also alles kein Problem, da - Zarathustra, 11.11.2012, 15:22
                    • Das hast Du behauptet - moneymind, 11.11.2012, 16:16
                      • "Eine Meinung ist billig, sie kostet nichts" (Sheldrake) - Zarathustra, 12.11.2012, 10:30
                        • Charts erklären nichts - moneymind, 12.11.2012, 11:34
                          • Ein Bild sagt bekanntlich mehr als tausend Worte - Zarathustra, 12.11.2012, 12:00
                            • BILD macht etwas ganz anderes - moneymind, 12.11.2012, 12:14
                              • Untergangskram (edit: Zara Hongkong) - Zarathustra, 12.11.2012, 12:44
                                • Wo ist Deine Erklärung? - moneymind, 12.11.2012, 12:48
                                  • Voilà die Erklärung - Zarathustra, 12.11.2012, 14:38
    • Was stört unser jetziges Geldsystem? - Otto Lidenbrock, 10.11.2012, 12:06
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                • Mag jeder sehen wie er will - Ashitaka, 10.11.2012, 19:51
                  • Ist ja an sich klar - sensortimecom, 10.11.2012, 20:28
        • Da befindest Du Dich in guter Gesellschaft - Michael Krause, 10.11.2012, 15:13
    • Mal an den Pfandpool oder sonstige Aktiva, an die bewerteten Briefe/Titel gedacht?! - Ashitaka, 10.11.2012, 12:24
      • Aha,.. - Sokrates, 10.11.2012, 13:18
        • @Sokrates - Ashitaka, 10.11.2012, 14:08
    • Preisfixierung? - tar, 10.11.2012, 13:55
      • Statisch? - Sokrates, 10.11.2012, 14:22
    • Gelöste Probleme durch 0% Inflation? - Gladiator, 10.11.2012, 14:15
      • Missvertändnis - Sokrates, 10.11.2012, 14:40
        • Schulden fixieren??? - Gladiator, 10.11.2012, 15:23
    • Der Fehler - Leserzuschrift, 10.11.2012, 15:39
    • Wieso wäre -gibt es denn Inflation/Deflation überhaupt? - weissgarnix, 10.11.2012, 16:00
      • Definitionen? - CalBaer, 10.11.2012, 18:42
    • sythetische "Rohstoffwaehrung" - CalBaer, 10.11.2012, 18:15

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